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Corona-Lage im Burgenlandkreis Spitzenplatz beim Erst-Impfen ist nicht zu halten

Vergleichsweise hohes Tempo an Erst-Impfungen wird sich im Kreis deutlich verlangsamen - es fehlt an Stoff. Medizinerin warnt vor Überlastung des Personals.

29.04.2021, 07:43

Naumburg - Als „nicht grundlegend verändert“ bezeichnete Landrat Götz Ulrich (CDU) auf seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Mittwoch die hiesige Pandemie-Lage. Die Zahlen wiesen auf eine „gewisse Seitwärtsbewegung“ hin. Von den diversen bundesweiten Lockerungs-Marken, die bei Inzidenzwerten von 100 sowie 150 und 165 liegen, sei man „ein großes Stück entfernt“, so Ulrich. Der für dieses Lockerungen maßgebliche Wert des Robert-Koch-Instituts lag für den Burgenlandkreis am Mittwoch bei 295,8. Zudem wurden durch den Kreis 106 Neuinfektionen und vier weitere Todesfälle vermeldet.

Keine allzu guten Neuigkeiten wurden auch zum Thema Impfen preisgegeben. Der Stoff sei derzeit „sehr knapp“, so dass die verfügbare Menge nahezu ausschließlich für die anstehenden Zweit-Impfungen gebraucht werden. Der positive Hintergrund dazu ist, dass im Burgenlandkreis in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich viele Erst-Impfungen stattgefunden haben. Mit einer Quote von 31,8 Prozent der Bevölkerung liegt man damit sogar in Sachsen-Anhalt an der Spitze. Eine Position, die man aber laut Landrat nicht werde halten können. Für den kommenden Sonntag, 2. Mai, wurden nun lediglich 1.600 neue Erst-Immunisierungen angeboten. Die Termine können online wie telefonisch von allen Altersgruppen gebucht werden. Verimpft werde ausschließlich Astrazeneca.

Zahl an positiven Schnelltests in Schulen bleibt gering

Für die vielen Lehrerinnen und Erzieherinnen, die demnächst ihre zweite Spritze erhalten, wird indes Biontech oder Moderna empfohlen. Nur auf ausdrücklichen Wunsch könne man auch erneut Astrazeneca bekommen. In den Schulen, so war der Pressekonferenz zu entnehmen, ist die Zahl der positiven Schnelltests weiter gering. Zuletzt betrug sie 0,16 Prozent, bei den „Lolli-Tests“ zuvor waren es nur 0,05 Prozent. Bei den Regelungen, was als Abschlussklasse und was als Notbetreuungsgrund gilt, um weiter am Wechsel- oder Präsenzunterricht teilnehmen zu können, hatte sich der Kreis an die Regelungen des Landes angelehnt und zudem noch einige großzügige Ausnahmen angehängt.

Die Lage auf den Intensivstationen in den hiesigen Krankenhäusern ist indes „weiter sehr ernst“, wie Dr. Petra Wegermann, die Ärztliche Direktorin der Weißenfelser Asklepios-Klinik, verdeutlichte. Die Patienten werden jünger, ihre Krankheitsverläufe intensiver und die damit einhergehenden Belastungen, vor allem auch für das Pflegepersonal, immenser. Man müsse aufpassen, so Wegermann, dass den Ärzten und Pflegekräften nicht noch auf der Zielgeraden der Pandemie die Kräfte ausgehen. Dennoch appellierte die Medizinerin an die Bevölkerung, auch bei akuten anderen Beschwerden wie Herz- oder Bauchschmerzen, die Krankenhäuser oder Hausärzte aufzusuchen. Man habe die hygienische Trennung, die Infektionen vermeidet, gut im Griff.

21 Infizierte in Lützener Pflegeheim

Wie Amtsärztin Dr. Ina Schmidt berichtete, sind die 31- bis 70-Jährigen derzeit am stärksten von der Pandemie betroffen, auch die Infektionen bei den Unter-17-Jährigen würden ansteigen. Kaum noch betroffen ist die verbreitet geimpfte Generation 70-plus. Doch auch dort passieren tragische Ereignisse. In einem Lützener Pflegeheim sind derzeit 21 Menschen mit dem Virus infiziert. Dies führte auch zu zwei Todesfällen, wobei von den über 90-jährigen Betroffenen eine Person vollständig geimpft gewesen sei. Der Körper habe aber wohl aufgrund von Begleiterkrankungen nicht genügend Antikörper bilden können, so Schmidt. Dass auch sieben Mitarbeiter angesteckt wurden, hänge vermutlich auch damit zusammen, dass 75 Prozent der Belegschaft das Impfangebot nicht angenommen hatten. (Harald Boltze)