Hintergrund Hintergrund: Vor Fusion Verkauf

Gleina/Karsdorf - Der Tagebau des Zementwerkes Karsdorf zwischen der Bundesstraße 180 und der Hangkante des Unstruttales soll sich in den kommenden Jahrzehnten weiter nach Süden, Richtung Gleina, ausdehnen. Lafarge hat beim Landesamt für Bergbau und Geologie einen Rahmenbetriebsplan zur Genehmigung eingereicht, der vorsieht, dass die südliche Tagebaukante, derzeit etwa drei Kilometer vom ersten Haus in Gleina entfernt ist, bis 2055 auf anderthalb Kilometer an die Ortslage Gleina heranrücken würde (Infografik, mit Gemarkungsgrenzen). Auf so lange Zeit wollen sich Gleinas Gemeinderäte aber nicht festlegen. In ihrer Stellungnahme - im jüngsten Gemeinderat verabschiedet - stimmen sie lediglich den Erweiterungs-Schritten zu, die bis 2034 erfolgen sollen.
Entscheidung betrifft die Enkel
„Das sind Entscheidungen, die unsere Kinder und Enkel betreffen, da wollen wir nicht ganz so weit vorgreifen“, begründete das Gerd Blankenburg, der Bürgermeister Gleinas. Zudem wisse man nicht, wie ein neuer Eigentümer, den Lafarge für seine deutschen Unternehmensteile sucht, den Abbau handhabt. „In den 90er Jahren waren Erschütterungen durch Sprengungen bis Gleina zu spüren. Das ist im Augenblick nicht mehr so. Aber wie das mit einem neuen Eigentümer wird, wissen wir nicht“, sagte Blankenburg.
Auch wenn die Ausweitung des Tagebaus vor allem in der Gemarkung Gleina erfolgen soll, werden auch die Nachbarn in Karsdorf und Steigra gefragt. Der Karsdorfer Rat hat noch nicht Stellung genommen. Bürgermeister Olaf Schumann allerdings sieht es ähnlich, wie sein Gleinaer Amtsbruder. „Ohne der Meinung des Rates vorgreifen zu wollen, wäre ich auch dafür, die Planung erst einmal für lediglich 20 Jahre zu genehmigen. Wir möchten erst einmal sehen, wie der neue Eigentümer mit Vereinbarungen und Verträgen, etwa zur Rekultivierung, umgeht.“
Derzeit Abbau bis 2019 gesichert
Der Tagebau wird derzeit nach einem Hauptbetriebsplan betrieben, der bis 31. März 2016 gültig ist. Der Abbau, der auf zwei Sohlen erfolgt, werde zu diesem Zeitpunkt auf der ersten Sohle die südliche Planungsgrenze erreicht haben, erläuterte das Bauamt der Verbandsgemeinde. Auf der zweiten Sohle könne bis 2019 abgebaut werden.
Der ausgelaufene Rahmenplan für den Kalksteintagebau hatte die Zeit von 1994 bis 2013 umfasst. Auch deshalb hält man in Gleina einen Anschlussplanung für lediglich 20 Jahre für angemessen.
„Wollen Werk langfristig sichern“
Tageblatt/MZ fragte im Unternehmen nach, warum es nun 40 Jahre beantragt hat. „Mit der langfristigen Erweiterung des Tagebaubetriebes sollen der Betrieb des Zementwerkes und auch die nachfolgende Rekultivierung des Tagebaus gesichert werden. Das Vorhaben dokumentiert somit die feste Absicht, den Betrieb des Werkes langfristig fortzuführen“, gab Lafarge-Pressesprecherin Anke Wunder Auskunft. Noch wisse man zwar nicht, wer das Zementwerk Karsdorf erwerben werde, doch stehe fest, dass ein neue Besitzer an die bestehenden vertraglichen Regelungen gebunden ist, sucht sie Bedenken auszuräumen.
Der Bedarf an Kalksteinschotter für die Zementherstellung beträgt derzeit zwischen 1,8 und 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Das ist der Beschlussbegründung für die Gemeinderäte zu entnehmen. Für die beantragte Erweiterung geht man von einer jährlichen Abbaumenge von drei Millionen Tonnen pro Jahr aus. Allerdings läge auch diese Menge noch unter der, die zu DDR-Zeiten abgebaut wurde. Die habe etwa fünf Millionen Tonnen pro Jahr betragen. Der beantragte Rahmenplan legt insgesamt 113 Millionen Tonnen gewinnbaren Kalksteinschotter zugrunde. Der Flächenbedarf für den weiteren Abbau betrage 91 Hektar, durchschnittlich 2,9 Hektar pro Jahr. Mit den Landeigentümern, deren Flächen das Unternehmen in Anspruch zu nehmen gedenkt, muss es sich außerhalb des bergrechtlichen Verfahrens zivilrechtlich einigen. Die Gemeinde Gleina war in ihrer Eigenschaft als Planungsträger beteiligt. Auf einen Flächennutzungsplan, der die Entwicklung der Gemeinde regelt, hatten sich die Räte bei ihrer Entscheidung nicht stützen können, da es einen solchen nicht gibt.
Verwaltung sieht keine Nachteile
Im Landesentwicklungsplan sind die skizzierten Flächen allerdings als Gebiete der Rohstoffgewinnung (Kalkstein) festgelegt. In der Verbandsgemeinde Unstruttal, die die Stellungnahme zum Antrag erarbeitet hat, sieht man keine negativen Auswirkungen auf die Gemeinde Gleina. Die Gemeinderäte in Gleina waren dann aber doch vorsichtig.