Erfolgreicher Olympia-Geher beschenkt seine Wegbegleiter mit Sekt-Sonderedition Prickelndes Dankeschön von Jonathan Hilbert
Leichtathletik: Übergabe mit Prominenz in Freyburg.

Freyburg - Sektduschen auf dem Podium: Nach Formel-1-Rennen sind sie bei den Siegerehrungen Usus (früher mit teurem Champagner, seit diesem Jahr „nur noch“ mit Schaumwein von Ferrari Trento). Würde dies auch nach Wettbewerben der Geher zur Tradition werden, wäre Jonathan Hilbert super gerüstet, könnte er dann doch Sekt der eigenen Edition verspritzen: „Rotkäppchen“, Riesling Flaschengärung.
Die Betonung liegt auf „könnte“, denn Hilbert, der bei den Olympischen Sommerspielen in diesem Jahr in Japan sensationell die Silbermedaille im 50-Kilometer-Gehen gewonnen hat, verwendet die prickelnde 200-Flaschen-Lieferung samt personalisiertem Etikett - beides spendiert vom Freyburger Sekthersteller - für etwas ganz Wunderbares: als Geste der Dankbarkeit. „Nach einem solch überwältigenden Erfolg reicht es natürlich nicht, den zahlreichen Leuten, die mich auf meinem jahrelangen, oft steinigen sportlichen Weg begleitet haben, einfach nur profan per Whats App-Nachricht zu danken “, sagt der 26-jährige Polizeimeister. Und so kam Jonathan Hilbert zusammen mit seinem Vater Stefan Koch und dem Freyburger Zahnarzt Dieter Hanisch, die sich seit Jahrzehnten kennen, auf die Idee mit der Sekt-Sonderedition. Hanisch, der vielen in der Region auch als Chef der Weinbruderschaft Saale-Unstrut bekannt sein dürfte, ließ seine guten Kontakte zu Rotkäppchen-Mumm spielen.

„Wegbegleiter, Sponsoren, Physiotherapeuten, das ganze Team des Deutschen Leichtathletik-Verbands, das mit bei Olympia in Sapporo vor Ort war, Trainingswissenschaftler, auch mein früherer Laufbahnberater - allen will ich mit dem Rotkäppchen-Sekt danken“, erzählt der Ausdauersportler. Und bisher habe er von allen, die schon eine Flasche erhalten haben, eine durchweg positive Resonanz bekommen. Sie seien genauso überrascht wie überwältigt gewesen.
Jonathan Hilbert hat mit seinem Silbercoup in Sapporo, wo die Geher-Wettbewerbe der Tokio-Spiele ausgetragen wurden, in mehrfacher Hinsicht Historisches geschafft: Es war die erste deutsche Olympia-Medaille auf dieser Strecke seit 1992 (damals wurde der heutige Bundestrainer Ronald Weigel in Barcelona Dritter), und es wird wohl zugleich das letzte Edelmetall über 50 Kilometer bei einem der leichtathletischen Saisonhöhepunkte überhaupt gewesen sein. Denn der Weltverband hält diese Distanz nicht für zukunftstauglich. Ab sofort wird Hilbert über 35 Kilometer - eine internationale Kompromisslösung, über deren Dauer noch diskutiert wird - gehen.

Eigentlich hatte Jonathan Hilbert, der für den thüringischen Verein LG Ohra-Energie startet und in Erfurt sowie Leipzig lebt, am vergangenen Wochenende Stargast auf der Gleinaer „Schleife“ sein sollen. Bei diesem Traditionswettkampf der Geher hatte er 2017 sein erstes 50-Kilometer-Rennen überhaupt absolviert. Damals war er nach vier Stunden und fünf Minuten Zweiter der Deutschen Meisterschaft hinter Nathaniel Seiler geworden. „Ich erinnere mich natürlich sehr gut daran, zum Beispiel, dass ich nach 40 Kilometern mit Magenkrämpfen am Straßenrand stand“, blickt Hilbert, der seine Bestzeit inzwischen um mehr als 20 Minuten verbessert hat, zurück.
In diesem Jahr fiel die „Schleife“ jedoch aus. „Doch nicht in erster Linie coronabedingt, sondern weil der DLV nach den Titelkämpfen der Senioren auf der Bahn vor einem Monat in Baunatal keine weiteren Deutschen Meisterschaften austragen wollte“, berichtet Denis Trautmann, Vorsitzender des LGV Gleina. „Und der Aufwand, eine solche Veranstaltung zu organisieren und dafür extra die Bundesstraße in unserem Ort zu sperren, ist uns zu groß, wenn wir keine Meisterschaften ausrichten dürfen. Dann sind nämlich die Teilnehmerfelder einfach zu klein.“ Der Gehsport kam am „Schleife“-Wochenende aber doch zu seinen Ehren. Man legte die Übergabe der Sektflaschen im Beisein der früheren Olympia-Helden Peter Frenkel und Hans-Georg Reimann kurzerhand auf diesen Termin.