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Nach Molkerei-Aus wird 2023 Kläranlage Laucha stillgelegt 10,9 Millionen Euro ebnen Weg aus dem Dilemma

Im kommenden Frühjahr ist Baustart für neue Druckleitung. Land reicht erneut Fördermittel aus.

Von Constanze Matthes 09.11.2021, 09:43
Planer Matthias Kässens (M.) erklärt  Landrat Götz Ulrich im Beisein des Verbandsvorsitzenden Olaf Schumann (r.) die Streckenführung der neuen Leitung.
Planer Matthias Kässens (M.) erklärt Landrat Götz Ulrich im Beisein des Verbandsvorsitzenden Olaf Schumann (r.) die Streckenführung der neuen Leitung. (Foto: Nicky Hellfritzsch)

Laucha/Freyburg - Die Schließung der Molkerei in Bad Bibra im Frühjahr 2018 hatte nicht nur mehr als 100 Männern und Frauen den Job gekostet. Das Aus des Betriebes sorgte in Sachen Abwasser für gehörigen Wirbel in der Unstrut-Finne-Region. Das Unternehmen war mit einer Schmutzwassermenge von rund 300.000 Kubikmetern jährlich einst der größte Einleiter in die Anfang der 90er-Jahre errichtete Kläranlage Laucha.

Mit der Molkerei-Schließung war auch das Ende der Anlage besiegelt, die seitdem nur noch zu 17 Prozent ausgelastet ist, damit unwirtschaftlich arbeitet. Was im Februar 2019 die Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbandes (AZV) Unstrut-Finne auf der Basis mehrerer Gutachten beschlossen hat, wird nun in den kommenden beiden Jahren umgesetzt. Ein Mammut-Vorhaben in mehreren Schritten, in das rund 10,9 Millionen Euro investiert werden.

Hohe Gebühren im Blickpunkt

Dabei greift das Land erneut dem Verband - nach der Fusion nunmehr der Wasser- und Abwasserverband Saale-Unstrut-Finne - finanziell unter die Arme. Hatte es bereits mit Fördermitteln in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro die Beiträge im Bereich Laucha-Bad Bibra (aktuell bei 3,90 Euro pro Kubikmeter) gedeckelt, unterstützt es nun die kommenden Maßnahmen mit insgesamt rund 5,7 Millionen Euro.

Armin Willingmann (M.) übergibt Geschäftsführer Michael List (r.) und Verbandsvorsitzenden Olaf Schumann den Fördermittelbescheid.
Armin Willingmann (M.) übergibt Geschäftsführer Michael List (r.) und Verbandsvorsitzenden Olaf Schumann den Fördermittelbescheid.
(Foto: Nicky Hellfritzsch)

Einen Fördermittelbescheid überbrachte Umweltminister Armin Willingmann (SPD) am gestrigen Montagnachmittag während seines Besuches im Hauptsitz des Verbandes im Freyburger Gewerbegebiet Kiesgrube. „Es freut mich, dass die Politik eine Lösung gefunden hat“, sagte Willingmann im Beisein von Landrat Götz Ulrich (CDU), der beiden Landtagsabgeordneten Kerstin Eisenreich (Die Linke) und Daniel Sturm (CDU), Verbandsgemeindebürgermeisterin Jana Schumann (CDU) sowie zahlreicher Vertreter der Mitgliedsgemeinden. Verbandsgeschäftsführer Michael List unterstrich die Bedeutung des umfangreichen Projekts: „Die Beiträge liegen bis heute auf einem höheren Wert, das kann nicht von Dauer sein.“ Die damalige Landeshilfe, um die Beiträge zu deckeln, seien von den Bürgern gut und mit Dankbarkeit angenommen worden. Das kommende Vorhaben nannte er einen wichtigen Zwischenschritt. Die Eigenmittel stemmt der Verband mittels Kredit.

Neu errichtet werden das künftige Pumpwerk „Burgscheidungen Bahn“ sowie Druckleitung auf einer Gesamtlänge von zwölf Kilometern, um das Abwasser aus dem Gebiet Laucha-Bad Bibra fortan zur Kläranlage Karsdorf zu bringen. Darüber hinaus werden zwölf Kilometer Schutzrohr zur Anlagensteuerung und Datenübertragung verlegt sowie die bereits vorhandenen sieben Pumpwerke in sechs Orten (Weischütz, Laucha, Dorndorf, Kirchscheidungen, Tröbsdorf und Burgscheidungen) auf eine energiesparende hydraulische Förderung umgerüstet. Hinzu kommt der Neubau von 31 Schächten.

Die neue Leitung wird dabei mehrfach die Unstrut, in Laucha eine Brücke der Landesstraße 209 sowie in Kirchscheidungen die Bahnstrecke unterqueren, und soll vorwiegend im schonenderen horizontalen Spülbohrverfahren verlegt werden, ausgenommen ist dabei der Abschnitt zwischen Burgscheidungen und Karsdorf, wo oberflächennahe verwitterte Festgesteine nur eine offene Bauweise zulassen. Zwischen beiden Orten wird eine Doppelleitung eingebracht.

Eine Herausforderung - der Naturschutz

„Die große Herausforderung ist es, das Vorhaben im vollen Betrieb umzusetzen“, erklärte Matthias Kässens, Geschäftsführer des in Hildesheim ansässigen Ingenieurbüros Pabsch & Partner. Zudem gelte es, mehrere Naturschutz-Gebiete sowie speziell auch Milan-Horste zu beachten.

Die wesentlichen Bauleistungen sollen noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden. Baustart ist für das kommende Frühjahr vorgesehen. Die Arbeiten werden zudem archäologisch begleitet. Nach dem Betriebsstart der neuen Trasse, die bereits Ende des kommendes Jahres ihre Arbeit aufnehmen soll, wird die Kläranlage nahe der Bundesstraße 176 ein Jahr später stillgelegt. Die Erdfolienbecken werden schrittweise zurückgebaut, um auch Ausgleichsflächen für den Naturschutz zu schaffen. Die Technik findet teilweise in der baugleichen Kläranlage Freyburg Verwendung. Das alte Betriebsgebäude wird der WAV weiterhin nutzen. Die nächste große Maßnahme steht in drei Jahren dem Verband ins Haus. Geplant, so List, sei ein Umbau der Anlage Karsdorf für mehr Energieeffizienz.

Der Wasser- und Abwasserverband Saale-Unstrut-Finne unterhält zwei Standorte: den Hauptsitz im Freyburger Gewerbegebiet Kiesgrube sowie eine Außenstelle in Nebra, Schloßhof 6. Die Sprechzeiten sind: Dienstag 9 bis 12 Uhr und 13 bis 17 Uhr sowie Donnerstag 9 bis 12 Uhr und 13 bis 15.30 Uhr.

Die Anfang der 90er-Jahre in Betrieb gegangene Kläranlage in Laucha soll bis Ende 2023 stillgelegt werden.
Die Anfang der 90er-Jahre in Betrieb gegangene Kläranlage in Laucha soll bis Ende 2023 stillgelegt werden.
(Foto: Archiv/Stöckel)