Zweiter Müllofen im Dauerbetrieb
Leuna/MZ. - Statt heller Rauchwölkchen, die sich zuweilen aus den beiden hohen Schornsteinen der MVV Trea Leuna kringeln, stiegen am Mittwochnachmittag Hunderte roter und blauer Luftballons über dem Werksgelände nahe der B 91 in den Himmel. Ein symbolischer Hinweis auf den offiziellen Start des zweiten Müllofens, der den Dauerbetrieb aufnahm.
Kurz zuvor hatten hochrangige MVV-Vertreter, unterstützt von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), seiner Ministerkollegin Petra Wernicke (CDU), Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) und der Leunaer Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos) mit dem Druck aufs rote Knöpfchen das Feuer im Ofen entzündet. Auf einer Großbildleinwand konnten es die Gäste hell lodern sehen. Dazu erklang Händels Feuerwerksmusik, gespielt vom Mitteldeutschen Salonorchester.
Eine eindrucksvolle Inszenierung, die zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft am Mittwoch auf dem Werksgelände der MVV Trea Leuna erlebten. Der Anlass bot auch allen Grund: Drei Monate eher als ursprünglich geplant nahm der Zwillingsofen der thermischen Abfallbehandlungsanlage Leuna den regulären Betrieb auf.
Böhmer erinnerte in seiner Ansprache an die Tradition des Chemiestandortes sowie an den Kohlebergbau und die Stromerzeugung aus Braunkohle. Heute erfolge de facto eine Re-Industriealisierung in Leuna. Die Trea sei dabei einer der Energielieferanten. Mit dem gesetzlichen Zwang zur thermischen Verwertung der Abfälle und dem Aus für Deponien sei eine profitabel arbeitende Abfallwirtschaft entstanden, die wiederum Teil einer modernen Energiepolitik sei, sagte der Ministerpräsident.
Bereits seit Juli bewährt sich die Anlage Trea 2 im Probebetrieb. "Damit können wir hier in Leuna die Verbrennungsleistung auf 390 000 Tonnen pro Jahr verdoppeln", konstatierte Werner Dubb, Mitglied des Vorstandes der MVV Energie AG. Die insgesamt 174 Millionen Euro, die das Mannheimer Unternehmen am Standort Leuna investiert habe, seien "gut angelegt", unterstrich er und verwies auf höchste technische Standards: "36 hoch qualifizierte Mitarbeiter haben hier einen dauerhaften Arbeitsplatz gefunden". Etwa 150 weitere Arbeitsplätze stünden indirekt im Zusammenhang mit der Anlage. Mit der stofflichen Verwertung, sprich Verbrennung und Erzeugung von Energie statt Deponierung trage man dem ökologischen Aspekt Rechnung.
Mehr als 90 Prozent der Müllmenge wird von Vertragspartnern aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen geliefert. Bei etwa 60 Prozent davon handelt es sich um kommunale Abfälle, der Rest kommt von Gewerbebetrieben, wobei Verträge mit langen Laufzeiten Liefersicherheiten böten. Interessant ist der vertragsfreie Markt: Hier werden sogar Abfälle aus Wiesbaden und Wien zur Verbrennung nach Leuna transportiert.