Fakten Fakten: Spezielles Stück im Germanischen Museum

Lengefeld/Saaleck - Die Welt ist eine andere geworden. Wo einst auf einem Plateau über Lengefeld und Saaleck kleinwüchsige Pflanzen eine Tundralandschaft bildeten, finden sich heute Acker und Wald. Auch die Herden aus Rentieren und Wildpferden sind längst verschwunden. Doch Spuren jener Zeit sind bis heute erhalten geblieben. Es sind Tierknochen und Kalksteinplatten, Feuersteinklingen und Quarz, die Zentimeter für Zentimeter ans Licht kommen und einen Einblick in das Magdalénien geben. Jene Zeit vor rund 15 000 Jahren, als die Wildpferdjäger die Gegend besiedelten und eine Kaltzeit herrschte. „Die geröteten Quarzkiesel zeigen uns, dass es hier eine Feuerstelle gegeben haben muss“, sagt Andreas Maier.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Erlangen hat nach Jürgen Richter und Thorsten Uthmeier, Professoren an der Universität Köln sowie Erlangen, nun die Grabungsleitung über 20 Studenten aus beiden Hochschulen übernommen. Das Team führt eine fünfwöchige Ausgrabung durch, säubert und sortiert Funde - all das an drei verschiedenen Stationen in und um Saaleck. Das Plateau scheint einst ein beliebter Ort für Wildpferdjäger gewesen zu sein. „Wir schauen nicht nur auf ein Ereignis“, sagt Maier mit Blick auf unterschiedliche Funde. Sie zeigen, dass die damaligen Bewohner, die als Nomaden lebten, regelmäßig den Ort aufgesucht haben. Sowohl das Plateau als auch die Landschaft rund um die Saale-Schleife nahe Saaleck sind „wahre Fundgruben“ für Archäologen. Seit 2008 erforschen die Wissenschaftler systematisch jenes Areal oberhalb beider Orte mit malerischem Blick auf Burg Saaleck und die Rudelsburg. Bereits in den 1920ern kamen bei Grabungen erste Überreste zutage (siehe „Fakten“).
Auf dem Acker steht ein Untersuchungszelt. Das Grabungsfeld ist einige Quadratmeter groß, weniger als einen halben Meter tief. Mit Kelle, Spatel und Pinsel werden die Funde Schicht für Schicht ans Tageslicht geholt. Mit einem Gerät werden die Ergebnisse dreidimensional vermessen. „Außerdem dokumentieren wir alles mit dem Fotoapparat und der Zeichnung per Hand“, erzählt der Grabungsleiter. Die langjährigen Forschungen, die mit Abstimmung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Halle geschehen, werden zudem von Bachelor- und Masterarbeiten begleitet.
Die besonderen Gäste werden dabei von den Dorfbewohnern unterstützt. Die Agrargenossenschaft, die das Plateau bewirtschaftet, stellt einen Bauwagen zur Verfügung. Zudem achte man darauf, die Fläche schonend zu behandeln, bemerkt Uwe Zeidler, Vorsitzender des Heimatvereins Saaleck. Schließlich liege die entscheidende Erdschicht nur wenig unterhalb des Pflughorizontes, erklärt Maier. „Wir sind natürlich sehr daran interessiert, dass hier geforscht wird. Dies ist eine der ältesten Fundstätten der Region. 15 000 Jahre sind schon eine Hausnummer“, sagt Zeidler.