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Es hagelt Kritik am innerstädtischen Naumburger Stellplatz für Wohnmobile Krach statt Caravan-Idylle

Vogelwiese: Auch am Sonntagabend muss es wieder hoch hergegangen sein.

Von Harald Boltze 10.08.2021, 11:18
Immer wieder Krach auf der Vogelwiese: Eva und Klaus Adolph aus Norddeutschland fühlten sich Sonntagabend davon  aber nur wenig gestört.
Immer wieder Krach auf der Vogelwiese: Eva und Klaus Adolph aus Norddeutschland fühlten sich Sonntagabend davon aber nur wenig gestört. (Foto: Harald Boltze)

Naumburg - Das Thema Ruhestörung auf der Naumburger Vogelwiese ist kein neues. Anwohner- und Besucherbeschwerden gibt es seit geraumer Zeit. Laute Musik aus Autos, Raserei auf dem Platz, dazu Alkohol und die daraus folgende „Gesprächslautstärke“ sind die Hauptprobleme. Oberbürgermeister Armin Müller und der Naumburger Landtagsabgeordnete Daniel Sturm (beide CDU) waren vor einigen Wochen vor Ort, um mit den vor allem jungen Menschen zu sprechen, die sich dort regelmäßig treffen.

Gebracht hat es anscheinend wenig. Denn mittlerweile bekommt Naumburg auch ein Imageproblem - und zwar unter der derzeit rasant wachsenden Anzahl an Campingfreunden.

„Achtung! Warnung!“

Dass die Google-Bewertung des „Wohnmobilstellplatzes Vogelwiese“, der etwa zehn Caravan-Gespannen Platz bietet, bei Google immerhin noch 3,5 von fünf Sternen bietet, hat mit der guten Infrastruktur und der Nähe zum Dom zu tun, die immer wieder gelobt werden.

Schaut man sich die Rezensionen der vergangenen Wochen und Monate an, findet man aber einen großen, immer gleichen Kritikpunkt: „Achtung! Warnung! Fahrt diesen Platz nicht an. Unerträgliche Horden von verrückten Jugendlichen, die nur Krach machen“, scheibt ein gewisser „Camper Tobi“. Ein „Matthias Becker“ stößt ins gleiche Horn: „Gerade zum ersten Mal dort gewesen ... an einen erholsamen Schlaf kann man auf dem Platz nicht denken ... und zum guten Schluss werden über Nacht noch die Fahrräder geklaut...“ Und „Heiko Wolf“ schreibt: „Auch bei uns führten Autoposer Beschleunigungstests inklusive gewollter Fehlzündungen auf dem angrenzenden Parkplatz durch.“ Dutzende solcher Bewertungen sind zu finden. Nun gibt es immer Menschen, die das Internet vorrangig zum Meckern nutzen, doch die Häufigkeit und Deutlichkeit ist frappierend.

Tageblatt/MZ wollte es genauer wissen und stattete der Vogelwiese einen Besuch ab. Und auch, wenn ein Montagvormittag beim Thema Ruhestörung sicher ungeeignet ist, bot sich das befürchtete Bild. „Ja, hier waren gestern Jugendliche“, erzählt Wohnmobil-Tourist Klaus Adolph, in Norddeutschland zu Hause, und für zwei Nächte mit Ehefrau Eva in der Saale-Unstrut-Region zu Gast.

„Am Nachmittag standen sie mit vielleicht acht oder neun teils tiefergelegten Autos im Kreis, haben sich einen Tisch aufgestellt, sind auch mal mit Vollgas über den Platz gedüst. Aber uns hat das nicht gestört. Als ich jung war, mochte ich es auch, wenn das Auto geröhrt hat“, so der 75-Jährige, der sich als tolerant erweist.

„Rummsmusik“ am Abend

Am Sonntagabend, nach dem Regenschauer, sei aber eine kleinere Gruppe mit etwa drei Autos wiedergekommen, und habe laute „Rummsmusik“ bis etwa 23 Uhr abgespielt. Gegen Mitternacht habe es - „aber ich kann Ihnen nicht sagen, wer da beteiligt war“ - noch einen lautstarken Streit auf dem Platz gegeben, erzählt Klaus Adolph. Ihn habe das alles nicht so sehr gestört, „so was kann auf innerstädtischen Stellplätzen eben vorkommen“. Er könne sich allerdings gut vorstellen, dass sich ruhebedürftige Touristen belästigt fühlen.

Dass Caravanfahrer im gesetzten Alter nicht auf Internetbewertungen achten, diesem Irrglauben sollte man aber nicht unterliegen. „Ich hatte die schlechten Kritiken online auf meinem I-Pad gelesen, wollte aber unbedingt den Naumburger Dom sehen, und so haben wird das in Kauf genommen“, so die 73-jährige Eva Adolph aus Glückstadt an der Elbe. Ihr Campingerlebnis in Naumburg sei ansonsten recht positiv gewesen.

Tote Innenstadt

Der Dom sei natürlich beeindruckend, auch mit der Infrastruktur auf dem Stellplatz waren die Norddeutschen zufrieden. „Strom ist da. Frischwasser und die Entsorgung der WC-Behälter sind an getrennten Stellen, was positiv und beileibe nicht überall so ist“, sagt Klaus Adolph. Und auch, dass die erste Nacht gebührenfrei auf dem Stellplatz geparkt werden kann, sei „ein seltenes Bonbon“. Etwas traurig, so das überaus sympathische Paar, das nun weiter in Richtung Spreewald fahren will, sei man nur über die leere Innenstadt gewesen. „Am Sonntagnachmittag, zur besten Kaffeezeit, war nur rings um den Dom ein bisschen was los, sonst sah es ganz schön tot aus. Kein Vergleich etwa mit Quedlinburg, wo wir zuletzt waren“, erzählt Eva Adolph.

Einen Besuch in Naumburg wird sie, trotz der Jugendlichen auf der Vogelwiese, weiterempfehlen. Dennoch scheint es dringend erforderlich, dass die Ordnungsbehörden dem Treiben Einhalt gebieten. Wie eine Nachfrage beim Polizeirevier Burgenlandkreis ergab, ist das Problem dort auf dem Schirm. „Wir haben verstärkte Kontrollen in den Abendstunden mit dem Naumburger Ordnungsamt vor“, so Polizeisprecher Thomas Ortmann.