Wenzelspreis 2023 Ein Wenzel aus Glas - Für Ehrung ehrenamtlichen Engagements gestaltet Leo Plobner Figur
Für die Verleihung durch das Naumburger Tageblatt/MZ fertigte Leo Plobner in seiner Hobbywerkstatt die Figur an, die demnächst überreicht wird. Wie der Naumburger zur Glaskunst fand und was seither in seiner Werkstatt entstanden ist.
Naumburg - Gemütliche Abende im Fernsehsessel sind bei Leo Plobner eine Seltenheit. Statt mit unentwegten Programmwiederholungen oder immer gewalttätiger werdenden Krimis verbringt der 77-Jährige seine Zeit lieber im Keller - im Weinkeller, wie ein aus farbigem Glas gefertigtes Schild an der Tür verrät. Tatsächlich stehen hinter dieser auch große, gefüllte Weinballons. Doch nicht zum Trinken oder Keltern steigt der Naumburger regelmäßig in seinen Keller hinab. Plobner bindet sich eine Schürze um und setzt sich an seinen kleinen Werkstatt-Tisch mit den Glasscherben. Aus solchen ist in den vergangenen zehn und vor allem in den vergangenen drei Corona-Jahren manch kleines Kunstwerk mit unverwechselbarem Lokalbezug entstanden.
Gut gefüllter Hobbyraum
Jüngstes Werk ist der stolz auf seinen Brunnen stehende St. Wenzel - es ist der Wenzelspreis, den das Naumburger Tageblatt/MZ in diesem Jahr wieder an einen verdienten Ehrenamtler verleihen wird. Der gläserne Wenzel hat bereits Plobners Werkstatt verlassen und wartet im Verlagshaus auf die Preisverleihung. Doch leer sind die Kellerregale des Hobbyglaskünstlers seither nicht. Im einige Türen weiter entfernten Hobbyraum sind neben gläsernen Weintrauben, Kirschen und Wahrzeichen auch Landschaften an den Wänden hängend und in kleinen Regalen stehend ausgestellt. Das nötige Rüstzeug erwarb er sich vor gut zehn Jahren während des Glaskunst-Projektes „Buntes Leuchten“, zu dem die Kinderdombauhütte Naumburg Jung wie Alt immer wieder einläd. Seither hat er sich der Glaskunst verschrieben. Lässt man den Blick durch seinen Hobbyraum schweifen, lässt sich leicht erahnen, welches sein liebstes Objekt der Nachahmung ist: die Uta von Ballenstedt.
Der Uta atemberaubend nah
Unzählige Male hat er den Naumburger Dom durchwandert und die Stifterfiguren bestaunt. Doch kein Besuch war für ihn so beeindruckend wie jener Anfang 2011, als Besucher dank eines Gerüsts, das für Forschungszwecke lange Zeit im Westchor aufgebaut war, Uta direkt in die Augen schauen konnten. „Das war, das war, das war so“, verschlägt es ihm noch heute die Sprache, „umwerfend. Das hatte mir den Atem verschlagen, da bekomme ich noch heute Gänsehaut.“ Seither hat er die Uta viele Male aus Glas gefertigt. „Jetzt bekommt sie stets ein anderes Gewand“, erzählt er. Und ihr Angetrauter, Ekkehard, den Plobner ebenso, wenn auch nicht ganz so oft, aus Glasscherben nachbildet, trägt sein Schild mal auf der einen, mal auf der anderen Seite.
Als die Utas im Keller begannen, Schlange zu stehen, kam er auf eine Idee: „Ich bot der Stadt an, zu den Uta-Treffen der ältesten und der am weitest angereisten Teilnehmerin mit meinen Glas-Utas zu ehren. Doch diese Idee kam nicht gut an.“ Plobner vermutet, die Stadt befürchtete, ihm etwas schuldig zu sein. Doch er wollte nichts dafür. „Ich erwarte keine Gegenleistung. Ich will anderen nur eine Freude bereiten, etwas verschenken. Ich bin wie der Weihnachtsmann“, sagt er.
Im spannenden Warten auf die Entscheidung, ob der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut den Welterbetitel bekommen würde, arbeitete er optimistisch auf die Verleihung hin. So entstanden auch viele der mittelalterlichen Kulturlandschaften. „Als bekannt wurde, dass nur der Dom Welterbe wird, hatte ich aber auch Uta und Ekkehard schon fertig“, schmunzelt der gelernte Maler, der als Baggerfahrer, Bauleiter und zum Schluss als Straßenbaumeister sein Geld verdient und mit der Glaskunst seinen Ausgleich gefunden hatte.
Baumfällaktion mit Folgen
Ja, bei Plobner war 2011 die „Uta-Manie“ ausgebrochen, wie er sagt. Doch schon früher versuchte er sich daran, Uta nachzubilden - damals noch in Holz. Im Garten musste ein Apfelbaum weichen. Das Holz war ihm zum Entsorgen zu schade. Also beschloss er, eine große Weintraube daraus zu schnitzen. Das Schnitzen hatte er während eines Lehrgangs in Annaberg-Buchholz erlernt. Weil es ihm gut von der Hand ging, wurde in den Stamm, der inzwischen ein kleines, sich mittels Strom drehendes Kunstobjekt ist, auch ein Uta-Porträt nebst Dom verewigt. Doch damit nicht genug. Aus einem weiteren Stamm entstand unverkennbar die Naumburger Uta in ganzer Pracht. Für die Schnitzerei, bei der viel Schmutz anfällt, zieht sich Plobner in den Garten zurück. Nun, da das Wetter besser wird, wird er öfter dort anzutreffen sein - auch zur Gartenpflege, vor allem aber, um die Brunnenfigur vom Lindenring in Holz zu schnitzen.