Nach einem realen Ereignis im Sommer 2020 Kinderbuch erzählt vom Krokodil in der Unstrut
Ulrich Hardam und Cornelia Freche veröffentlichen Geschichte über ein Tier, das gesehen und doch nicht gefunden wurde.

Tröbsdorf - Es war die Top-Nachricht des 2020er-Sommers im Burgenlandkreis: Angler wollen nahe Tröbsdorf in der Unstrut ein Krokodil gesehen haben. Eine groß angelegte Suche läuft an: Polizei und Feuerwehren kommen zum Einsatz, Anwohner legen sich auf die Lauer. Der gefährliche Beißer jedoch wird nicht wieder gesehen. Womöglich, so die Vermutung, hat er sich wegen der ganzen Aufregung einfach auf dem Grund des Flusses verkrochen. Landrat Götz Ulrich (CDU) erlässt deshalb für die Unstrut ein Bade- und Befahrungsverbot. Und wie einst Hans Albers fährt das Kreisoberhaupt höchstpersönlich auf einem Boot stehend auf die Unstrut hinaus, um das gefährliche Tier aufzustöbern.
„Prüfung der Gefahrenlage“
Als der Hinweis kommt, das Krokodil sei möglicherweise flussaufwärts in den Kyffhäuserkreis geschwommen, wird sogar mittels eines Hubschraubers gesucht. Doch wieder nichts. Am 6. September schließlich hebt der Landrat das Bade- und Befahrungsverbot auf, ist die Unstrut wieder ein normaler Fluss. „Nach erneuter Prüfung der Gefahrenlage werden die Beschränkungen für die Unstrut nicht verlängert, da alle Spuren für die Existenz eines Krokodils sich als nicht verlässlich erwiesen haben“, heißt es dazu aus der Kreisverwaltung. Über Nacht aber ist die Unstrut-Region bundesweit in aller Munde; freilich gibt es auch manchen Spott über das nicht gefundene Tier.

Nun aber haben sich Ulrich Hardam und Cornelia Freche der Krokodil-Story angenommen. Entstanden ist ein liebevolles Kinderbuch, das vom Krokodil mit Augenzwinkern und Schmunzeln erzählt und das dabei doch eine komplette Geschichte serviert. Sie beginnt, als sich die Tür der Polizeiwache öffnet, in der Hauptwachtmeister Tüte hinter seinem Schreibtisch sitzt. Bei dieser Hitze, so hofft er, könne er bald baden gehen. Da allerdings tritt ein Angler herein, der aufgeregt berichtet, er habe im Fluss - der Name Unstrut wird nicht erwähnt - ein Krokodil gesehen. Na, komisch kommt das Tüte schon vor. Aber dann ruft er Wachtmeister Berni - und gemeinsam fahren sie mit dem Polizeiauto zum Fluss. Das Krokodil freilich hat sich längst verkrochen, so dass der Einsatz erfolglos bleibt. Vorerst.
Tüte erhält aufgeregten Anruf
Denn kurze Zeit später erhält Tüte einen aufgeregten Anruf eines Kanuten: Er habe ein Krokodil gesehen. Vor Ort ist erneut nichts zu finden. Als Tüte gerade zum Schreiben des Berichts ansetzt, stürmt ein Radfahrer ins Polizeibüro. Ein Krokodil sei gerade über den Radweg gelaufen. Er habe es genau gesehen: ein riesiges Maul mit scharfen Zähnen. Dem Hauptwachtmeister wird es nun zu bunt. Leiden hier jetzt alle unter der Hitze oder ist schon 1. April? Na, schleifen lassen will er die Sache aber nun auch wieder nicht.
Also fordert er Verstärkung an, weiß er doch: Ein Schnapp, und der Arm ist ab. Ulrich Hardam lässt nun die Handlung voll abfahren, die in zwei Überraschungen, die hier nicht verraten werden sollen, ihren Höhepunkt und Abschluss findet. Cornelia Freche steuert dazu die Handlung unterstreichende, aber zurückhaltende Illustrationen bei, die unverkennbar die Landschaft des Unstruttals einbeziehen. So erhebt sich das Schloss Burgscheidungen über den für das Tal typischen, am Flussufer stehenden Kopfweiden.

Erschienen ist das Buch im Spelhus Verlag Wernigerode. Gegründet wurde dieser 1991 von Ulrich Hardam, der vor allem mit der „Flitzi“-Serie um die kleine Brockenhexe bekannt geworden ist. Im Harz ist Hardam auch als Musiker eine Größe. Ein halbes Jahrhundert lang spielte und sang er als Freizeitmusiker in etlichen Bands. 2020 aber schlossen sich die Gitarrenkoffer, die Corona-Pandemie ließ die Musik verstummen. Der 68-Jährige nutzte indes die Zeit, um zu recherchieren und mit einem Buch zurückzublicken in Wernigerodes wilde Vergangenheit - auf die Livemusik der letzten 75 Jahre in der Stadt und der Harz-Region.
Weitere Informationen zum Verlag im Internet unter www.spelhus.de