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Müllermilch will Harzinger

Von Gerd Stöckel 24.01.2008, 17:09

Wohlmirstedt. - Die beiden Käsereien der Poelmeyer-Gruppe in Wohlmirstedt sollen an die Müller-Milch-Gruppe veräußert werden. "Beide Seiten haben über den Eigentümerwechsel eine grundsätzliche Übereinkunft erzielt", sagte Alexander Truhlar, Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation von Müllermilch. Auch Geschäftsführer Kai Poelmeyer bestätigt die Verkaufsabsichten. Beide Seiten weisen jedoch darauf hin, dass das Bundeskartellamt dem Verkauf noch zustimmen muss.

Die Brüder Poelmeyer, die im Wohlmirstedter Gewerbegebiet mit der Allerstedter Käserei und der Breitunger Käserei ansässig sind, beschäftigen rund 250 Mitarbeiter. Hinzu kommen Arbeitsplätze im Umfeld, die vom Unternehmen abhängig sind. In der Region sieht man den Eigentümerwechsel nicht ohne Sorge. Negative Konsequenzen für den Standort seien nicht auszuschließen, so Landrat Harri Reiche auf eine Nachfrage unserer Zeitung.

Reiche hat die Ansiedlung Poelmeyers und den Ausbau des Unternehmens in verschiedenen Funktionen seit Anfang der 90er Jahre begleitet. Nach Aussagen der Poelmeyer-Gruppe sind am Standort Wohlmirstedt nahezu 70 Millionen Euro investiert worden. Auch Fördermittel flossen, und - so der Landrat - zumindest für einen Teil dürften Bindungsfristen noch nicht abgelaufen sein. Er will nun mit einem eventuellen neuen Eigentümer "zeitnah das Gespräch suchen". Müller-Milch-Sprecher Truhlar gibt die Auskunft: "Der Unternehmensstandort Wohlmirstedt wird erhalten blleiben, soviel kann ich sagen." Darüber hinaus könne zur künftigen Entwicklung nichts gesagt werden, man sei in einer sehr frühen Phase.

Die milchverarbeitenden Betriebe im Wohlmirstedter Ortsteil Allerstedt und in Breitungen waren von Poelmeyer 1991 übernommen worden. 1999 war die Breitunger Käserei (Kreis Sangerhausen) nach Wohlmirstedt verlegt worden. 2003 hatte Firmengründer Hans-Jürgen Poelmeyer das Unternehmen an seine Söhne Bernd und Kai übergeben. Kunden der Käsereien sind zahlreiche Handelsketten, auch in Spanien, Portugal oder in Skandinavien. Im Dezember 2006 war das Unternehmen mit einer Rückrufaktion für Sauermilchkäse in die Schlagzeilen geraten. Auch im Zusammenhang mit der Schließung eines Käsewerkes in Sangerhausen waren in den Medien Rückschlüsse auf die Situation der Käserei in Wohlmirstedt gezogen worden. Kai Poelmeyer tritt dem entgegen: "Wirtschaftliche Schwierigkeiten liegen absolut nicht vor. Solche Spekulationen sind Quatsch."

Müllermilch hat seinen Sitz im bayrischen Aretsried. Das dortige Unternehmen ist Kern der europaweit agierenden Unternehmensgruppe Theo Müller, die sich auf die Veredelung von Milch spezialisiert hat. Das Unternehmen gilt als Branchenriese. Es ist insbesondere Marktführer beim so genannten "Harzer Käse", eine Übernahme von Poelmeyers "Harzinger" würde diese Position weiter ausbauen. Die Unternehmensgruppe beschäftigt nach eigenen Angaben rund 5 400 Mitarbeiter und erzielte 2006 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Im sächsischen Leppersdorf betreibt Müller seit 1995 eine der modernsten Molkereien Europas. 1,6 Milliarden Liter verarbeitet die Anlage pro Jahr. In die Kritik war Müllermilch geraten, als das Unternehmen im zeitlichen Zusammenhang mit dem von Land und EU subventionierten Ausbau des Werkes in Leppersdorf Betriebe an anderen Standorten schloss.