Ortschaftsrat Bad Kösen Abschied vom Seekurpark?
Warum Naturschützer die Entscheidung kritisiert.
Bad Kösen - Der Seekurpark in Bad Kösen ist mit dem Verlanden der dortigen nach der Wende angelegten künstlichen Teiche längst keiner mehr und soll auch nicht als solcher wiederbelebt werden. Darauf hat sich der Ortschaftsrat Bad Kösen auf seiner Sitzung am Dienstag in Schulpforte verständigt. Dessen Meinung hatte Ortsbürgermeister Holger Fritzsche (BBK) abgefragt, nachdem in der Vergangenheit weder eine Lösung dafür gefunden werden konnte, wie sie zu bewässern sind und wer das bezahlt noch wie verhindert werden kann, dass Wasser versickert.
Das Gelände des Seekurparks gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben; die Stadt hält in deren Auftrag die Wege in Ordnung. Zum Schluss hatten sich Stimmen gemehrt, dass eine Neubezeichnung des Geländes fällig wird, da von einem Seekurpark nicht mehr die Rede sein kann.
Bezeichnung „Galgenberg“
„Es ist nicht sinnvoll, die ehemaligen Seen wieder zu befüllen. Sie sind damals künstlich entstanden, und in Zeiten des Klimawandels wäre es nur schwer zu vermitteln, dass Wasser auf einen Berg gepumpt werden muss“, verdeutlicht Fritzsche auf Nachfrage von Tageblatt/MZ. Einig sei man sich allerdings darüber, dass die Fläche weiter der Naherholung dienen solle - unter der Maßgabe, dass es sich hier um ein Naturschutzgebiet handele. „Ich will allerdings nicht ausschließen, dass nicht doch irgendwann mal wieder eine Bewässerung möglich ist, dann müsste sich aber eine Art Interessengemeinschaft finden, die dafür ein passendes und bezahlbares Konzept hat“, so Fritzsche. Einigkeit besteht darüber, den Seekurpark nicht mehr als solchen auszuweisen. Ideal sei die Bezeichnung „Galgenberg“, auf dem sich das Areal befinde. Schilder würden entsprechend geändert.
Kritik von Naturschützer
Naturschützer Bernhard Wittig, der einst im Heimatverein eine spezielle Arbeitsgruppe gegründet und sich persönlich stark für den Erhalt der Teiche eingesetzt hatte, bedauert indes die Abkehr vom Seekurpark. „Nach dem Bau der Teiche kurz nach der Wende hat sich dort schnell ein großartiges Biotop entwickelt, in dem Amphibien, Bodenbrüter und andere Tiere heimisch geworden sind“, so der Bad Kösener. Die Teiche - einst 4.000 Kubikmeter Wasser fassend - seien darüber hinaus touristisch relevant gewesen. Heute würden sie sogar als Löschwasserreserve für das angrenzende Neubaugebiet taugen. Das Argument, sie könnten nicht bewirtschaftet beziehungsweise unterhalten werden, ziehe nicht. Wittig: „Mindestens drei der fünf Teiche, das ist bekannt, sind intakt. Aufwendig ist nur das Erstbefüllen, dann relativiert sich das Ganze. Das nun alles aufzugeben, ist ein großer Fehler.“ (Michael Heise)