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Ausblick Ausblick: Zur Exposition könnte ein begleitendes Sommeratelier stattfinden

07.01.2016, 08:42
Werner Löffler, „Klang“. Dieses Bild ist typisch für die intensiven Farbstudien des Künstlers.
Werner Löffler, „Klang“. Dieses Bild ist typisch für die intensiven Farbstudien des Künstlers. Andreas Albert Lizenz

Naumburg - Die Zeit des Jahreswechsels kann als ausgleichender Ruhepol einer Erinnerung Raum geben an eine Persönlichkeit, die sich in die Biografie der Stadt Naumburg eingeschrieben hat: Werner Löffler (geboren 1904 in Breslau, verstorben im März 2001 in Naumburg) überblickte fast das gesamte 20. Jahrhundert. In unzähligen Kunstvorträgen begeisterte er seine Zuhörer. Man konnte dabei erleben, wie nicht nur über Bilder gesprochen wurde, sondern wie die künstlerische Betrachtung selbst ein Kunstwerk war. Dabei führte Werner Löffler den Zuhörer oft an Grenzbereiche, wo Kunst als Seismograph menschlicher Entwicklung und Bewusstseinsschritte erfahrbar wurde. „Bilder spielen in meinem Leben eine sehr große Rolle. Betrachten von Bildern, mich versenken in Bildern, in und mit Bildern leben“, so hat er einmal von sich gesagt.

1923 Begegnung mit Rudolf Steiner

Schaut man auf das Leben Werner Löfflers zurück, so ist es in starkem Maße mit dem Phänomen „Bild“ verwoben. Als erstes Bild erscheint die Geburtsstadt Breslau, von Löffler später wiederholt in Stadtansichten gezeichnet. Hier auch fand während eines Vortrages 1923 die Begegnung mit dem Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, statt. Dann taucht das Bild von Dresden auf, wo er 1924 ein Architekturstudium begann. Er wechselte zur bildenden Kunst und setzte von 1925 bis 1927 das Studium in Berlin-Charlottenburg und von 1927 bis 1932 an der Staatlichen Akademie in Breslau fort. Dazu treten Bilder, die auf Ausstellungen gesehen wurden, sowie Arbeiten seiner Breslauer Lehrer, unter anderem Alexander Kanoldt, Paul Holz, Otto Mueller, Johann Molzahn, Oscar Moll, und Oskar Schlemmer.

Vor den Bildern Edvard Munchs lernte er seine Frau, geborene Else Sonnenberger, kennen. Diese war ebenfalls eine Studentin bei Otto Mueller. 1932 fand die Heirat statt.

Eine Fülle von Erinnerungsbildern, die mit eigenen geschaffenen Bildern und Studien zu ergänzen wären! Nach dem Beginn als Kunstpädagoge in Görlitz erfolgte im Jahr 1939 die Ernennung zum Studienrat. Während der sechsjährigen Soldatenzeit wurde ihm die Vertiefung in Religion und Geisteswissenschaft sowie das Zeichnen in allen Lebenslagen eine Überlebenshilfe.

„Der Dom ist dein Schicksal“

Die Stadt Naumburg tauchte in seiner Biografie mit der Entlassung aus dem amerikanischen Gefangenenlager am 21. Juni 1945 auf. Nach dem Krieg heimatlos geworden (der Wohnsitz der Familie befand sich im polnischen Teil von Görlitz), entschied sich der Künstler für die Stadt Naumburg. Ausschlaggebend für diesen Schritt war der Dom. „Gehe nach Naumburg, der Dom ist dein Schicksal“, ermunterte ihn ein Kollege. In schätzungsweise 500 Führungen durch das historische Gebäude vermittelte Werner Löffler selbst noch im hohen Alter mit jünglingshafter Begeisterung die Botschaft des Naumburger Meisters.

Ab Januar 1946 wohnte die Familie mit drei Kindern in der Münzerstraße 5, ab 1949 in der Neustraße46. Als Kunsterzieher arbeitete Löffler bis 1961 im Reformrealgymnasium, der späteren Oberschule. Von 1947 bis 1957 lehrte er als Dozent für bildende Kunst an der Volkshochschule und im Kulturbund der Stadt Naumburg. Sehr gründlich bereitete er die Schulstunden vor, wobei die bis zu 20 Klassen im Schuljahr mit jeweils 30 bis 40 Schülern eine kaum zu bewältigende Anforderung darstellten. Die wieder aufgenommene Arbeit als Kunstpädagoge gestaltete sich in der sozialistischen Ära immer schwieriger. Als Löffler sich beispielsweise weigerte, seinen Betrachtungen über Paul Klee ein „politisches Schwänzchen “ anzuhängen, war dies das berufliche Aus in stalinistischer Zeit! Er erlebte ein geistiges Niederknüppeln, dem er fortan in freier Vortragstätigkeit und in zahlreichen Malkursen schöpferisch begegnete. Zu seinem täglichen Programm gehörten Farb- und Formübungen, die auf der Farbenlehre von Goethe, Runge, Steiner und den Künstlern der Avantgarde des 20. Jahrhunderts basierten.

Was Werner Löffler immer wieder anzuregen vermochte, war die ernsthafte, unbefangene bildnerische Übung am Erleben des Farbenwesens. Ab 1969 kam es aus Gesundheitsgründen zur Beendigung der Lehrtätigkeit. Nach dem Umzug 1971 in die Bürgergartenstraße 32 wurde er freier Mitarbeiter des Katechistischen Oberseminars in Naumburg. Vortragstätigkeit und Malkurse wurden vor allem im Rahmen der Christengemeinschaft fortgesetzt. In manchmal schwieriger wirtschaftlicher Situation half die künstlerische Tätigkeit von Else Löffler (1907-1996) hinweg. Auch sie hatte die Breslauer Kunstakademie absolviert und schuf als Mutter von drei Kindern nebenbei fantasievolle Batiken. Dabei war sie es, die als Kind bereits 1916 mit ihren Eltern nach Naumburg zog, wo sie die Liebe zur Kunst entdeckte. Die zweite Ausstellung in den 90er-Jahren zeigte in der Ideenschmiede in Naumburg Arbeiten der Künstlerin. In all den Jahren in Naumburg nahm das Ehepaar Löffler interessiert und engagiert am Kulturleben der Stadt und Umgebung teil. Ein großer Freundes- und Künstlerkreis entstand, so mit Marika und Klaus Sängerlaub und Walter Weiße. Löfflers Kompetenz und mitreißende Kunstbegeisterung führte auch zu Künstlerfreundschaften und Begegnungen über Naumburgs Grenzen hinaus, unter anderem zu Alfred Traugott Mörstedt, dem Bauhauskünstler Albert Hennig, Jochen Aue, Manfred Kastner, Ruth Moering, Karl Hennemann, Walter Roggenkamp, Wolfgang Mattheuer und dem Schriftsteller Klaus Günzel. Ab 1984 folgten erste Ausstellungen. Am 29. Juni 1995 würdigte das Naumburger Tageblatt dieses langjährige ehrenamtliche Engagement im Bereich Bildender Kunst in einer Zeit schwieriger politischer Umstände mit den Wenzelspreis.

In der „Ideenschmiede“

Werner Löffler war nicht nur durch den Dom mit Naumburg sehr verbunden. Gern durchwanderte er die alten Gassen der Stadt und fertigte zahlreiche Zeichnungen an. Nach der „Wende“ engagierte er sich bis zu Plakatentwürfen für die Projekte der „Ideenschmiede“. Nach dem Tode von Else Löffler (1996) und Werner Löffler (2001) erfolgte 2004 zum 100. Geburtstag auf Initiative des befreundeten Pianisten und Hochschullehrers Marek Bobeth eine Ausstellung in der Gedenkstätte für Anny Schäfer und Fritz Rentsch, Topfmarkt 17. Inzwischen ist das Interesse am Leben und Werk des Künstlers, Pädagogen und enthusiastischen Kunstkenners durch Publikationen, so über Franz Marc, und Ausstellungen weiter gewachsen. Die im Oktober 2015 beendete Ausstellung „Aenigma 100 Jahre Anthroposophische Kunst“ im Kunstmuseum Moritzburg in Halle würdigte Löffler mit einem Katalogbeitrag und einem Vortrag. Zu diesnem kamen auch Besucher dazu, die sich an Werner Löffler noch gern erinnerten.