Feierlichkeit Feierlichkeit: Die Kirche im Dorf gelassen

weissenfels/naumburg - Mathias Gröbner wird zum Jahresende seine Funktion als Vorsitzender des Landesverbandes der Tafeln in Sachsen-Anhalt aufgeben. Wie Gröbner auf Tageblatt/MZ-Anfrage weiter informierte, werde er ebenso seine Mitwirkung im Bundesverband Deutsche Tafel beenden. Er wolle jedoch Vorsitzender des Naumburger Tafelvereins bleiben.
Den teilweisen Rückzug aus seinen Funktionen sieht Gröbner als Konsequenz der Entwicklungen der vergangenen Monate. Dem Verein war im Frühjahr dieses Jahres vom Finanzamt eine Steuernachzahlung in Höhe von 7000 Euro auferlegt worden. Der Verein war bislang davon ausgegangen, dass er aufgrund seiner Gemeinnützigkeit von der Mehrwertsteuer befreit ist. Darüber hinaus haben die Finanzbehörden eine rückwirkende Aufarbeitung der kompletten Buchführung gefordert. Zusätzliche finanzielle Belastungen und bürokratischer Mehraufwand zwangen zu spürbaren Einschnitten beim Angebot der Tafel (siehe Beitrag „Die Tafelstube“).
„Keine Kurzschlussreaktion“
„Meine jetzige Entscheidung ist keine Kurzschlussreaktion. Ich habe mir das reiflich überlegt“, versicherte Gröbner. Doch der Umgang des Finanzamtes mit dem Naumburger Tafelverein und dem Ehrenamt habe ihn schließlich dazu gebracht. „Es zerrt an den Nerven und letztlich an der Gesundheit“, sagte Gröbner mit Verweis auf die noch immer ungeklärte Situation. So sei nach wie vor nicht die Gefahr ausgeräumt, dass Teilen der Tafel die Gemeinnützigkeit aberkannt wird.
Während hinter den Kulissen derzeit auf höherer Ebene um eine Lösung der komplizierten Steuerproblematik gerungen wird, gibt es auch positive Signale rund um die Tafel. So besteht laut Gröbner mittlerweile Rechtssicherheit hinsichtlich der Paketaktion für Bedürftige zum Weihnachtsfest. Zwischenzeitlich hatte es im Sommer geheißen, das Finanzamt habe für die Aktion eine Auflistung der Namen der Spender und Empfänger sowie des Inhalts der Päckchen gefordert. Inzwischen hat sich das Ganze als Missverständnis herausgestellt. Das Finanzamt hat in einem Schreiben an den Tafelverein versichert, dass eine solche Auflistung nicht notwendig sei, da die Tafel nur Überbringer der Pakete von den Spendern zu den Bedürftigen sei. Seit 2008 läuft die Paketaktion „Weißenfelser packen Päckchen für Weißenfelser“. Im vergangenen Jahr waren rund 250 Pakete zusammengekommen, die Heiligabend in der vom Naumburger Verein betriebenen Tafelstube in der Großen Burgstraße in Weißenfels an Bedürftige verteilt wurden.
Aktion auch wieder in Naumburg
Auch in Naumburg wird die Aktion gemeinsam mit unserer Zeitung unter dem Motto „Naumburger helfen Naumburgern“ seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt. Überreicht werden die Päckchen an Bedürftige jeweils zur Weihnachtsfeier, die am 24. Dezember auf dem Naumburger Tafel-Gelände stattfindet. Sie ist auch für dieses Jahr wieder geplant. Details werden im November mitgeteilt.
Dass die Paketaktion nun auf sicherer Rechtsgrundlage gestartet werden kann, darüber zeigt sich auch Adelheid Hoffmann, Vorstandsmitglied beim Naumburger Tafelverein, erleichtert. Zugleich teilt sie die nach wie vor bestehende Sorge des Vereinsvorsitzenden um die Zukunft der Tafelbewegung im Burgenlandkreis. „Die Bedürftigen brauchen die Tafel“, bekräftigte Hoffmann, die sich seit zehn Jahren im Verein engagiert. Dabei sucht sie auch Kontakt zu anderen kommunalpolitischen Kräften. So sprach Hoffmann jüngst auf der von der Bürgerinitiative für sozial gerechte Abwasserabgaben (BI) organisierten montäglichen Kundgebung auf dem Weißenfelser Markt.
Für eine Zukunft der Tafel hat sich auch der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), selbst Vereinsmitglied, ausgesprochen. Das grundsätzlich positive Anliegen des Tafelvereins dürfe nicht an ungeklärten Steuerfragen scheitern, so Risch gegenüber Tageblatt/MZ.