Hintergrund Hintergrund: Drei "Kraftwerke" an der Unstrut

freyburg - Hinter der Burgmühle in Freyburg gähnt ein Loch so groß wie der Kirchplatz. Aus dem alten Mühlgraben - an dieser Stelle vor zwei Jahren wieder aufgebaggert - wird derzeit das Wasser abgepumpt, und dort, wo die Turbinenkanäle ins Unterwasser münden, sind die Schalungsbauer am Werk. Ab morgen werden 70 Kubikmeter Beton in die Schalung fließen, kündigt Burgmüller Erich Walter an. Dieser Tage hat sein Wasserkraft-Projekt die wohl letzte und wesentlichste Hürde genommen: Das Landesverwaltungsamt hat ihm den Planfeststellungsbeschluss geschickt. „Alles, was ich vorher in die Anlage investiert habe, ist auf eigenes Risiko geschehen“, so der Bauherr. Jetzt, so Walter, sei die Sache durch.
Anwohner fürchten Pegelanstieg
Sein Wasserkraftprojekt war von vielen Anwohnern wegen der geplanten Wehrerhöhung beargwöhnt worden. Diese Erhöhung ist notwendig, wenn verhindert werden soll, dass der Pegel der Unstrut durch den vermehrten Abfluss über ein bestimmtes Maß hinaus absinkt. Grundstückseigentümer hingegen fürchten, dass es zu einer generellen Anhebung des Pegels kommen wird, die für sie nasse Keller und Wände bringen könnte.
Um den Wasserspiegel zu halten, war zuletzt eine Vorrichtung geplant, deren elektronisch gesteuerte, hydraulisch aufstellbare Klappen das Wehr um bis zu 40 Zentimeter hätten erhöhen können. Das ist jetzt aber vom Tisch, nicht zuletzt deshalb, weil für eine solche Anlage eine gewisse Störungsanfälligkeit zu befürchten war und die Wartung schwierig schien. Vorgesehen ist nun eine generelle Erhöhung der Wehrkrone um 15 Zentimeter. Die verhindert, dass der Wasserspiegel vorm Wehr zu sehr absinkt, habe aber keinesfalls eine Anhebung zur Folge, versichert Walter. Wolfgang Strejc, der zuständige Flussbereichsleiter beim Landesamt für Hochwasserschutz, erwartet, dass der Pegel durch das Wasserprojekt statistisch um etwa zehn Zentimeter sinkt, also bei Niedrigwasser etwas weniger, bei mittlerer Wasserführung etwas mehr. Bei Hochwasser, so Strejc, seien durch die Anlage keine Auswirkungen zu erwarten, da diese durch den Rückstau der Saale überlagert werden.
Turbinenhaus umgebaut
Walter will nun die Saisonpause der Gaststätte ab Januar nutzen, um auch den Mühlgraben vor der Burgmühle wieder zu öffnen. Die Anlage soll bis zum Winzerfest nächsten Jahres in Betrieb gehen, kündigt er an. Geplant sind drei Turbinen mit insgesamt 350 Kilowatt. Mit der Fertigstellung, insbesondere mit der Flutung des Mühlgrabens, werde das Gelände auch optisch gewinnen, so der Bauherr.
In den vergangenen Monaten haben im Turbinenhaus umfangreiche Bauarbeiten stattgefunden. Die Kanäle wurden tiefer gelegt und die Schächte, die die senkrecht stehenden, hochwassersicheren Turbinen aufnehmen, wurden vorbereitet. Besonders stolz ist der Investor auf die Anlagen für die Fischpassage. Das Schutzgitter vor den Turbinen wird, anders als bisher üblich, quer stehen und nicht senkrecht. „Da Fische drei bis fünfmal höher als breit sind, gelangen nur sehr kleine Fische in die Turbinen, und die können sie schadlos passieren“, sagt Burgmüller Walter.