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Roman Roman: Lücken in der Geschichtsschreibung der Region geschickt genutzt

28.06.2015, 07:42
Hat einst mit „Seemannsgeschichten“ begonnen und blättert nun in seinem ersten Roman zur Heimatgeschichte: Stefan Rühlmann. Er ist auch ein geschickter Zeichner - hier die Freyburger Stadtkirche.
Hat einst mit „Seemannsgeschichten“ begonnen und blättert nun in seinem ersten Roman zur Heimatgeschichte: Stefan Rühlmann. Er ist auch ein geschickter Zeichner - hier die Freyburger Stadtkirche. Speck Lizenz

Grossjena - „In meiner freien Zeit habe ich Geschichten geschrieben“, erinnert sich Stefan Rühlmann an seine Jahre auf See. „Und manchmal habe ich sie den anderen an Bord auch vorgelesen. Doch eines Tages nahm ich alle 80 Blatt, faltete kleine Flieger daraus und schickte sie mit dem Wind in die Wellen.“ Der 41-Jährige, der mit drei Jahren mit den Eltern von Berlin nach Großjena kam, hatte in Groß- und Kleinjena auch die Schule besucht. Danach diente er drei Jahre bei der Marine - auf der Fregatte „Niedersachsen“. Nach kurzer Zwischenstation an Land hatte es ihn wieder auf See gezogen. Mit einem Stückgutfrachter befuhr er dann als ausgebildeter Schiffsmechaniker die Weltmeere, vorwiegend auf der Asienroute nach Indien, aber auch nach Amerika.

Hauptberuflich in der Bundeswehr

Stefan Rühlmann hat inzwischen für immer der Seefahrt Valet gesagt, bereits 1998 abgemustert. Er ist mit einer Freyburgerin verheiratet, beide haben eine zehnjährige Tochter und wohnen auf dem eigenen Grundstück in Großjena. Beruflich hat er sich umorientiert. Nach einem Studium zum Diplomverwaltungswirt arbeitet er nun in der Verwaltung des Bundeswehrstützpunktes in Weißenfels.

Das Schreiben hat Rühlmann indes nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Er ist ein sehr produktiver Schriftsteller. Und er ist geschichtlich interessiert, arbeitet im Heimatverein Großjena mit und betreibt Geschichtsforschung. Heimat und die Beziehungen von mittelalterlicher Vergangenheit und Gegenwart sind sein Thema - so in seinem Buch „Die Pestkirche oder der andere Lichtraum“. Rühlmann dazu: „Zwei kleine Mädchen - meine Tochter aus der heutigen Zeit und ihre Freundin aus dem Jahr 1450 - treffen sich, und ich darf dabei sein.“ Das Buch handelt davon, wie die Mädchen aus unterschiedlichen Zeiten damit umgehen, dass das Dorf jener Freundin gerade der Pest zum Opfer gefallen ist.

War hier noch die Konfrontation mit der Ruine einer Pestkirche am Malchiner See seine Inspiration, so geht der Autor in seinem gegenwärtigen, umfangreichen Fortsetzungsroman unmittelbar in seine Heimat. Der erste Band mit 361 Seiten ist inzwischen im Noel-Buchverlag erschienen. Titel: „Weil die Zeit sich berühren will.“

Gekonnte Bleistiftzeichnungen

Maria und Hannes, zwei Enddreißiger, müssen sich dabei in längst vergangenen Zeiten bewähren (siehe Beitrag „Roman“). Großjena ist eine Stadt, was wissenschaftlich so nicht bewiesen ist. Vieles sei authentisch, sagt der Autor: „Dort aber, wo die Chroniken keine Antwort geben, suche ich eine zu finden.“ Inzwischen schreibt er an seinem zweiten Band. Ende des Jahres soll er vollendet sein.

Für eine Überraschung ist Rühlmann immer gut. So zeigte er im Weinberg Wartenberg zum Freyburger Weinfrühling eine erste Ausstellung seiner Zeichnungen. Jetzt sind bei Frölich und Hake in Roßbach einige Blätter zu sehen. Studien von Architektur und Landschaft, allesamt sehr korrekt ausgeführte Bleistiftzeichnungen, wie die Stadtkirche von Freyburg.

Was nun aus den ersten Geschichten geworden ist? Natürlich sind sie damals vom Winde über dem Meer verweht. „Aber“, sagt Rühlmann, „ich habe sie später noch einmal aufgeschrieben.“ Die „Seemannsgeschichten“ wurden dann seine erste literarische Arbeit, mit der alles begonnen hat.