Handball: Eigengewächse der Burgenländer in den höheren Spielklassen im Einsatz „Jugend forscht“ beim HCB: 17-jährige Talente drängen sich auf
Slamka trifft bei seinem Debüt in der Sachsen-Anhalt-Liga, Krenz sitzt beim Sieg des Oberliga-Spitzenreiters in Jena auf der Bank.
Jena/Plotha - Trainer Svajunas Kairis hatte es vor dem Gastspiel bei seinem Ex-Verein angekündigt: „Das wird ein spannendes und enges Match in Jena. Der HBV steht völlig ungerechtfertigt auf dem vorletzten Tabellenplatz, verliert immer nur knapp, erlebt keine Debakel.“ Und der Litauer in Diensten des HC Burgenland sollte recht behalten. Der favorisierte Spitzenreiter der Mitteldeutschen Oberliga tat sich am Samstagabend im Sportkomplex Lobeda-West 56 Minuten lang extrem schwer und setzte sich erst in der sogenannten Crunchtime spielentscheidend ab. Mit 31:28 gewannen die Burgenländer diese Partie, und sie profitierten gleichzeitig von den Ausrutschern der Konkurrenz. Die bislang punktgleichen Co-Tabellenführer USV Halle (25:33 beim HC Glauchau/ Meerane) und HG Köthen (26:28 beim SV Plauen-Oberlosa) verloren, während Verfolger Pirna/ Heidenau beim HSV Bad Blankenburg nur ein 23:23 erreichte.
Thüringer halten lange mit
Die Jenaer spielten in der ersten Halbzeit am oberen Limit. Die Schützlinge von Teammanager und Trainer Sergio Ruiz Casanova, der für Eisenach und Essen in der 1. Bundesliga aktiv war und mit dem Team aus dem Ruhrpott den EHF-Pokal gewann, machten kaum Fehler und profitierten zunächst von den überraschend häufigen Fehlabspielen der Gäste, die sie erfolgreich zu Kontern nutzten. Allerdings verletzte sich ihr junger Rückraumspieler Luis Maria De Goya Carbajo, von der zweiten Mannschaft des spanischen Erstligisten Ademar Leon gekommen, bereits gleich in der Anfangsphase so schwer, dass er nicht mehr zum Einsatz kommen konnte. Dafür sprang sein Landsmann Matias Galan Garcia, der beim FC Barcelona ausgebildet wurde und für dessen Reserve in der zweiten Liga spielte, ein. Er war mit elf Treffern erfolgreichster Werfer des HBV.
Die Thüringer führten phasenweise mit vier und lagen zur Halbzeit mit drei Toren vorn. Sie schienen ihrem hohen Tempo Tribut zahlen zu müssen, als sie nach Wiederbeginn ihren Vorsprung einbüßten. Der HCB, der seine Fehlerquote merklich senkte, lag nun selbst mit 24:21 in Führung, doch die Jenaer ließen sich einfach nicht abschütteln und glichen wieder aus. „Es zeugt allerdings auch von einem Reifeprozess innerhalb unseres Teams, dass wir in solch schwierigen Phasen die Kopf oben behalten“, sagte Steffen Baumgart, der Sportliche Leiter der Burgenländer.
Als einen der Matchwinner bezeichneten er und Coach Kairis den erfahrenen Florian Pfeiffer, der nach überstandener Erkrankung stark zurückgekehrt war, hinten an der Seite von Mirco Fritzsche die Abwehr organisierte und im Spielaufbau zusammen mit Stefan Remke sowie dem besten Torschützen, Kevin Szep-Kis (11), überzeugte.
Pfeiffers Rückkehr war auch deshalb wichtig, weil mit dem noch verletzt fehlenden Tom Hanner, dem weiter erkrankten Marcel Popa (auch ein ehemaliger Spieler des HBV Jena) und Linksaußen Janko Pesic drei wichtige Akteure ausfielen. Deshalb nahmen die Burgenländer auch den erst 17-jährigen Tim Krenz als Back-up für Rechtsaußen Richard Vogel mit in die Universitätsstadt. Der Linkshänder ist wie Laurenz Kröber (18) ein HCB-Eigengewächs. „Tim soll eigentlich wie der ebenfalls gerade erst 17 gewordene Maxim Slamka verstärkt in der zweiten Männermannschaft eingesetzt und dort für höhere Aufgaben aufgebaut werden“, berichtet Steffen Baumgart. „Es ist schön, dass da Talente aus den eigenen Reihen heranwachsen“, freut sich der Sportliche Leiter,
Mitteldeutsche Oberliga, Männer: HBV Jena - HC Burgenland 28:31 (17:14). HCB: Marius Göbner, Marian Voigt; Stefan Remke 2, Kenny Dober 5, Niklas Seifert, Laurenz Kröber, Tim Krenz, Steve Baumgärtel, Tim Bielzer 4, Florian Pfeiffer 3, Mirco Fritzsche, Kevin Szep-Kis 11/2, Richard Vogel 6 - Siebenmeter: Jena 5/5, HCB 5/2; Zeitstrafen: Jena 3, HCB 2.
Reserve ist chancenlos
Eben jener Maxim Slamka feierte am Samstag in Plotha sein Debüt (und auch seinen ersten Torerfolg) in der zweiten Männermannschaft der Burgenländer, die in der Sachsen-Anhalt-Liga gegen den Tabellenzweiten SV Oebisfelde allerdings chancenlos war. Das Team von Spielertrainer Marcus Deibicht, der dieses Mal fehlte, kassierte eine mehr als deutliche 26:42-Heimniederlage. Dabei waren Lucas Haucke mit acht und Marcus Födisch mit sechs Treffern die erfolgreichsten Werfer der Hausherren (siehe auch Statistik-Kasten). In der Tabelle bleibt die HCB-Reserve, die am kommenden Wochenende spielfrei ist, auf dem zwölften Platz.
Sachsen-Anhalt-Liga, Männer: Burgenland II - SV Oebisfelde 26:42 (10:20). HCB II: Matthias Manz, Lars Janke; Marcus Födisch 6, Eric Emmerich 1, Tim Kurrat 3, Stephan Fichtner 4/1, Maxim Slamka 1, Martin Voigt, Paul Zänker 2, Lucas Haucke 8, Martin Tillmann 1 - Siebenmeter: HCB II 4/1, Oebisfelde 6/5; Zeitstrafen: HCB II 4, Oebisfelde 2.
Die Oberliga-Frauen des HCB setzten sich indes am Samstagnachmittag bei Titelverteidiger TSV Niederndodeleben mit 28:26 durch und behaupteten damit vorerst ihren zweiten Tabellenplatz. Das Spiel war sehr ausgeglichen. Zunächst lagen die Gastgeberinnen mit drei Toren in Front (10:7), quasi mit der Pausensirene brachte aber Julia Pöschel den HCB wieder nach vorn (13:14). Zu Beginn der zweiten Halbzeit zogen die Gäste dann auf vier Treffer davon (14:18), doch der TSV glich wieder mehrfach aus, zuletzt zum 25:25. Im Endspurt war das Team von Trainer Sascha Meiner dann stärker. „Wir sind schwer in die Partie gekommen, und Niederndodeleben mit seiner eingespielten Mannschaft hat unsere Fehler sehr effektiv bestraft“, berichtet Meiner. Dann aber hätten seine Schützlinge aggressiver und beherzter zugegriffen und den Gegner seinerseits zu Fehlern gezwungen.
Geglücktes Ringler-Comeback
„Das verbesserte Abwehrverhalten war schließlich auch der Schlüssel zum Erfolg“, so der Coach, der sich über das gelungene Comeback von Carmen Ringler freute. Die erfahrene Akteurin hatte nach einer Corona-Infektion im Juni unter Long-Covid gelitten. „Sie musste Stück für Stück und nach mehreren medizinischen Tests erst wieder langsam an das Training herangeführt werden“, so Sascha Meiner.
Jetzt stand Ringler am Samstag zum ersten Mal in dieser Saison wieder im Wettkampf auf der Platte, und es blieb ihr vorbehalten, mit ihrem dritten Treffer den 28:26-Sieg ihres Teams perfektzumachen. „Wir sind froh über jede Rückkehrerin in unserer derzeitigen angespannten Personalsituation“, ergänzte der Trainer noch. Meiner muss aktuell auf die verletzte Patrizia Sturm, die wohl noch bis Jahresende ausfallen wird, und weiter auch auf die erkrankte Lea Guderian verzichten.
Mitteldeutsche Oberliga, Frauen: TSV Niederndodeleben - Burgenland 26:28 (13:14). HCB: Wiebke Detjen, Kira Barth; Linda Uhlig, Julia Pöschel 5, Marie Knappe 2, Lena John 3, Celine Knorr, Sandra Kube 4, Jasmin Heinz, Justine Schmitz 10/2, Carmen Ringler 3, Juliana Maul 1, Johanna Stein - Siebenmeter: TSV 5/4, HCB 2/2; Zeitstrafen: TSV 1, HCB 3.
Am kommenden Samstag mit Anwurf um 19 Uhr haben die Burgenländerinnen in Plotha den Tabellenletzten HSV Magdeburg zu Gast. Und auch die Oberliga-Männer des HCB spielen dann gegen das Schlusslicht: Sie treten bereits ab 17 Uhr beim noch punktlosen Zwickauer HC Grubenlampe an, der am Wochenende bei Concordia Delitzsch deutlich mit 16:29 unterlag.