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Handball, 3. Liga Der „Schmiso von Prittitz“

Der 19-jährige Robert Voigt kommentiert die Liveübertragungen der HCB-Heimpartien auf „sportdeutschland.tv“.

Von Torsten Kühl 11.12.2021, 10:16
Anspruchsvolle Aufgabe: Robert Voigt, selbst aktiver Handballer, wird auch die HCB-Partie gegen Burgdorf II live kommentieren.
Anspruchsvolle Aufgabe: Robert Voigt, selbst aktiver Handballer, wird auch die HCB-Partie gegen Burgdorf II live kommentieren. (Foto: Torsten Biel)

Hohenmölsen/Prittitz - Wer am Samstag das Heimspiel der Drittliga-Handballer des HC Burgenland gegen den TSV Burgdorf II vor Ort in der Hohenmölsener Glückauf-Sporthalle verfolgt, wird ihn auf der Tribüne in Höhe der Mittellinie mit einem Headset vor einem Laptop sitzen sehen. Wer nicht die Fahrt in die Ausweichspielstätte der HCB-Männer oder die 2-G-plus-Regel in Kauf nehmen will/kann und sich die Partie dafür live im Internet auf „sportdeutschland.tv“ anschaut, wird ihn zumindest hören: Robert Voigt. Der 19-jährige Prittitzer kommentiert die Heimpartien der Burgenländer für den Sender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Voigt ist zu diesem - unbezahlten - Nebenjob zwar nicht wie die Jungfrau zum Kinde gekommen, denn sein Interesse an Sport im Allgemeinen sowie an Live-Übertragungen im Fernsehen und auf anderen Kanälen im Besonderen ist riesengroß. „Ich schaue fast schon ein bisschen zu viel, US-Basketball und American Football, natürlich auch Fußball und vor allem Handball“, erzählt der Lehramts-Student, der selbst aktiv Handball spielt (für die zweite Männermannschaft des HCB in der Verbandsliga) und auch noch ein Nachwuchsteam trainiert (zusammen mit Stephan Meyer die männliche E-Jugend seines Vereins). Und weil sich bei den Burgenländern - für die Handball-Drittligisten ist die Übertragung der Heimspiele auf „sportdeutschland.tv“ inklusive Livekommentar seit dieser Saison verpflichtend - niemand fand, der sich ans Mikrofon traute, übernahm eben der angehende Lehrer für Geografie und Deutsch diese durchaus anspruchsvolle Aufgabe.

Akribische Spielvorbereitung

Robert Voigt, der inzwischen des Studiums wegen die Woche über in Jena lebt, hat auch so etwas wie ein Reporter-Vorbild: Florian Schmidt-Sommerfeld, bekannt als „Schmiso“, der für den Bezahl-Sender Sky Fußball- und Handballspiele kommentiert - und zwar so kompetent und unterhaltend, dass er in diesem Jahr den Deutschen Sportjournalistenpreis als „Bester Sportkommentator“ erhielt. „Ich höre mir jede Woche auch sehr gern seinen Podcast ’Lauschangriff - Endlich was mit Sport...’ an, den er zusammen mit seinem Kollegen Frank Buschmann veröffentlicht“, berichtet der Prittitzer.

Auf die Partien, die er kommentiert, bereitet sich Robert Voigt ähnlich akribisch vor wie die Profis der Szene. „Ich schaue mir Heimspiele des kommenden Gegners unseres Teams an, bei denen man sowohl erfährt, wie zum Beispiel komplizierte Namen richtig ausgesprochen werden, als auch, was es in den Vereinen Neues gibt. Denn die Kommentatoren müssen ja immer von den jeweiligen Gastgebern gestellt werden, und das sind in der Regel natürlich Insider“, gibt der 19-Jährige einen Einblick in seine ehrenamtliche sportjournalistische Nebentätigkeit. Zwei, drei Stunden Vorbereitung pro Partie kommen da schon zusammen, sagt er.

Mit diesen Tasten lassen sich die Einblendungen für die Liverübertragungen der Handball-Drittligaspiele auf dem Online-Sportsender des DOSB steuern.
Mit diesen Tasten lassen sich die Einblendungen für die Liverübertragungen der Handball-Drittligaspiele auf dem Online-Sportsender des DOSB steuern.
(Foto: Torsten Biel)

Florian Schmidt-Sommerfeld ist ebenfalls noch sehr jung, erst 31, und hat auch einen Handball-Podcast („Hand aufs Harz“), für den er in dieser Woche mit Lukas Mertens vom SC Magdeburg - dem Club, dem Robert Voigt neben seinem HCB besonders die Daumen drückt - gesprochen hat. Ist „Schmiso“ für den talentierten Nachwuchskommentator auch in puncto beruflicher Lebensplanung ein Vorbild? „Das kann ich nicht sagen. Da braucht man erst mal viel Erfahrung zum Beispiel im Radio, wo er ja auch angefangen hat. Mal sehen, wo die Reise hingeht“, lässt sich Voigt in dieser Richtung alle Optionen offen.

Paul Zänker als Experte

Und wie manchmal auch im „richtigen“ Fernsehen gibt es auch bei den HCB-Heimspielen auf „sportdeutschland.tv“ an der Seite des Reporters einen Experten: Paul Zänker. „Wir sind ein gutes Team, waren seit der ersten Klasse, erst in der Grundschule in Plotha, dann am Weißenfelser Goethegymnasium, in einer Klasse. Paul bedient während des Spiels die Knöpfe für Einblendungen des Spielstandes oder zum Beispiel ’leeres Tor’, sowie für Zeitlupen oder Werbung. Ich baue aber auch immer wieder seine fundierte Einschätzung zum Spielgeschehen in unseren Kommentar ein“, beschreibt Robert Voigt die Rolle von Paul Zänker, der just am Samstag seinen 20. Geburtstag feiert - in der Glückauf-Sporthalle an der Seite seines langjährigen Kumpels und Teamkollegen in der HCB-Reserve.

Am Kommentatorenplatz an Robert Voigts Seite und wie er aktiver Handballer beim HCB: Paul Zänker, der heute 20 Jahre alt wird.
Am Kommentatorenplatz an Robert Voigts Seite und wie er aktiver Handballer beim HCB: Paul Zänker, der heute 20 Jahre alt wird.
(Foto: Torsten Biel)

Wer ein Drittliga-Handballspiel - zum Beispiel das der Burgenländer heute gegen den TSV Burgdorf II - auf „sportdeutschland.tv“ live verfolgen will, muss dafür 4,50 Euro bezahlen. Ein Teil der Erlöse, die der Online-Sportsender des DOSB damit erzielt, sollen an die Vereine gehen (dafür muss man bei der Registrierung im Internet seinen Lieblings-Club anklicken). „Bisher ist da allerdings noch kein Geld an uns zurückgeflossen“, berichtet HCB-Präsident Uwe Gering. Sein Verein bekam das für die Übertragungen notwendige Equipment gestellt - musste dafür aber 500 Euro bezahlen.

Kampf um Platz sechs gegen Jung-Recken

19.30 Uhr ist am Sonnabend Anwurf zur Drittliga-Partie zwischen dem HC Burgenland und dem TSV Burgdorf II. Die „Jung-Recken“ sind das Juniorteam des Bundesligisten aus Hannover. Die Gäste sind mit 12:14 Punkten aktuell Tabellensechster der Staffel C. Genau diese Position streben die Burgenländer, die zurzeit mit 7:15 Zählern auf Rang neun liegen, zum Ende der Hauptrunde an, denn dann wäre der vorzeitige Klassenerhalt gesichert.

Für die Zuschauer gilt die 2-G-plus-Regel. Zutritt zur Glückauf-Sporthalle in Hohenmölsen erhalten also nur Geimpfte und Genesene, die zudem noch einen negativen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, oder einen tagesaktuellen zertifizierten negativen Test vorweisen können. Ein negativer Selbsttest vor Ort unter Aufsicht (in begrenzter Anzahl am Einlass vorrätig) zählt ebenso. Die Maskenpflicht gilt in der Halle auch am Platz.