Einbruch-Serie in Naumburg Polizei kommt trotz Hinweis zu spät - und kann dann trotzdem zugreifen
Nach Einbrüchen in Pflegedienstfahrzeuge beobachtet ein Zeuge die Täter in ihrem Auto am Naumburger Hauptbahnhof. Doch die Polizei kommt und kommt nicht und hat später dennoch Ermittlungsglück. Warum die Taten für einige ältere Menschen noch zu einem echten Problem werden könnten.
Naumburg. - Zwei völlig unterschiedliche Fälle, aber eine Gemeinsamkeit: das bloße Kopfschütteln zweier Betroffener über die Arbeitsweise der Polizei in den vergangenen Tagen. Pannen passieren unter anderem bei der Verhaftung von bekifften Dieben, wobei eine geschädigte Vermieterin einer Tatverdächtigen eine Spritze aus dem Dekolleté zieht, aber auch im folgenden Fall einer Einbruchserie in dieser Woche in Naumburg und Umgebung.
Der Einbruch
Ein bekannter Unternehmer aus der Nähe von Naumburg traut am Dienstag seinen Augen kaum. In seinem Dorf wird in das Auto einer Diakonie-Pflegekraft eingebrochen, und er hat das Glück, nicht nur auf das Fahrzeug der beiden Tatverdächtigen aufmerksam zu werden, sondern auch das Nummernschild zu erkennen.
Am Abend meldet er das der Polizei und erfährt, dass in den vergangenen Stunden schon in etwa eine Hand voll solcher Pflegedienst-Autos eingebrochen worden war. Auf Nachfrage von Tageblatt/MZ bestätigt das Polizeirevier Burgenlandkreis auch eine solche „Mehrzahl von Angriffen gegen Personenkraftwagen“, so unter anderem ein aufgebrochenes Auto des Deutschen Roten Kreuzes. Das Gravierende: Aus einigen der Fahrzeuge werden auch Haustür - und Wohnungsschlüssel von Pflegebedürftigen gestohlen. Auch wenn diese Schlüssel laut Polizei „unmarkiert“ sind, finden Kriminelle möglicherweise Wege, das durch Abfahren der Routen für sich auszunutzen.
Der (Nicht)-Zugriff
Doch zunächst geht die Geschichte positiv weiter. Der Zeuge nämlich teilt das Kennzeichen in seinen WhatsApp-Gruppen - und siehe da! Ein anderer Unternehmer ruft ihn am Mittwochnachmittag an: „Ich glaube, deine Täter sind jetzt gerade am Naumburger Bahnhof!“ Unser Zeuge, sowieso mit dem Auto unterwegs, fährt hin, sieht den Wagen vom Vortag und ruft sofort die 110 an. „Ich landete in Halle, erfuhr, dass man dort nicht zuständig ist. Der Beamte suchte umständlich nach der Nummer von Naumburg, die ich eh habe, wodurch ich dann neu wählen musste.“ In Naumburg aber habe man keine Eile gezeigt.
Das gesuchte Auto, mit laufendem Motor scheinbar auf etwas wartend, steht noch am Bahnhof, und unser Zeuge wählt sich die Finger wund, erreicht dreimal diverse Beamte, ehe das Auto mit den möglichen Tätern nach 17 Minuten wegfährt. „Da hab ich das letzte Mal auf dem Revier angerufen und getobt, dass sie in Ruhe ihren Kaffee weitertrinken können“, so der Unternehmer, völlig vom Glauben an die Polizei abgekommen. „Die paar Meter vom Kommissariat in der Nordstraße bis zum Bahnhof!“, ärgert er sich.
Die Festnahme
Die Polizei bestätigt auf Anfrage die 17 Minuten - allerdings als Zeit zwischen „Auftragserteilung und Eintreffen des Funkstreifenwagens“. Dass sie die Gesuchten am Bahnhof verpasst, rächt sich aber nicht. Denn zu ihrem Glück (und dem der Bevölkerung) können am Mittwochabend andernorts, „zwei tatverdächtige Personen ermittelt werden“. Derzeit werde in einem Ermittlungsverfahren das sichergestellte Diebesgut zugeordnet, heißt es seitens der Behörde. Einbrüche in Häuser, zu denen Schlüssel gestohlen worden sind, seien bisher nicht bekannt.
Ein Einzelfall scheint das langsame Eingreifen aber nicht zu sein. Bürger beschweren sich immer wieder bei Tageblatt/MZ darüber. Ein Polizeibeamter aus einem benachbarten Revier, das immer wieder im grenzüberschreitenden Austausch ist, lässt unter der Hand kaum ein gutes Wort an der hiesigen Wache.