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Bauliche Probleme Auf zur Schule! Aber sicher? - Sieglitzer bangen täglich um ihre Kinder

Eine eher notdürftige Bushaltestelle und ein Kurvenbereich machen Hin - und Rückweg für Sieglitzer Grundschüler kreuzgefährlich. Auf der Hand liegende Lösungen lassen auf sich warten.

Von Jana Kainz 23.08.2024, 09:42
Lediglich das schief stehende Schild lässt die Bushaltestelle gegenüber der Sieglitzer Grundschule als solche erkennen. Den Schülern bietet sie keinen Schutz vor Regen,  Sonne oder Sturm.
Lediglich das schief stehende Schild lässt die Bushaltestelle gegenüber der Sieglitzer Grundschule als solche erkennen. Den Schülern bietet sie keinen Schutz vor Regen, Sonne oder Sturm. (Foto: Jana Kainz)

Sieglitz. - Tagtäglich aufs Neue freuen sich seit Jahren die Pädagoginnen und Hortnerinnen der Sieglitzer Grundschule über das Wiedersehen mit all ihren Schützlingen – nicht nur, weil man eine tolle Gemeinschaft, sondern auch, weil der Hin- und Rückweg zur Bildungseinrichtung kreuzgefährlich ist. Und das gleich an zwei Punkten. Da wäre zum einen die vis-à-vis der Schule gelegene Bushaltestelle, die der Bezeichnung keinesfalls würdig ist, und zum anderen der kurvige und teils fehlende Fußweg von der Dorfmitte entlang der Kreisstraße bis hin zur Bildungseinrichtung und den dortigen zwei Schulbushaltestellen. Dass an beiden Brennpunkten bis auf einen Unfall im vergangenen Jahr noch kein ernsthaftes Unglück passiert ist, grenze an ein Wunder, sind sich Schulleiterin Stefanie Becker, Hortleiterin Katrin Krutzky und Bürgermeister Bodo Zier während eines Vor-Ort-Termins einig.

Marode Bushaltestelle

Problem Nummer eins ist – wobei dies nicht als Priorisierung zu verstehen ist – eine der beiden Bushaltestellen. Während jene auf der Seite der Schule ausgebaut und mit einem Wartehäuschen bestückt ist, ist die andere als solche nur am inzwischen schief stehenden Bushalteschild erkennbar. Die Bordsteinkante ist abgeschlagen und teils wie die ein, zwei notdürftig verlegten Rasengittersteine mit Grün überwuchert. „Bei Sonne, Wind und Regen warten die Schüler auf den Bus, setzen sich, wenn kein Erwachsener schaut, auf die Bordsteinkante“, so die Schulleiterin. Die wenigsten der vorbeidüsenden Autofahrer würden sich an die 30km/h-Geschwindigkeitsbegrenzung halten. „Man hat hier schon Autos mit 70 km/h gemessen“, erzählt Stefanie Becker.

Zu dem ständigen Gefahrenpotenzial kommt eine Portion Ärger hinzu. Die an der dürftigen Haltestelle wartenden Schüler stellen sich gern bei strömendem Regen im schräg gegenüberliegenden Wartehäuschen unter. „Da hatten wir schon den Fall, dass der Bus – obwohl wir, weil wir ihn kommen sahen, gerade rübergehen wollten – einfach durchgefahren ist“, erzählt die Schulleiterin, die damals sofort zum Telefonhörer griff.

Vom Busunternehmen wurde ihr mitgeteilt, dass der Fahrer kein Kind an der von ihm anzufahrenden Haltestelle gesehen hat und es „nicht die Aufgabe der Busfahrer ist, nach links (also zur gegenüberliegenden Haltestelle, Anm.d. Red.) zu schauen“. Seither warten die Buskinder bei schlechtem Wetter im überdachten Schuleingangsbereich und werden beizeiten von einer Hortnerin, die auf Posten Ausguck steht, zur gegenüberliegenden Haltestelle gelotst, ergänzt Katrin Krutzky.

Flurstücktausch möglich

Was einfach zu lösen scheint, entpuppt sich als äußerst kompliziert und damit als zeitaufwendig. „Vor einem Jahr, weiß ich, hat es mit dem Kreis und der Verbandsgemeinde schon einmal eine Begehung gegeben“, so Bodo Zier, der einst noch nicht Bürgermeister war. Damals hieß es, dass die durch Sieglitz führende Kreisstraße saniert und in dem Zuge die Problem-Bushaltestelle neu gebaut werden soll, wobei kein Datum genannt worden sei.

„Wer weiß, wann das ist, wir wissen, wie der Haushalt des Kreises aussieht. So lange können wir nicht warten“, meint Zier, dem an einer kurzfristigen Lösung liegt. Die könnte, sollte die Gemeinde endlich das „Windrad-Geld“ erhalten, selbst eine bauliche Veränderung auf den Weg bringen.

Voraussetzung ist, dass sie in den Besitz des noch privaten Flurstücks kommt, auf dem sich die Problemhaltestelle befindet. Bislang habe es geheißen, dass der Eigentümer das Flurstück nicht tauschen wolle. „Ich wurde darauf bis jetzt nie angesprochen“, erklärt Simone Burkhardt, an deren Tür die Drei während des jüngsten Vor-Ort-Termins sogleich geklopft haben. Die junge Frau würde das etwa 600 Quadratmeter große, direkt an die Kreisstraße angrenzende Flurstück nur zu gern tauschen. Immerhin liegt ihr sowohl als Mutter eines Grundschülers als auch als Sieglitzer Hortnerin die Sicherheit der Mädchen und Jungen am Herzen.

Warten auf Sanierung der Kreisstraße

Eine von der Schule initiierte Unterschriftenliste, mit der gefordert wurde, zumindest einen Fußgängerüberweg zwischen Schule und Haltestelle einzurichten, hatte Kerstin Beckmann, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wethautal, vor über einem Jahr an die Verwaltung des Burgenlandkreises weitergereicht, wie sie auf Nachfrage Tageblatt/MZ erzählte. „Daraufhin haben wir vereinbart, dass, wenn die Kreisstraße ausgebaut werden soll, die Bushaltestelle als Bustasche mitgeplant wird. Die Verbandsgemeinde als Schulträger würde den Bau des Wartehäuschens übernehmen“, erklärt sie.

Ihr letzter Informationsstand sei, dass der Kreis die Planung des Kreisstraßenbaus für 2025 vorgesehen habe. Die entsprechende Anfrage unserer Zeitung bei der Kreisverwaltung war bis zum gestrigen Redaktionsschluss unbeantwortet geblieben. Zu einem vorübergehend eingerichteten Fußgängerüberweg wusste die VG-Chefin, dass sich das Straßenverkehrsamt damit wegen diverser baulicher Hemmnisse – ähnlich wie am Naumburger Marienring – schwertue.

„Man muss sich hier vor der Schule, da schließe ich mich ein, zwingen, 30 zu fahren“, gesteht Zier. Ein Zebrastreifen wäre da ohnehin nur eine vage Lösung. Wirksamer wäre am Ortseingang eine kleine Mittelinsel oder eine Aufpflasterung, wie es oft im Weimarer Land zu sehen sei, auf der Straße aufzubringen, meint Zier unter Zustimmung der Schul- und der Hortleiterin. Doch dies zu realisieren, liegt wieder in der Hand des Straßenbaulastträgers – also des Burgenlandkreises. Doch auch dafür gebe es viele bürokratische Hürden zu nehmen, wurde einst den zwei Frauen signalisiert.

Gefährlicher Kurvenbereich

Einfach war eben gestern. Das gilt einmal mehr für Problem Nummer zwei: eine Engstelle weiter Richtung Ortsmitte. An das auf der Ecke stehende Haus der Familie Lehmann/Burkhardt grenzt die Kreisstraße in enger Kurvenführung direkt an. Für einen Fußweg ist da kein Platz, auch nicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Durch dieses gefährliche Nadelöhr zwängen sich nicht nur die aus dem Ort zur Schule laufenden Grundschüler, sondern auch all jene Kinder und Jugendlichen, die von den dort liegenden Bushaltestellen aus ihre weiterführenden Schulen ansteuern.

„Zu meiner Schulzeit stand auf der Ecke unseres Hauses noch ein Mast. Zwischen diesem und der Hauswand haben wir uns immer durchgezwängt, um nicht auf der Straße laufen zu müssen“, erinnert sich Hortnerin Simone Burkhardt, die noch heute in dem Haus wohnt. Von dieser Ecke aus führt erst viele Meter weiter hinten ein schmal gepflasterter Fußweg bis zur Grundschule und den Schulbushaltestellen – ein weiteres Problem, das sich angesichts der schmalen Kreisstraße nicht beheben lasse.

Für dieses Fußwegproblem am Eckhaus liegt keine Lösung auf der Hand, es sei denn, „Lehmanns lassen die Kinder durch ihr eines Küchenfenster rein und durchs andere wieder raus zur Schule laufen“, meint Zier spaßeshalber. Indes hat er eine in den Augen von „Otto-Normal-Verbraucher“ durchaus passable Lösung parat: eine Leitplanke für eine einspurige Fahrbahnführung mit einer Vorfahrtsregelung für den Gegenverkehr im Kurvenbereich.

Leitplanke für einspurige Führung

Das wäre auch für die Verkehrsteilnehmer mit fahrbarem Untersatz eine sichere Variante. Im vergangenen Jahr ist in diesem abschüssigen Kurvenbereich eine Jugendliche verunglückt. „Unsere Schülerpraktikantin wollte in der Kurve ein am Rand parkendes Auto überholen, von oben kam aber ein Schulbus. Bei dem Unfall zog sie sich eine schwere Beinverletzung zu, mit der sie bis heute zu tun hat. Da hatten wir alle einen Riesenschreck bekommen – auch unsere Schüler, die das gesehen haben“, erzählt die Schulleiterin, die mit der ehemaligen Praktikantin in herzlicher Verbundenheit geblieben ist.

Zier hält an seiner Leitplanken-Idee fest, auch wenn ihm ein ehemaliger Mitarbeiter der Verkehrssicherheit wenig Aussicht auf Umsetzungserfolg versprach. Scheitern würde diese Idee daran, dass sich die begegnenden Autofahrer wegen der Kurve nicht rechtzeitig sehen würden. Nun will Zier einen Selbstversuch starten, schauen, ob er trotz Kurve den Gegenverkehr sehen kann, denn: „Hier muss ganz rasch eine Lösung her..“