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Kunstherz hilft überleben

Von HELGA HEILIG 14.04.2011, 15:55

NAUMBURG. - Versorgung übernimmt die Frau

Wie wichtig eine funktionierende Partnerschaft und gute Freunde sind, konnten Heiko Buhn und Ines Riediger in den vergangenen Monaten erfahren. Ines Riediger laufen die Tränen übers Gesicht, wenn sie von der Krankheit ihres Mannes berichtet, seinem Aufenthalt im Herzzentrum Leipzig und die Freunde, die immer geholfen haben, wenn sie gebraucht wurden. Heiko Buhn hat ein Martyrium durchgemacht, das er sich vor einem Jahr noch nicht vorstellen konnte. Nach seinem Zusammenbruch im September wurde er vom Klinikum Naumburg mit dem Rettungshubschrauber ins Herzzentrum Leipzig geflogen. Dort wurde ihm ein Stent gesetzt, doch später bekam der Patient Luftprobleme, weil das Herz nicht mehr allein arbeiten wollte. Die Ärzte im Herzzentrum fällten die Entscheidung, ihn ans künstliche Herz anzuschließen. Am ersten Advent kam er mit dem Apparat nach Hause. Die Wundversorgung übernahm ein Pflegedienst. Die Austrittsstellen der Schläuche des künstlichen Herzen entzündeten sich stark und gefährdeten das Leben des schon angeschlagenen Patienten. Die Lebenspartnerin übernahm Pflege und medizinische Versorgung, nachdem sie im Herzzentrum entsprechend eingewiesen worden war. Etwa in dieser Zeit beantragte Heiko Buhn bei seiner Krankenkasse, der IKK, die so genannte Pflegestufe eins. Eine Ärztin vom Medizinischen Dienst kam zu einem Vorortbesuch, stellte Fragen und nahm ein Protokoll auf. Im Gutachten kam die Ärztin zum Schluss, die Pflegestufe nicht zu genehmigen. Begründet wurde die Absage damit, dass der Pflegeaufwand für Heiko Buhn nur zehn Minuten am Tag betragen würde, nicht aber die erforderlichen 90 Minuten. Geradezu zynisch mutet für den Betroffenen die Bemerkung an, er könne trotz seiner Erkrankung drei Stunden täglich arbeiten - mit Pumpen und Schläuchen am Körper und einem künstlichen Herzen, das er ständig in einem Rollator vor sich her schieben muss.

Krankenkasse lenkt ein

Auf eine entsprechende Nachfrage von Tageblatt / MZ bei der Krankenkasse IKK wurde nahezu umgehend signalisiert, dass oben zitierte Entscheidung nochmals "wohlwollend geprüft" werde. Offenbar wird nun ein Weg gefunden, um Heiko Buhn die Pflegestufe zuzuerkennen. Nach 22 gemeinsamen Jahren ohne Trauschein hat Heiko Buhn gestern seine Ines geheiratet, weil er möchte, dass sie und seine drei Kinder finanziell abgesichert sind. "Ich habe jetzt eine ganz andere Einstellung zum Leben, ich kämpfe weiter", versichert Buhn. Weil er derzeit körperliche Anstrengungen vermeiden muss, hat er sich ein etwas ungewöhnliches Hobby gesucht. In Erinnerung an erlernte Fertigkeiten im Schulfach Nadelarbeit, hat er sich auf des Häkeln besonnen. Der Maurer häkelt Topflappen und Tischläufer.