Ausblick Ausblick: Empfang des Bürgermeisters samt Ehrung mit einem Pokal

Naumburg - Wo sich vor Kurzem noch unterm großen Tannenbaum kleine Verkaufsbuden aneinanderreihten, es nach gebrannten Mandeln roch und auf der Bühne Kinder mit Liedern und Gedichten auf das Weihnachtsfest einstimmten, gurrten Sonnabendvormittag unzählige Tauben in ihren Käfigen. Der Naumburger Marktplatz war nunmehr zum 148. Mal Schauplatz des bekanntesten Taubenmarktes weit und breit geworden. Zum diesjährigen Auftakt waren kurz nach 6 Uhr bereits alle von der Stadt bereitgestellten Tische bis auf den letzten Platz mit Käfigen besetzt. Und trotz vieler glatter Straßen füllten sich auch die Gänge zwischen den aufgereihten Käfigen schnell mit kauf- und tauschwilligen Gästen - und das lange vorm Hellwerden. So ist die Taschenlampe ein unverzichtbares Taubenmarkt-Utensil - sowohl für Verkäufer als auch für Käufer.
Im Schein der kleinen Lampen kam man schnell ins Geschäft. Manchmal sogar noch vorm eigentlichen Markt-Startschuss. So hatte Heinrich Weinberg, der aus Crossen bei Eisenberg im frühmorgendlichen Naumburg eingetroffen war, die Stiege mit zehn weißen Lockentauben mit Haube kaum aus seinem Auto gehievt, da waren sie auch schon verkauft. Ein Züchter aus dem vogtländischen Oelsnitz hatte sofort zugegriffen. Erst nach diesem Handel kam Weinberg dazu, seine Lockentauben Blauschimmel und seine weißen Brieftauben in die Käfige zu setzen.
„Das habe ich noch nie erlebt, gegen 8.30 Uhr hätte ich schon wieder gehen können“, erzählt der Eckartsbergaer Sandro Schorch neben seinen leeren Käfigen stehend. Ruckzuck hatte der 51-Jährige seine vier Paar Thüringer und Sächsische Schnippen an den Mann gebracht. Er selbst kauft nur bei Ausstellungen, wie jener, die am Sonnabend auch in Markröhlitz geöffnet hatte und bei der Schorch auch einige seiner Tauben zeigte. „Da habe ich eine Bewertung“, erklärt er. Kaufen könne man vieles, weil vieles gefällt, aber man könne nun mal nicht alles züchten, meint Schorchs Eckartsbergaer Zuchtvereinskollege Jörg Rosenhahn aus Hassenhausen. Seine Bernburger Trommeltauben verkaufe der 40-Jährige meist ins Ausland - von Polen bis in den Libanon. „Dieses Jahr gehen sie vor allem nach Bulgarien“, fügt Rosenhahn hinzu. An den Thüringer und Sächsischen Schnippen hätten hingegen eher Einheimische Interesse.
Aus den Federn ging es in aller Herrgottsfrühe auch für die elfjährige Jette. „Sie wollte mitkommen,“, erzählt Vater Thilo Kopielski, der sich mit der Tochter von Wachau bei Markkleeberg aus auf den Weg gemacht hatte. Im Gepäck hatten sie sechs Kelebek-Tauben. „Das ist türkisch und heißt Schmetterling. Das ist eine Flugtaubenrasse“, erklärt er. Eine Taube habe er verkauft. „Damit ist das Spritgelt wieder drin“, so Kopielski, der sich mit der Tochter für den Rückweg rüstete. Daheim warteten auf die beiden auch die Hühner, die Jette besonders gern mag und um die sie sich gern kümmert. „Bei den Tauben hilft sie auch mit“, verrät Jettes Vater. Mit einer Taube im Karton schlenderte Ortwin Frankenberger über den Markt. Einen Texaner Taubert hat er erstanden - jedoch nicht für die Zucht. „Ich bin nur Halter“, sagt der Freyburger. Die Tiere, eine Fleischtaubenrasse, kommen bei Frankenbergers in Topf oder Pfanne. „Das ist das beste, gesündeste Fleisch“, sagt er.
Während des ständigen Kommens und Gehens ist vor allem eine stets anzutreffen: Marktleiterin Birgit Abicht-Schneider. Seit vier Uhr ist sie auf den Beinen, um mit Mitarbeitern des städtischen Bauhofes alles für den Taubenmarkt vorzubereiten. Eine halbe Stunde später trudelten die ersten Verkäufer ein. „Es ist immer ein besonderes Treffen, weil man sich schon kennt. Der Taubenmarkt hat eine familiäre Atmosphäre“, so die Leiterin. Angesichts des unablässige Trubels sagt sie: „Das ist immer der Wahnsinn, ein schöner, außergewöhnlicher Wahnsinn, der viel Spaß macht.“
