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1965: Polizist Herricht in Naumburg

Von ALBRECHT GÜNTHER 29.05.2009, 18:21

NAUMBURG. - Im September und Oktober 1965 agierten in Naumburg in der Regie von Hans-Joachim Kasprzik die Schauspieler Rolf Herricht und Herbert Köfer, Axel Triebel und Gerd Ehlers, Walter Lendrich und Zdenek Stepanek vor den Kameras. Die erste Kriminalkomödie der Defa sollte entstehen, zu der Rudi Strahl die Vorlage geliefert hatte.

Die LDZ schrieb am 16. Oktober 1965 über die Dreharbeiten: "Rolf Herricht, Kriminalist in einer Kleinstadt unserer Tage, träumt nachts von aufregenden Fällen und Verbrecherjagden. Tagsüber aber beschäftigen ihn verschwundene Kaninchen. Pinkas, Ex-Ganove und längst biederer Bürger sowie Freund des Kriminalisten, hilft der Suche nach dem großen Fall auf seine Weise nach. Dass dabei finstere Typen sogar das Denkmal des steinernen Herzogs Nepomuk von seinem Sockel reißen und in einem Protos-Auto entführen, sei aus dem Szenarium verraten."

Die Naumburger verfolgten das filmische Geschehen mit großer Aufmerksamkeit, denn die Akteure waren auch privat oft zu sehen. Herricht, der Speck aus dem Auto heraus ein Interview gab, schrieb für die LDZ: "Den Lesern der LDZ die herzlichsten Grüße und Wünsche! Rolf Herricht." Im Bad Kösener Hotel "Vorwärts" allerdings, wo er nächtigte, musste er vor einer allzu aufdringlichen Dame flüchten. Hans-Dieter Speck hat weitere Erinnerungen parat: "Herbert Köfer, Hauptdarsteller im Film, hat mir damals übel genommen, dass ich über seine Make-up-Vorbereitungen am Set berichtet hatte. Denn Köfer bekam die Wangen gepolstert. Auf dem Markt war für die Dreharbeiten das Denkmal eines Herzogs aus Gips errichtet worden. Das stürzten dann eines Nachts Naumburger, die aus dem Tanz-Café Central (Hohes C) gekommen waren. So musste es für die Dreharbeiten nochmals aufgebaut werden." Die Geschichte mit dem Denkmal, vor allem aber die Befürchtung, der Film könnte die Volkspolizei verunglimpfen, führte bei den Genossen jedoch dazu, dass sie den fertigen Streifen in den Regalen verschwinden ließen. Zwar gab es 1970 einen erneuten Vorstoß, doch winkten die Funktionäre erneut ab. "Hände hoch - oder ich schieße" durfte nicht gezeigt werden, wanderte in das Archiv der Defa, schlummerte dort bis vor wenigen Monaten.

Nun allerdings wird es doch noch ein Happy End geben. Denn am 2. Juli soll der Film, der mit Hilfe der Defa-Stiftung technisch aufgearbeitet wurde, in die deutschen Kinos kommen. Am Donnerstag gab es dazu in Berlin eine von der Stiftung veranstaltete Voraufführung. Die sah auch Titus Richter, der für das MDR-Fernsehen arbeitet. "Als der Film über die Leinwand flimmerte, kam sofort die Erinnerung an den Naumburger Filmspiegel, der damals über die Dreharbeiten berichtet hatte", so Richter. Der MDR-Redakteur wiederum hatte vor einiger Zeit einen Beitrag über die einstige Naumburger Kreisfilmschau produziert. So entstand der Kontakt zum Naumburger Eberhard Kaufmann, der lange Jahre für den Filmspiegel aktiv war. Wie Speck erinnert auch er sich noch gut an die einstigen Dreharbeiten für den Film. In zwei MDR-Fernsehbeiträgen, die Richter über die Entstehungeschichte von "Hände hoch - oder ich schieße" drehen will, wird er seine Erinnerungen schildern. Außerdem sucht Richter für diese Beiträge - erster Sendetermin ist am 18. Juni - kurzfristig noch weitere Naumburger, die damals als Kleindarsteller im Film mitwirkten und die bereit sind, vor der Kamera davon zu erzählen. Kommentar Seite 12