Lettner-Passion erklingt im Dom
Naumburg. - Die Aufführung der Lettner-Passion des Naumburger Komponisten, Kirchenmusikdirektor Reihnahrd Ohse, wird ein konzertanter Höhepunkt im Musikleben der Stadt Naumburg. Das Konzert findet Sonntag, 25. Mai, 19.30 Uhr, im Naumburger Dom statt.
Einen Tag zuvor, Sonnabend, 24. Mai, 20 Uhr, wird die Lettner-Passion in der Klosterkirche Thalbürgel aufgeführt. Das Besondere an der Naumburger Aufführung: Die Lettner-Passion wird direkt vor dem Westlettner erklingen. Unter der Leitung von Jan-Martin Drafehn singt der Naumburger Kammerchor und die Cantiamo-Junge Kantorei Merseburg. Solist ist der Bariton Matthias Vieweg (Berlin). An der Orgel: Uwe Klußmann (Weißenfels). Es spielt die Vogtland Philharmonie Gera / Reichenbach.
Der Komponist, Reinhard Ohse, über sein Werk: "Das Passionsrelief am Westlettner des Naumburger Doms des so genannten Naumburger Meisters regte mich als ehemaligen Domkantor an, die berühmte Szenenfolge in Musik zu setzen. So entstand 1987 und 1988 die Lettnerpassion für Soli, Chor und Orchester. Die Abfolge der sechs Tafeln: Abendmahl, Verrat des Judas, Gefangennahme, Verhör, Geißelung und Kreuzweg sind Vorlage für die sechs Sätze der Passion, die in der Mitte durch die Eingangstür zum Westchor mit den berühmten Stifterfiguren unterbrochen werden. Diese Tür ist als Kreuz Christi dargestellt, unter dessen Armen man den Westchor betritt. Die Worte aus dem Johannesevangelium "Ich bin die Tür", umrahmt durch die Kreuzigungsrufe der Menge, bilden dabei die Mitte der Komposition. Das Werk endet schließlich mit der Kreuzigungsszene auf Golgatha und den Worten Jesu: "Es ist vollbracht". Der Text ist aus den vier Evangelien zusammengestellt. Die Worte Jesu sind einem Bariton zugeordnet, während der Chor die Berichte der Evangelisten singt, begleitet von einem Orchester, das mit drei Holz- und drei Blechbläsern, Streichern und Schlagzeug eine kammermusikalische Anlage hat. Die Passion ist bewusst so komponiert, dass sie von einem guten Laienchor gesungen werden kann. Sie ist also für den praktischen kirchenmusikalischen Gebrauch bestimmt. Die Sätze können durch Verse einer Orgelpartita "Herzliebster Jesu", die eigens für diese Passion geschrieben wurden, unterbrochen werden, um Raum für Meditation zu schaffen. Zu den Sätzen können Dias der einzelnen Szenen auf eine Leinwand projiziert werden, um die Gleichzeitigkeit der bildnerischen und musikalischen Darstellung zu zeigen. Die Passion ist seit ihrer Uraufführung 1989 in der Thomaskirche zu Leipzig wiederholt an anderen Orten aufgeführt worden.
Der Komponist der Lettner-Passion wurde 1930 geboren, legte 1949 sein Abitur in Rostock ab und studierte anschließend evangelische Kirchenmusik in Spandau und Halle. 1958 bis 1978 schloss sich eine Tätigkeit als Organist am reformierten Dom zu Halle an. Gleichzeitig war Reinhard Ohse ab 1968 Dozent für Tonsatz an der dortigen Hochschule für Kirchenmusik.
Den größten Teil seines Lebens verbrachte er als Domkantor in Naumburg. In dieser Zeit entstand vor 20 Jahren seine Lettner-Passion als ein Werk aus einem umfangreichen Schaffen. Dieses umfasst hauptsächlich Musik für kirchenmusikalischen Gebrauch, Lieder, Klavierstücke, Orgelwerke, Kantaten und oratorische Werke.
Der Kartenvorverkauf für das Konzert hat begonnen. Karten gibt es an der Domkasse sowie im Tourist- und Tagungsservice, Markt 12. Der Eintritt kostet 13, ermäßigt zehn und für Schüler drei Euro.