Serie: Geschäfte im Wandel der Zeit Generationswechsel in Lauchaer Unternehmen: Volkmar Krämer übergibt Geschäft an Sohn Markus
Im Jahr des 40-jährigen Bestehens seines Geschäftes für Motorgeräte, Garten- und Kommunaltechnik in Laucha legt Volkmar Krämer seine Firma in die Hände seines Sohnes Markus. Was sich in all den Jahren verändert hat.
Laucha - Mit welchem Sortiment und welchen Ideen sind Geschäftsinhaber in der Saale-Unstrut-Region einst gestartet? Wie sah ihr Laden damals aus und wie heute? Diese Fragen sollen im Mittelpunkt einer neuen Serie unserer Zeitung stehen. Oft wird es dabei um Läden gehen, die in den 90ern, kurz nach der Wende, eröffnet wurden. Für die zweite Folge führt uns ein besonderer Anlass nach Laucha. Volkmar Krämer legte Anfang des Jahres sein Unternehmen für Motorgeräte sowie Garten- und Kommunaltechnik in die Hände seines Sohnes Markus.
Damals: Traum von Selbstständigkeit wahr gemacht - Werkstatt für MZ-Motorräder
Begonnen hat alles 1985 in der alten Schäferei in Kirchscheidungen. Im Alter von 25 Jahren wagte Volkmar Krämer, der in Saubach aufgewachsen war und seine Ausbildung bei Hahnel Automobile in Billroda, einst Ifa Vertragspartner mit Trabant Service, absolvierte, den Sprung in die Selbstständigkeit. In der damaligen DDR ein gewagtes Vorhaben. „Das war ein Traum von mir, den ich mir selbst erfüllt habe. Wo ein Anfang ist, da ist auch ein Ziel“, sagt Volkmar Krämer, der sich ein Jahr nach Gründung bereits Kfz-Handwerksmeister – der dazugehörige Meisterbrief hängt im Büro – nennen konnte.
Er reparierte MZ-Motorräder, die damals auch in Betrieben wie dem Karsdorfer Zementwerk oder in der Landwirtschaft als Dienstfahrzeuge zum Einsatz kamen. Seine Frau Elisabeth stand ihm damals zur Seite. „Mit der Wende brach jedoch das Geschäft mit dem MZ-Service zusammen“, blickt der heute 65-Jährige zurück. Eine Neuausrichtung musste her. Der Blick fiel auf den Vertrieb und Service mit Motorgeräten und Kommunaltechnik. Im Dezember 1994 nach dem Bau des neuen Domizils zog das Geschäft von Kirchscheidungen ins Lauchaer Gewerbegebiet im Ziegeloh, wo es heute rund 10.000 Quadratmeter einnimmt. Von 1997 an war Krämer 20 Jahre lang zudem Vertragshändler für die bekannte japanische Motorrad-Marke Kawasaki.
Heute: Breites Sortiment an Technik und Geräten
Apropos Japan: Wer mit einem guten Blick durch den Ausstellungsraum läuft, wird den Fokus auf das asiatische Land bemerken. Denn mehrere japanische Marken füllen das reichhaltige Sortiment. „Die Produkte sind ausgereift, haben eine gute Qualität“, erklärt Volkmar Krämer.
Das kleinste Gerät aus dem breiten Spektrum ist eine Top-Handle-Säge, das größte Produkt im Angebot ein 60-PS-Traktor. Zur Kundschaft zählen neben Privathaushalten und Unternehmen wie Landschaftsgestalter und -bauer vor allem auch Kommunen, die hier ihre Geräte und Technik einkaufen. Man sei schon stolz auf den treuen Kundenstamm, der auch weite Wege zurücklegt, beispielsweise aus der Region Halle und aus Thüringen in die Glockenstadt kommt.
Mit jeder Jahreszeit ändert sich das Sortiment und die Nachfragen. „Derzeit sind Kettensägen angesagt“, erzählt Markus Krämer. mit den Jahren wurde nicht nur ständig das Sortiment erweitert, in der Ausstellungshalle findet regelmäßig ein Wandel statt – wie bei einem Modeladen. So „schlummern“ derzeit beispielsweise Rasenmäher und Rasenroboter – letztere werden zunehmend verstärkt gefragt – in einer der beiden weiteren Lagerhallen eine Art Winterschlaf. Zum Sortiment gehören auch Vertikutierer, Fräsen, Sägen, Scheren und Sensen aller Art, diverse Forsttechnik sowie Transporter und Traktoren. „Neue Gesetze beispielsweise in puncto Abgasnormen brachten mit der Zeit Veränderungen mit sich“, so Volkmar Krämer.
Neben dem Verkauf von Technik und Geräten zählen zum Service des Unternehmens auch die Vermietung und Reparatur. Alles, was verkauft wird, kann auch wieder instandgesetzt werden. Im Lager für Ersatzteile herrscht nicht nur Ordnung. In 1.539 Lagerplätzen ist eine Vielzahl an Ersatzteilen zu finden. Mit einem großen Vorteil: „Die Reparaturzeit bleibt überschaubar“, so Volkmar Krämer. Mit dem Unternehmen stehen sieben Männer und eine Frau in Lohn und Brot. Neben Vater und Sohn Krämer Paul Schilling, Nadine Anton, Gerhard Kill von Landenberg, Matthias Rothe und Andreas Scherf, langjähriger Mitarbeiter und bereits seit 1997 im Team. Thomas Diener arbeitet trotz Ruhestandes aushilfsweise im Unternehmen.
Rückkehr mit Gedanken, das Geschäft des Vaters zu übernehmen
Auch Firmengründer Volkmar Krämer ist immer noch im Geschäft mit dabei, hilft wo er kann. „Ich muss mich wohl erst an den neuen Lebensabschnitt gewöhnen“, sagt der 65-Jährige. Sein Sohn ist indes froh und glücklich über die weitere Unterstützung seines Vaters, wenngleich der Übergang zur Geschäftsübergabe letztlich bewusst einige Zeit dauerte. Nach neun Jahren in Berlin kehrte Markus Krämer 2019 in die Saale-Unstrut-Region zurück.
„Damals war es schon mein Ziel, das Unternehmen schließlich zu übernehmen. Ich wollte ja auch schon immer etwas mit Technik machen, bin quasi mit dem Geschäft aufgewachsen“, sagt der 38-Jährige. Nach dem Abitur ging er bei seinem Vater in die Lehre und erlernte den Beruf des Zweiradmechanikers. Es folgte ein Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Technik sowie an der Technischen Universität in Berlin, wo er seinen Bachelor- sowie den Masterabschluss im Bereich Fahrzeugtechnik machte. Im Anschluss war er rund zwei Jahre als Ingenieur bei einem Dienstleister im Bereich Softwareentwicklung tätig.
Doch welchen wichtigen Rat gibt der Vater seinem Sohn, dem neuen Inhaber des Familienunternehmens, mit auf den Weg? Volkmar Krämer: „Man sollte das, was man macht, gerne tun. Und dass die Aufgaben eines Einzelunternehmers sehr vielfältig sind.“