Serie: 1.000 Jahre Naumburg - 1.000 Bürger „Herumgestromert“ im Hussitenlager - Steckbrief von Aurelia Knispel
2028 wird Naumburg 1.000 Jahre alt - Tageblatt/MZ hat ein ehrgeiziges Ziel: 1.000 Bürger per Steckbrief vorzustellen. Heute: die junge Medizinstudentin Aurelia Knispel

Naumburg - Die Domstadt an Saale und Unstrut wird 1.000 Jahre alt - und für so ein bedeutendes Jubiläum kann man sich auch mal ein riesiges Ziel setzen. Das von Tageblatt/MZ heißt: 1.000 Bürger unserer Stadt zu Wort kommen zu lassen, und zwar mittels Fragebogen. Jung, alt, einfacher Angestellter, Firmenchef, Arbeitsloser - bunt gemischt. Hauptsache lebendig! Wobei, Letzteres mit Ausnahmen: Der Leiter des Domstiftsarchivs, Matthias Ludwig, wird hin und wieder den Steckbrief für verstorbene Persönlichkeiten, die mit Naumburg zu tun hatten ausfüllen, Nietzsche etwa, Ekkehard oder vielleicht von Amsdorf.
Nach dem Auftakt am Freitag mit Handwerksmeister Harry Emse, führt heute Aurelia Knispel die Serie fort. Unsere Leser hörten bereits vor drei Jahren von ihr, als sie das Abitur am Domgymnasium mit einem deutschlandweit wohl einzigartigen Durchschnitt absolvierte. In all ihren Prüfungen holte sie die Bestnote von 15 Punkten. Insgesamt ergab sich ein Ergebnis von 896 von 900 Punkten. Allein 823 hätten für das Traum-Abitur von 1,0 gereicht. Wir sprachen mit ihr.
Name, Alter, Tätigkeit:
Aurelia Knispel, 20 Jahre, Medizinstudierende im sechsten Semester (und nach dem letzten Praktikum auf leichtem Kurs in Richtung Orthopädie).
Ich lebe in Naumburg seit:
2004, also seit ich zwei Jahre alt bin. Geboren bin ich in Bad Homburg vor der Höhe (Hessen). Jetzt wohne ich wegen des Studiums in Leipzig, besuche aber alle zwei, drei Wochen Freunde und Familie in Naumburg.
Meine schönste Kindheitserinnerung:
Mit meinen Freunden zum Kirschfest „lange aufzubleiben“ und im Hussitenlager auf den Resten der Stadtmauer „herumstromern“, dabei hin und wieder nach den Künstlern auf der Bühne zu schauen (Akrobatik, Feuershow, Musik) und Waffeln zu essen. Noch eine schöne Erinnerung: das Straßenfest meines Kindergartens „Arche Noah“ mit Tanz und Theaterstücken auf der Bühne und Bastelständen, die ich natürlich alle unbedingt ausprobieren wollte.
Das macht mich glücklich:
Klavier spielen, Tanzen, Singen, Ski fahren, mit meinen Freunden aus Leipzig oder Naumburg zusammen zu sein, mit dem Fahrrad durch die Weinberge/an der Saale zu fahren oder dort spazieren zu gehen, bei der Gartenarbeit die Sonne zu genießen und zu schauen, wie im Frühling die Natur langsam erwacht.
An meinem Beruf mag ich/mag ich nicht:
Nach meinem Praktikum in der Kinderorthopädie in Eisenberg im Februar dieses Jahres: Kinderaugen, die mich anstrahlen, weil sie nun wieder mit ihren Freunden spielen und herumrennen können, wieder beim Schulsport oder beim Fußballverein mitmachen dürfen, nachdem sie im Krankenhaus lagen. Viel mehr Erfahrungen habe ich noch nicht gesammelt. Was ich noch mag: sehr viel über den menschlichen Körper zu lernen, seine Einzigartigkeit und Komplexität zu verstehen und dabei auch sich selbst besser kennenzulernen.
An einem schönen, sonnigen Tag in Naumburg ...
gehe ich in den Garten oder in die Weinberge oder mache einen Spaziergang mit meiner Familie zu den rosa blühenden japanischen Kirschen; mag ich es, ein Eis zu essen und abends ein Picknick an der Saale mit Schulfreunden zu machen, und freue ich mich, dass ich am Lindenring so viele Touristen sehe, die sich unsere schöne Domstadt anschauen.
An einem regnerischen Tag ...
hoffe ich, dass es eine interessante Ausstellung, zum Beispiel im Schlösschen, gibt, die ich mir anschauen oder dass es ein Konzert vom Domorchester oder vom Domchor gibt, das ich mir anhören kann. Falls das nicht klappt, gehe ich zum Orgelkonzert in die Wenzelskirche oder setze mich mit einem Cappuccino und einer Freundin in ein Café.
In meinem Leben bereue ich:
als passionierte Skifahrerin, dass Naumburg nicht in den (höheren) Bergen liegt.
Mein Lieblingsgeschäft in Naumburg war/ist:
Der Schuhsalon am Markt und das Weingeschäft in der Marienstraße (vor allem, wenn ich Gastgeschenke mit regionalem Bezug suche).
Das war früher hier besser und das schlechter:
Das kann ich nicht wirklich einschätzen, da ich mich wirklich konstruktiv maximal an die letzten 15 Jahre erinnern kann. Aber ich freue mich sehr, dass seit dem Welterbetitel unsere Stadt bekannter geworden ist und mehr Menschen kommen, um sie sich anzuschauen.
Einem Fremden würde ich in meiner Stadt als Erstes zeigen:
Den Marktplatz und die Wenzelskirche, dann empfehle ich einen Spaziergang durch die Herrenstraße und über den Steinweg zum Dom.
Das wünsche ich Naumburg für die nächsten 100 Jahre:
Dass es nicht zu trocken für den Weinanbau wird, dass es weiterhin so viele kulturelle Angebote gibt und diese von den Menschen auch wahrgenommen werden. Ich wünsche mir, dass das Kirschfest stets ein beliebter Dreh- und Angelpunkt bleibt, zu dem viele „alte Naumburger“ in unsere Stadt zurückkehren. Ich hoffe, dass Naumburg vielleicht ein Fachhochschulstandort wird und somit mehr junge Menschen in die Stadt kommen und es mehr Angebote und Orte für junge Leute gibt. Außerdem wäre es schön, wenn unsere Region es schafft, sich weiterhin verstärkt am Tourismus zu orientieren, aber trotzdem ein Geheimtipp bleibt und die Stadt nicht ausschließlich von Touristen bewohnt wird.
Bekäme Naumburg zehn Millionen Euro geschenkt, sollte man damit...
ein Freibad bauen, außerdem die frühere „Reichskrone“ am Curt-Becker-Platz sanieren und zu einem Konzert-/Ball-/Theatersaal ausbauen.
Als eine/r der Nächsten sollte diesen Steckbrief ausfüllen:
Dörte Zedler aus den Weinbergen, die als engagierte Bürgerin zu Naumburg einfach dazugehört.