Ehrenamt in Freyburg Kitz-Retter erhalten Fördermittel
Mit 5.500 Euro vom Land aus der Jagdabgabe kauft Gruppe neue Drohne. Welche Potenziale sie eröffnet.
Freyburg - Rückenwind für die Rehkitz-Retter: Von Sachsen-Anhalts Regierung sind jetzt erstmals aus Landesmitteln Fördergelder zur Anschaffung von Technik für jene ehrenamtlich arbeitenden Gruppen bereitgestellt worden. Diese suchen in der Periode des ersten Grünlandschnitts zwischen Ende April und Anfang Juli am Morgen vor der Mahd die betreffenden Flächen per Wärmebild-Drohne ab, um Rehkitze, Feldhasen-Junge sowie gefährdete Wiesenbrüter wie etwa Rebhühner zu bergen und so vor Tod oder Verstümmelung durch das Mähwerk zu bewahren. Bis zu einem gewissen Alter haben die genannten Tiere nämlich noch keinen Fluchtreflex ausgeprägt, sondern verharren bei nahender Gefahr regungslos.
Der erste bewilligte Förderbescheid im Rahmen des neuen, aus der Jagdabgabe gespeisten Landesprogrammes erging Ende Februar an das Projekt „Kitzrettung Unstruttal“ - eine gut zehnköpfige Gruppe, die sich vor allem im nördlichen Teil des Burgenlandkreises engagiert. Vor wenigen Tagen traf die mit den zugesprochenen Fördergeldern in Höhe von 5.500 Euro netto nun neu angeschaffte Hightech-Drohne mitsamt Wärmebildkamera, Monitor und Ersatz-Akkus bei den erwartungsfrohen Rehkitz-Rettern im Unstruttal ein.
Dank der neuen Kameratechnik können wir mit der Drohne höher und schneller fliegen.
Max Enders
„Bislang haben wir bei unseren Einsätzen ja komplett auf unsere private und somit selbst finanzierte Technik zurückgegriffen“, erläutert Max Enders, der Sprecher der Gruppe. Die im Zuge der Landesförderung jetzt zum eigenen Bestand hinzugekommene Wärmebild-Drohne sei auf dem allerneuesten Stand der Technik. Dies wiederum vergrößere die Möglichkeiten seiner Kitzretter-Gruppe, die sich bereits im vergangenen September dem gemeinnützigen Tierschutzverein Freyburg angeschlossen hat - und somit beispielsweise Spendenquittungen auszustellen berechtigt ist - auf beträchtliche Weise.
Mit Wärmebildkamera
„Nur einmal zum Vergleich: Wenn wir bislang eine Zwölf-Megapixel-Kamera nutzten, steht uns jetzt immerhin eine 48-Megapixel-Aufzeichnungsoptik samt 32-fachem Zoom sowie inklusive einer Wärmebildkamera mit der äußerst hohen Auflösung von 640 mal 512 Pixeln zur Verfügung“, so Max Enders. Für den technischen Laien, der mit solchen Angaben wenig anzufangen weiß, „übersetzt“ er das Ganze auf eine verständliche Weise. „Dank der neuen Kameratechnik und ihres drastisch besseren Auflösungsvermögens können wir mit der Drohne höher und schneller fliegen und - am allerwichtigsten - nun ein Sichtfeld mit einer Breite von 50 Metern statt bisher knapp 20 Metern überprüfen.“
Ganz praktisch betrachtet bedeutet dies: Wo die Truppe im Vorjahr stellenweise noch schlicht an ihre Kapazitätsgrenzen stieß und zum größten eigenen Bedauern nicht sämtlichen Anfragen von Landwirten oder Jägern aus der Region nachzukommen vermochte, könnte genau dieser Engpass verschwinden. Max Enders: „In der absoluten Spitze sind 2020 im Unstruttal 90 Hektar pro Tag gemäht worden. Wir selbst haben bei optimalem Verlauf täglich für 50 Hektar die Befliegung einschließlich Bergung geschafft, wobei wir jeweils bis zu neun Rehkitze fanden“, verdeutlicht der Naturschützer. Er hoffe, diese Lücke zwischen der Fläche an zu mähendem und der Fläche an überprüftem Grünland 2021 in Richtung Null drücken und somit faktisch alle Kitze retten zu können.
Partnerschaft und Austausch mit Geraer Verein
Weiterer Rückenwind erwächst dem Freyburger Team durch eine im Herbst gestartete Partnerschaft mit den Rehkitz-Rettern vom Tierschutzverein Gera und Umgebung, die partiell, im Zeitzer Raum, ebenfalls im Burgenlandkreis aktiv sind. „Wir tauschen intensiv Wissen und Erfahrungen aus und haben uns auch beim Thema Technik ganz eng abgestimmt und jetzt bei der Neuanschaffung auf praktisch identische Ausrüstung gesetzt. So können wir am besten von den Tipps und Kniffen der jeweils anderen lernen“, hebt Nicole Krüger vom Geraer Verein hervor. (Andreas Löffler)