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Abwasser Abwasser: Fusion wirft ihre Schatten voraus

Von michael Heise 14.12.2014, 09:16
Der Segelkunstflieger Chris Malguth, der heute im österreichischen Zillertal arbeitet und lebt, nutzt einen Besuch in seiner früheren Heimat zum Training am Himmel überm Unstruttal.
Der Segelkunstflieger Chris Malguth, der heute im österreichischen Zillertal arbeitet und lebt, nutzt einen Besuch in seiner früheren Heimat zum Training am Himmel überm Unstruttal. Gudrun schröder Lizenz

Laucha - Langsam wird es still auf dem Lauchaer Flugplatz. Immer weiter entfernt sich das motorisierte Schleppflugzeug, das den Segelflieger in die Höhe zieht. In der Ferne, hoch oben, sind Motor- und Segelflieger zu erkennen. Während der Motorflieger bald wieder auf dem Platz landet, dreht der Segler nach einer Wende am Himmel atemberaubende Figuren.

Schon beim Zusehen kann einem da schwindlig werden: Looping, Trudeln, Rolle, Rückenflug, Sturzflug. Dann zieht der Pilot den Segler blitzschnell senkrecht nach oben. Pilot Chris Malguth sitzt konzentriert im Cockpit. Der leidenschaftliche Segelkunstflieger gehört der Innsbrucker Segelflieger Vereinigung (ISV) an. Der junge Mann stammt aus Laucha, hier wohnen seine Eltern Maik und Ines Malguth sowie Bruder Tim. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Pilot während eines Kurzurlaubs das Flugzeug aus Österreich mitbrachte und auf dem Flugplatz trainierte. Etwa zehn Minuten dauerte die spektakuläre Kür.

Gute Bedingungen für Übungsflug

Nach einer kühlen Nacht bot der Morgen dem Segelkunstflieger einen blauen Himmel, Sonnenschein und kaum Wind. Perfekte Bedingungen, um ein paar Trainingsflüge zu absolvieren. Mit seinem Bruder und zwei Helfern nutzte Chris Malguth das herrliche Wetter für das Übungsprogramm. Das Training des Kunstflugs stehe für ihn derzeit an erster Stelle, erzählte der gebürtige Lauchaer. Seit drei Monaten nämlich gehört er der österreichischen Segelkunstflug-Nationalmannschaft an und wird im nächsten Jahr bei den Weltmeisterschaften starten. „Das ist das größte für mich, und ich bin froh, dass ich diesen Sprung geschafft habe“, berichtete Malguth nicht ohne Stolz. Als Mitglied der Nationalmannschaft durfte er auch das Flugzeug des österreichischen Aero-Clubs zum Fliegen mit nach Laucha nehmen.

Mit seinen 27 Jahren ist der gebürtige Lauchaer bereits ein erfahrener Pilot. Seit zwölf Jahren sitzt er in der Flugzeugkanzel. Bereits mit 15 Jahren hatte den damaligen Schüler das Flugfieber gepackt. Im Haus der Luftsportjugend (HdL) begann er mit dem Segelfliegen und erwarb die Lizenz.

Ein Kunstflugwettbewerb lässt sich am ehesten mit einer Eiskunstlaufveranstaltung vergleichen. In beiden Fällen führt der Teilnehmer sein Programm vor und wird dabei von einem Punktrichterteam bewertet. Dieses schätzt jedes Element entsprechend seiner Güte ein und vergibt im Anschluss eine Punktwertung. Zum Wettbewerb, so erzählt Chris Malguth, gehören eine Pflicht- und eine Kür-Vorführung. Dazu kommen ein bis zwei Unbekannte, die der Pilot 24 Stunden vorher erfährt, aber nicht trainieren darf. Das Flugprogramm müsse so zusammengestellt sein, dass sich die Figuren möglichst flüssig aneinanderreihen. Zugleich werde eine harmonische Bewegung angestrebt. In die Bewertung fließt schließlich auch eine allgemeine Harmonienote ein.

Sein fliegerischer Mentor war der Leiter des HdL und Fluglehrer Stefan Olessak. Olessak hatte den Jugendlichen als Passagier an einem Kunstflug teilhaben lassen. „Das hat mir auf Anhieb total Spaß gemacht“, erinnerte sich Chris Malguth. Olessak war es dann auch, dem er als ersten seinen Aufstieg in den Nationalkader telefonisch mitgeteilt hatte. Zu seinem früheren Fluglehrer habe er noch heute guten Kontakt, und dieser habe sich sehr über den Erfolg seines einstigen Flugschülers gefreut.

Seit zehn Jahren lebt der 27-Jährige im Zillertal. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse absolvierte er hier eine dreijährige Ausbildung zum Koch und blieb danach der österreichischen Urlaubsregion treu. Inzwischen arbeitet Malguth als Küchenchef in einem Vier-Sterne-Hotel und wohnt mit seiner Freundin zusammen. Malguth ist Segelflieger aus Leidenschaft. Mit der ISV fand er einen Verein, in dem er seinem Hobby weiter frönen und mit dem Kunstflug beginnen konnte. Bei dem Trainer Siegfried Mayer lernte er die Grundlagen des Kunstfluges sicher und effektiv. Der 43-jährige Mayer gehört selbst der Nationalmannschaft an und wurde schon achtmal für die Weltmeisterschaften nominiert.

Vier Jahre ist Malguth jetzt bei den Kunstfliegern und dort äußerst erfolgreich. Das Üben mit dem Spitzenpiloten sei wie eine Initialzündung gewesen: „Ich habe mir vorgenommen, ebensolche Leistungen zu erbringen. Ich wollte die Welt nur noch kopfüber sehen.“ Bei internationalen Wettbewerben habe er erste und dritte Plätze belegt. Der Trainer habe ihn für die Nationalmannschaft vorgeschlagen und gesagt: „Du bist gut, du bist so weit, du kannst mitfliegen.“ Die Eltern tolerieren das Hobby ihres Sprösslings. „Wir haben uns mit Chris über die Nominierung riesig gefreut“, sagte der Vater. Doch bei Meisterschaften hätten sie noch nie zugesehen. Das möchte der Sohn auch nicht. „Ich kann nicht sagen, ob ich es hinbekomme, wenn ich weiß, meine Mutter schaut unten zu“, bekannte Malguth offen.

Disziplin halten, Grenzen sehen

Für die erforderliche Konzentration beim Kunstflug nimmt der Neu-Zillertaler regelmäßig am Mentaltraining teil. Zehn Minuten vor dem Start blende er alles um sich herum aus. Dann existiere nur sein Flieger, das Cockpit und das zu absolvierende Programm. Zu 80 Prozent, so war von Malguth zu hören, gehe die sportliche Einzelleistung vom Kopf aus, 20 Prozent sei fliegerisches Können. Extrem wichtig sei es, Disziplin zu wahren und Grenzen einzuhalten. Er sei kein Draufgänger, ein gewisser Respekt sei stets nötig. Es komme für ihn darauf an, sauber und möglichst fehlerfrei zu fliegen.

Finanziert wird der Segelkunstflug in Österreich vor allem von Sponsoren, ansonsten wäre für den Küchenchef die Fliegerei kaum möglich. In seine Heimatstadt kommt Chris Malguth immer gern. Er sei zwar schon Jahre weg, doch sein Herz schlage nach wie vor für Laucha. Besonders freut sich dann der „kleine“ Bruder, der die zwölfte Klasse im Lauchaer Gymnasium besucht und, wie kann es anders sein, der AG Segelfliegen angehört.