Erinnerung an NS-Opfer „#Stolen Memory“ schildert Schicksale - Ausstellung der Arolsen Archives kommt nach Naumburg
Anlässlich der Interkulturellen Woche in Naumburg wird die Wanderausstellung „#Stolen Memory“ der Arolsen Archives gezeigt. Das Internationale Zentrum über NS-Opfer im nordhessischen Bad Arolsen bewahrt persönliche Gegenstände von KZ-Häftlingen auf und sucht Hinterbliebene.
Naumburg - Ein Füller, Schwarz-Weiß-Fotos, Schmuck, ein Abschiedsbrief. Der letzte Besitz von Häftlingen der Konzentrationslager. Seit den 1960er-Jahren bewahrt das Internationale Zentrum über NS-Opfer, die Arolsen Archives im nordhessischen Bad Arolsen, persönliche Gegenstände auf, die den Häftlingen bei der Ankunft in den deutschen Konzentrationslagern von den Nationalsozialisten abgenommen wurden.
Seit 2016 gibt es die Initiative „#StolenMemory“, mit der auch nach den Angehörigen der NS-Opfer gesucht wird, um ihnen die „gestohlenen Erinnerungen“, die sogenannten Effekte, zurückzugeben. Teil der Initiative ist eine interaktive Wanderausstellung, die seit August 2020 in vierfacher Ausführung durch Europa und Deutschland tourt. Ab dem 13. September ist sie in Naumburg zu sehen. Ein aufklappbarer Überseecontainer, der die Schau beherbergt, wird bis Monatsende auf dem Holzmarkt stehen.
Initiiert hat das besondere „Gastspiel“ der Naumburger Martin Helmrich-Knabe, der die Ausstellung im Zuge der Opern-Aufführung „Die Passagierin“ in Gera gesehen hatte. Das Werk des polnischen Komponisten Mieczysław Weinberger erzählt die Geschichte einer KZ-Aufseherin, die auf einem Übersee-Dampfer auf eines ihrer Opfer trifft. Nicht nur diese Oper, sondern eben auch die Ausstellung habe ihn tief bewegt, so Helmrich-Knabe. „Ich habe daraufhin im Arbeitsforum Willkommenskultur den Vorschlag unterbreitet, die Ausstellung zur Interkulturellen Woche nach Naumburg zu holen, und habe die Arolsen Archives angeschrieben“, erzählt der Naumburger.
Finanziert werden die Arolsen Archives und auch die Wanderausstellungen in Deutschland durch das Auswärtige Amt. Ein Ausschuss mit Vertretern aus elf Ländern fungiert als Kontrollgremium. Begleitend zur Ausstellung bietet die Website stolenmemory.org Einblicke. Animierte Filme erzählen von individuellen Schicksalen. Das Material wurde speziell für Jugendliche entwickelt und 2021 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Auf der Website steht umfangreiches pädagogisches Material zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Die Ausstellung wird am 13. September um 10 Uhr auf dem Naumburger Holzmarkt eröffnet.