Gift der Pflanzen und Liebe
NAUMBURG. - "Ich wollte schon lange einen Krimi drehen, aber ich hatte keine entsprechende Geschichte", sagt Barbara Simon. Die Naumburgerin war 32 Jahre lang sozusagen mit dem Film verheiratet. In dieser Zeit hat sie als Schnittmeisterin - heute heißt das Cutterin - insgesamt 32 Kinofilme, davon einige die ausgezeichnet wurden, bearbeitet, aber ein Krimi war nicht darunter. Ihren Traum hat Barbara Simon in den vergangenen rund zwei Jahren in die Realität umgesetzt. Das Ergebnis konnten rund 80 geladene Gäste, darunter die beteiligten Darsteller, Kameraleute, und weitere Akteure, Sonntagabend im Naumburger Jugendzentrum "Otto" erstmals sehen.
Die literarische Vorlage für den rund halbstündigen Film "Der Pflanzen und der Liebe Gift" lieferte Heinrich Görl, stellvertretender Generalstaatsanwalt im Ruhestand. Barbara Simon zeichnete in ihrer eigenen Produktion nicht nur für den Schnitt verantwortlich. Sie hat das Drehbuch geschrieben, führte Regie und war für die gesamte Organisation zuständig. Vor dem Drehstart war sie eine geraume Zeit auf Achse, um Naumburgerinnen und Naumburger als Schauspieler zu gewinnen, Drehorte zu suchen und mehr. Auch die Technik musste beschafft werden. Zwei Studenten der Fernsehakademie Mitteldeutschland, in der Frau Simon bis vor Kurzem als Gastdozentin tätig war, erklärten sich bereit, die Dreharbeiten zu übernehmen. Eine "richtige Profikamera" wurde mit Genehmigung des Leiters der Fernsehakademie für die Drehwochenenden zur Verfügung gestellt. "Ein paarmal war ich nahe dran aufzugeben, weil einfach nichts gelingen wollte", erinnert sich die Produzentin nach der Vorstellung des Films, für den es vom Publikum viel aufrichtigen Beifall gab. Aber Frau Simon und alle Beteiligten haben tapfer durchgehalten, obwohl sich die Dreharbeiten aus verschiedenen Gründen sehr lange hinzogen haben.
Am Sonntag konnten sich nun Chris Langner als Kommissar, Erhard Damerau als Apotheker, Gabriele Buchler als Frau des Apothekers, Ute Telzerow (Ärztin), Gudrun Apel als Krankenschwester sowie Hans Thiele, Sabine Nüssel und Marcel Langner zum ersten Mal auf der Leinwand sehen. Die Konfrontation mit sich selbst nahmen die Darsteller unterschiedlich auf. Während der Buchhändler Chris Langner oft unverhohlen lachte, waren andere mehr oder weniger erschrocken, als sie ihrem eigenen Gesicht in der Totale begegneten. Wie bei einer kommerziellen DVD hat Frau Simon an den eigentlichen Film ein "making of" gehängt. Darin wurde den Zuschauern unterhaltsam nahe gebracht, wie viel Arbeit Zeit und Nerven es kostet, ein solches Vorhaben zu realisieren. Autor Görl ist "alles in allem zufrieden" mit der Umsetzung seiner Geschichte. Er bemängelt lediglich, dass die Musik beim Auffinden der Leiche für seinen Geschmack zu laut ist.
Dieses außergewöhnliche Projekt in bewegten Bildern ist nicht nur spannend, es finden sich auch zahlreiche ironische Anspielungen, die den Zuschauern sicherlich Spaß bereiten dürften.
Es ist geplant, den "Naumburg-Krimi" im Rahmen der Aktion "Weihnachtliches in der Höfen" im Tageblatt / MZ-Veranstaltungsraum, Salzstraße 8, zu zeigen.