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Erst Mathe, dann Bulabana In Naumburger Jugendherberge holen Schüler durch Distanzunterricht Versäumtes nach.

Corona

Von Albrecht Günther 12.08.2021, 10:17

Naumburg - Michelle sitzt vor einer Mathe-Aufgabe. Ganz schön knifflig, findet sie. Aber auch etliche Erwachsene dürften Probleme haben, die Zahlenreihe aufzulösen. Die Weißenfelserin paukt Mathematik - in den Ferien! Das Lernen im Camp in der Naumburger Jugendherberge jedoch macht der Schülerin Spaß, gibt es doch am Nachmittag ein attraktives und vielfältiges Freizeitangebot. So am gestrigen Mittwoch den Besuch des „Bulabana“-Bades und eine abendliche Disko.

Zusammen mit ihrer ebenfalls aus Weißenfels stammenden Freundin Leonie und weiteren 15 Schülern aus dem Burgenlandkreis besucht Michelle derzeit das Lerncamp in der Naumburger Jugendherberge. „Ich finde es gut hier“, sagt die Siebtklässlerin. Auch, weil sie im coronabedingten Distanzunterricht ihre Mitschüler vermisst habe, es mit dem virtuellen Unterricht nicht so einfach gewesen sei.

Noch bis zum Freitag hat die Gruppe in der Naumburger Herberge Quartier bezogen - auf freiwilliger Basis und komplett vom Bund aus dem Programm „Nachholen nach Corona“ finanziert, wie Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) bei einem Besuch des Camps am gestrigen Mittwoch sagte. „Alle an Schule Beteiligten haben in diesem besonderen Schuljahr Enormes geleistet, um den Herausforderungen der Pandemie zu begegnen. Uns ist bewusst, dass trotz des hohen Engagements und des Einsatzes der Lehrkräfte und Elternhäuser nicht alle Schüler vom Distanzunterricht gleichermaßen profitieren konnten. Lerncamps sind daher eine geeignete Maßnahme, um entstandene Lerndefizite auszugleichen“, so Tullner.

Insgesamt drei solcher Camps, die jeweils eine Woche dauern, gibt es derzeit im Land. Neben Naumburg sind sie in Jugendherbergen in Dessau-Roßlau und Schierke untergebracht. „Wir haben die Sekundarschulen dieser Regionen angeschrieben und sie gebeten, Schüler und deren Eltern anzusprechen, um für eine Teilnahme zu werben“, ergänzte Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner (CDU). Ursprünglich sei eine Kapazität von insgesamt 80 Schülern geplant gewesen, wegen der Kurzfristigkeit der Organisation die Zahl aber auf 60 reduziert worden. „Es ist auch ein Pilotprojekt, ob wir weitere solche Lerncamps anbieten, so etwa für ganze Klassen“, sagte Tullner. Möglich sei dies während der Herbstferien.

Tullner
Tullner
Kison

Mit insgesamt zwei Milliarden Euro unterstütze der Bund bundesweit Schüler und Familien, die aufgrund des bisherigen Distanzunterrichtes Unterstützung benötigten. Davon profitiere auch Sachsen-Anhalt. Partner des Camps sind der Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerkes und der Verband der Volkshochschulen. Während Letzterer, wie die Leiterin der Burgenlandkreis-VHS, Renate Schlüter, informierte, für die pädagogische Ausgestaltung zuständig ist, sorgen die Jugendherbergen zusammen mit einem Dessau-Roßlauer Verein für das nachmittägliche Freizeitprogramm. „Auch für uns ist das Neuland, aber wir wollen Erfahrungen sammeln, ob solche besonderen Angebote zukünftig sinnvoll sind“, unterstrich Landesverbandschef Burkhard Fieber. Die Jugendherbergen hatten am 1. Juli wieder landesweit den Betrieb hochgefahren. Sie rechnen laut Fieber in diesem Jahr mit rund 78.000 Gästen.

Nach dem vergangenen Jahr, in dem die Häuser wegen weggebrochener Klassenfahrten und Gruppenreisen rund 65 Prozent Verlust zu verzeichnen hatten, ist das ein Lichtblick - im Vergleich mit dem 2019er-Vor-Corona-Ergebnis mit etwa 314.000 Gästen allerdings noch immer viel zu wenig. Die Naumburger Herberge umfasst 57 Zimmer mit 228 Betten.