Bilder zeigen Tapetenwechsel
NAUMBURG. - Gunter Heineck hat die Zeit festgehalten. Vor 20 Jahren, als auch in Naumburg zwischen dem 4. November 1989 und dem 19. Januar 1990 drei große Demonstrationen stattfanden, nahm der Naumburger Hobbyfotograf eine Vielzahl von Bildern auf. Ein Teil von ihnen wird ab Freitag, 6. November, in einer Ausstellung gezeigt. Zu sehen ist die Schau im Veranstaltungsraum des Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung in Naumburg, Salzstraße 8. Sie ist ein gemeinsames Projekt des Naumburger Bürgervereins und des Naumburger Tageblatt / MZ sowie von Günter Heineck und Ralph Steinmeyer.
Letzterer hatte etliche der Fotos zusammen mit Karikaturen von Andreas Neumann-Nochten bereits vor zehn Jahren in einer Ausstellung in der Herrenstraße unter dem Titel "Tapetenwechsel" präsentiert. Unter Anspielung auf die berühmt gewordene Aussage des Mitglieds des SED-Zentralkomitees Kurt Hager entschieden sich die Ausstellungsmacher auch bei der Neuauflage für diesen Titel. Der ist insofern treffend, da ein beträchtlicher Teil der Bilder dem Alltag in Naumburg der 80-Jahre gilt. Bereits in dieser Zeit war Heineck, der als Berufsschullehrer eine Arbeitsgemeinschaft Fotografie leitete, mit der Kamera fleißig unterwegs, fotografierte die Stadt und ihre Menschen.
Das blieb auch während der Wendezeit so, obwohl das nicht immer einfach war. "Viele Demonstranten haben mich für einen Stasi-Spitzel gehalten, obwohl, wie sich später herausstellte, ich selbst observiert worden war", erinnert sich Gunter Heineck. Er ließ sich jedoch nicht davon abbringen, fotografierte und entwickelte die Bilder meist noch über Nacht auf Orwo-Material, um sie am nächsten Tag in der Berufsschule aushängen und Freunden zeigen zu können.
"Entstanden sind spannende und überraschende Dokumente aus jener Zeit", schätzt Steinmeyer ein. "Spannend, da niemand in Naumburg in diesem Zeitabschnitt derart umfassend - fast wild - das öffentliche Leben der Kleinstadt dokumentiert hat. Bei Parteikundgebungen, Volksfesten, Begegnungen mit sowjetischen Soldaten und vor allem bei den Protestdemonstrationen im Herbst 1989 war er mit seiner Kamera dabei." Ebenso interessant dürften die Fotos aus der Zeit davor, etwa vom Markttreiben oder Gebäuden der Stadt sein. "Wir wünschen uns möglichst viele Besucher", so Olaf Döring vom Bürgerverein, der außerdem der GWG Naumburg für deren Unterstützung der Ausstellung dankt.