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Dampfende Kessel vorm Scharfrichterhaus

Von jana kainz 01.01.2012, 17:01

Eckartsberga. - "Heute habe ich den Briefkasten angeschraubt", sagte Hoppe während er am Neujahrstag mit einer großen Kelle die Suppe umrührte, die im Riesenkessel über dem offenen Feuer brodelte. Gleich daneben dampfte es aus einem weiteren Suppenkessel. Hoppes erwarteten Besuch.

Die beiden nun ehemaligen Thüringer hatten gut 20 Frauen, Männer und Kinder aus der Nachbarschaft eingeladen, um mit ihnen ihre Einzugsparty zu feiern. "Es ist auch an Dankeschön an all jene, die uns geholfen haben und noch helfen", so Ines Hoppe. Angerichtet waren die beiden Tafeln in der zukünftigen Küche. Auch wenn hier noch das Möbel fehlt, hat sich in den vier Wänden bis kurz vor Weihnachten noch allerhand getan. Da, wo einst eine marode Rückwand einzustürzen drohte, wurde eine neue, stabile Mauer hochgezogen. Dafür rührte nicht wie bisher Ines Hoppe den Lehm an, um die Wand wie fast alle im Haus zu erneuern. Dieses Mal hatte sich eine Firma ans Werk gemacht, um eine neue, 60 Zentimeter tiefe und weit ins Erdreich reichende Wand zu errichten. "Nun müssen noch die Wasserleitungen rein, wofür auch das Hofpflaster geöffnet werden muss. Ist das geschafft, kann in der Küche die Decke gemacht und die Dielung gelegt werden", zählte sie die nächsten Arbeiten auf, die im Januar in dem historischen Gemäuer erledigt werden sollen.

Auch wenn noch das kleine und große Bad fehlen, und Hoppes gelegentlich die Schwarzenberg-Waschmaschine aus DDR-Zeiten anschmeißen, um heißes Wasser in die Zinkbadewanne einlaufen zu lassen, fühlen sie sich zu Hause. Und das nicht nur in den vier Wänden ihrer Scharfrichterei. Wenn Ines Hoppe zur Arbeit fährt, werde sie hier und da gegrüßt. "Und oft steht, wenn ich nach Hause komme, ein Geschenk von den Nachbarn vor der Tür wie eine alte Blechdose oder eine Lampe", sagt die passionierte Antiquitätensammlerin. Es ist diese Herzlichkeit, die beiden das Gefühl vermittelt, nach Hause gekommen zu sein. Ähnlich scheint es Fräulein Hoppe gegangen zu sein. Die betagte Katze fühlt sich seit dem ersten Tag an in der Schinderei wohl.