Domgymnasium Naumburg Online im Dialog mit Erstwählern
Schüler fühlen OB-Kandidaten via Zoom auf den Zahn.
Naumburg - Digitale Technik macht es möglich. Die Aula des Naumburger Domgymnasiums war für eine besondere Runde an jenem Vormittag mit mehreren Räumen verbunden. Sechs von insgesamt sieben Kandidaten für das Amt des Naumburger Oberbürgermeisters stellten sich per Zoom-Schalte den Fragen der Schüler. Eine Aktion der Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“ in Zusammenarbeit mit dem Bildungsamt sowie der Volkshochschule des Burgenlandkreises speziell für Erstwähler. Zu ihr waren alle weiterführenden Schulen Naumburgs eingeladen, doch nur das Domgymnasium nahm letztlich daran teil. Von den Kandidaten waren dabei: Benjamin Bossone, Stefan Bouillon, Holm Mika, Armin Müller, Marcus Runge und Henrik Schumann. Kandidat Mark Kipper fehlte.
Ob Stadtentwicklung und Tourismus, Wirtschaft und Handel in der Innenstadt, Umwelt- und Klimaschutz: Die Themen waren bunt, die dabei angesprochen wurden, souverän moderiert von der VHS-Leiterin Renate Schlüter, die in der Schule zugleich den Fachbereich Politische Bildung verantwortet. „Es ist wichtig, dass wir uns mit den Themen beschäftigen, die die Naumburger umtreiben“, so die VHS-Chefin.
Sie sollten ihre Aufmerksamkeit mehr auf Jugendliche lenken und mit ihnen direkt in Kontakt treten.
Anne Lösel, Schülerin des Domgymnasiums Naumburg
Nach einer ersten Vorstellung der Kandidaten schlossen sich mehrere Frage-Bereiche sowie eine Quick-Check-Runde, bei der schnelle Reaktionen zu verschiedenen lokalen wie globalen Themen gefragt waren, an. „Kommunalpolitik ist Thema im Unterricht. Wir haben derzeit viele Erstwähler, sie sollen verstehen, dass dies die Politik vor der Haustür ist“, sagt Kevin Welde im Gespräch mit unserer Zeitung. Der 29-Jährige lehrt neben Chemie und Wirtschaft auch Sozialkunde am Naumburger Domgymnasium. Zu den Erstwählern gehört die 16-jährige Anna Lösel. „Ich bin stolz darauf, wählen gehen zu dürfen und damit die Chance zu erhalten, meine Meinung zu zeigen“, so die Schülerin des Domgymnasiums. „Allerdings fällt mir die Entscheidung für einen Kandidaten schwer.“ Die 15-jährige Lili Schulze, die jedoch noch nicht wählen darf (erst ab 16 ist dies bei Kommunalwahlen möglich), lobte das Online-Forum, das auf Youtube auf dem Kanal des Jugendforums Burgenlandkreis abgerufen werden kann: „Es war eine sehr gute Idee. Das Forum wurde gut umgesetzt. Es war direkt an Jugendliche gerichtet. Wir konnten die Kandidaten sehen.“ Allgemein nutzen Jugendliche, um sich über Politik zu informieren, vorrangig soziale Medien wie Facebook, Instagram und Youtube, erzählen die beiden Schülerinnen, die sich wünschen, dass Politiker die Jugend mehr beachten sollten. „Sie sollten ihre Aufmerksamkeit mehr auf Jugendliche lenken und mit ihnen direkt in Kontakt treten“, meint Anna Lösel.
Ein Wunsch, den auch das Jugendforum Burgenlandkreis hegt, das nun eine enttäuschende Erfahrung machte. Für die Aktion „260 Sekunden Interviews“ wurden alle Landratskandidaten angeschrieben. Das Projekt sollte in den Osterferien umgesetzt werden. Lediglich drei meldeten sich zurück, wobei einer kurzfristig wieder absagte. Zwei Rückmeldungen kamen am Osterwochenende, als die Interviews bereits geführt, die Veröffentlichung auf Facebook gestartet war. „Ständig wird der Jugend vorgeworfen, sie interessiere sich nicht für Politik oder bringe sich nicht aktiv ein. Doch unsere aktuellen Erfahrungen zeigen uns wieder, dass viele in der Kommunalpolitik scheinbar kein Interesse haben, auf uns zuzugehen. Die Belange der Kinder und Jugendlichen fallen hinten runter oder werden ignoriert“, sagte Henriette Kabisch. Die 19-Jährige ist Mitglied des Jugendforums und Schülerin an der Landesschule Pforta. (Constanze Matthes)