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Selbst Karl Moik war begeistert

Von HARALD BOLTZE 01.06.2009, 08:56

Ein Zustand, der von Steffen Sonnekalb, Besitzer des benachbarten und über viele Grenzen bekannten Museumsgutshofs, schon lange tief bedauert wird. "Zum Glück ist nun Bewegung in die Sache gekommen", lobt er in Richtung Bürgermeister Gerd Förster. Doch er könnte genauso gut sich selbst loben. Denn Sonnekalb bezahlt den Abriss der alten Scheune höchstpersönlich. Der bisherige Besitzer konnte sich das nicht leisten. Nach dem Abriss wird Sonnekalb den Platz als Parkmöglichkeit für seine Besucher nutzen. Auf einem Teil des bisherigen Parkplatzes wird dafür ein Informationszentrum gebaut. "Viele Radtouristen beschweren sich oft, dass Tourist-Infos immer in den Städten, abseits der Radwege stehen. Das wird hier nun anders." Recht hat er, schließlich treffen sich in Kleinheringen der Saale- und der Ilmtal-Radwanderweg. Wer von den Radlern einen kleinen Abstecher ins Dorfinnere Kleinheringens macht, wird eine gemütliche saubere Ortschaft vorfinden. Hat er Glück, trifft er sogar auf Christa Meißner. Fast könnte man sagen, dass sich danach ein Besuch der Tourist-Information erübrigen würde. Denn Christa Meißner weiß viel bis alles über Kleinheringen. Zwar ist sie keine "Gebürtige", sondern mit dem Krieg aus Merseburg umgesiedelt. Doch durfte sie die Geschicke der Gemeinde von 1977 bis 1984 als Bürgermeisterin führen. Und ihre Erinnerungen aus dieser Zeit, aber auch aus den Jahren zuvor und danach behält sie stets in Versform in ihrem Kopf. Kaum ein Haus oder ein besonderes Ereignis, zu dem sie kein unterhaltsames wie informatives Gedicht vortragen kann. "Das macht mir einfach Spaß und hält mich jung", ist sie sicher.

Der weitere Eindruck, den Kleinheringen auf Touristen hinterlässt, hängt vom Wochentag ab. In der Woche wird hier fließig gearbeitet. Zwar ist ein größerer Teil des Ortes, wie überall, bereits in Rente, doch gibt es auch einige Betriebe. So zum Beispiel den Kleinheringer Automatenvertrieb von Lutz Donndorf. Seit neun Jahren vertreibt dieser aus seinem Kleinheringer Büro mit zehn Angestellten bereits Spielautomaten. Nicht nur solche, an denen man sich drei Sonnen oder Sterne nebeneinander klicken muss, sondern auch Kicker- und Billardtische. "Unser Lager haben wir in Bad Sulza. Von dort aus beliefern wir Kneipen und Gaststätten in ganz Mitteldeutschland", sagt Donndorf.

Kommt man dagegen an einem Sonntag in den nun baldigen Naumburger Ortsteil, herrscht eher gemächliches Treiben. Gottesdienst findet in der Kirche nur noch selten statt. Die Männer treffen sich dagegen recht regelmäßig zum Frühschoppen am Feuerwehrhäuschen.

Als Übernachtungsquartier würde man den Besuchern natürlich den Museumsgutshof von Steffen und Grit Sonnekalb empfehlen. Nur die Entscheidung, wie sie sich betten möchten, müssten sie selbst treffen. Stehen doch neben den modernen Hotelzimmern und Ferienwohnungen auch die rustikalen Knechtzimmer und vor allem das Strohhotel zur Verfügung. "Vor allem bei Familien mit mehreren Kindern ist das Schlafen im Stroh natürlich unheimlich beliebt", sagt Hausherr Steffen Sonnekalb.

Neben der ungewöhnlichen Schlafgelegenheit staunen die Gäste vor allem aber über die 700 Quadratmeter große Landtechnik-Ausstellung im hauseigenen Museum. Das ist vor allem das Reich von "Oldie" Manfred Sonnekalb, der sich auf dem Hof auch um die Tiere kümmert. Zu den Aufgaben von Steffen Sonnekalb gehört es dagegen, immer interessantere Angebote zu schaffen, um Touristen anzulocken. Jüngst galt es für Besucher, am Herrentag einen Esel zum Schreien zu bekommen, um eine Flasche Schnaps zu gewinnen. Aber auch Volksmusik- und Schlagerstars geben sich in der umgebauten Party-Scheune die Klinke in die Hand.

Der letzte Stargast, der in Kleinheringen weilte, war Anfang Mai Karl Moik. Steffen Sonnekalb: "Drei Tage war der hier und hat Landschaft und Wein sichtlich genossen. So viel wie der herumkommt, sieht der ja die Natur sonst nur aus dem Flugzeug." Letzteres braucht man natürlich noch nicht, wenn man nach Kleinheringen kommen will. Selbst als Naumburger auf Ortsteilbesuch.