Wenzelskirche Naumburg Bachs Orgel feiert 275.
Berühmtes Instrument steht mit aktueller Konzertsaison wieder im Mittelpunkt. Vom Wenzelsorganist initiierte „Junge Talente“-Reihe wird fortgesetzt.
Naumburg - Prachtvoll, mächtig und elegant thront sie hoch oben auf der dritten Empore unter der Kirchendecke in der großen Stadtkirche St. Wenzel zu Naumburg. Schon der Anblick ihres reichhaltig verzierten weiß-goldenen Prospekts ruft Staunen hervor - prächtiger kann man sich die Königin der Instrumente kaum vorstellen. Aber wer ihr wahres Geheimnis ergründen möchte, muss sie natürlich hören.
„Die Hildebrandt-Orgel gilt als die einzige authentisch erhaltene große Orgel, die Johann Sebastian Bach maßgeblich mitkonzipiert und vor 275 Jahren zusammen mit Gottfried Silbermann abgenommen hat“, deutet Wenzelsorganist Nicolas Berndt auf den besonderen Geburtstag des Instruments hin. Neben ihrer außergewöhnlichen Klangschönheit macht dies die Einzigartigkeit des besonderen Instrumentes aus. „Diese Orgel gehört zu den herausragenden Kulturschätzen Sachsen-Anhalts, Deutschlands und auch Europas. Sie ist ein direktes Schaufenster in die Bach-Zeit und macht Naumburg damit ohne Zweifel zu einem wichtigen Bach-Ort“, schwärmt er.
Bei aller historischen Bedeutung, die man nicht groß genug einschätzen könne, sollte man nicht vergessen, dass die Hildebrandt-Orgel schon zum Zeitpunkt ihrer Erbauung ein durch und durch visionäres Instrument war. So verwundere es kaum, dass auch heute noch nicht nur europäische Konzertveranstalter, Aufnahmelabels und Orgelabteilungen von Musikhochschulen in Naumburg regelmäßig ein und ausgehen, sondern inzwischen Anfragen aus Fernost und Nordamerika zur Tagesordnung gehören. Die renommiertesten Interpreten der Welt fragen an, um an dieser Orgel Aufnahmen produzieren zu können, und auch eine amerikanische Elite-Uni streamt inzwischen Vorlesungen von der Hildebrandt-Orgel.
In mehr als Hundert Konzerten pro Jahr können mehrere Tausend Besucher aus aller Welt die Hildebrandt-Orgel erleben. In der Konzertsaison von Mai bis Oktober erklingt sie mehrmals pro Woche in den halbstündigen Mittagskonzerten „Orgel punkt Zwölf“. Hier kann auch der historische Spieltisch, den Johann Sebastian Bach unter seinen Händen hatte, besichtigt werden. In den großen Abendkonzerten des Internationalen Orgelsommers sind jeden Juli und August die Stars der Orgelszene zu Gast. Daneben findet alle zwei Jahre das Musikfestival „Hildebrandt-Tage“ anlässlich der historischen Orgelabnahme statt.
Passend zur Wahl der Orgel als „Instrument des Jahres 2021“ hat Berndt, wie berichtet, mit der Reihe „Junge Talente“ ein weiteres Format dem umfangreichen Konzertkalender hinzugefügt „Nachwuchsförderung“, sagt er, „ist mir ein Herzensanliegen.“ In der diesjährigen Saison werden sich junge Nachwuchsorganisten verschiedener Nationen, die vielfach Preisträger internationaler Wettbewerbe sind, mit einem Programm ihrer Wahl an Bachs Orgel vorstellen. Die Schirmherrschaft hat der Staats- und Kulturminister des Landes Sachsen-Anhalt, Rainer Robra, übernommen.
Das aktuelle Jahresprogramm ist zu finden auf der Website www.hildebrandt-orgel.de