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Zwangsversteigerung Zwangsversteigerung in Merseburg: Hausruine in der Domstraße kommt billig unter den Hammer

Von Undine Freyberg 10.10.2017, 09:50
Die Domstraße 1 soll am Donnerstag zwangsversteigert werden.
Die Domstraße 1 soll am Donnerstag zwangsversteigert werden. Peter Wölk

Merseburg - Das Haus Domstraße 1 kennt fast jeder in Merseburg, und es hat früher möglicherweise mal richtig etwas hergemacht. Heute bietet sich hier nur noch ein Bild des Jammers. Das viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus mit zweigeschossigen historischen Gewölbekellern ist in einem bedauernswerten Zustand - manche würden es Bruchbude nennen - und außerdem ohne aktuellen Besitzer. Am Donnerstag soll es vor dem Amtsgericht versteigert werden.

Historisches Haus in Merseburg ist ungeliebtes Erbe

Das Haus, das einst in den Burgberg hineingebaut worden war, hatte nach dem Tod des früheren Besitzers an ein Familienmitglied fallen sollen. Die Frau hatte das Erbe jedoch ausgeschlagen - sicherlich nicht ohne Grund. Denn das auf dem 429 Quadratmeter großen Grundstück stehende Haus mit einer Nutzfläche von 620 Quadratmetern (500 davon für Wohnen) liegt im Geltungsbereich eines archäologischen Flächendenkmals und ist als Einzeldenkmal verzeichnet.

Damit müssen alle Bau- und Sanierungsmaßnahmen von der Denkmalschutzbehörde abgesegnet werden. Der finanzielle Aufwand wäre zudem wesentlich höher als bei einem Nicht-Denkmal.

Risse im Putz, Sickerwasser: Am Haus in der Domstraße 1 wäre einiges zu tun

Ein Gutachter aus Halle hatte ein Wertgutachten für Boden und Gebäude erstellt. Darin spricht er unter anderem von abrissreifen Nebengebäuden, einfachster Ausstattung in den Wohnbereichen, teils historischen Türen und Bodenfliesen, Rissen in Putz und Wänden und Sickerwasser in den Gewölbekellern.

Das Baujahr des Gebäudes ist unbekannt, der Gutachter vermutet allerdings, dass es Ende des 17. Jahrhunderts nach einem Brand neu aufgebaut wurde. Die Gewölbekeller sind seiner Einschätzung nach sogar noch älter. Trotzdem wurde der Verkehrswert des Objekts mit 1 Euro festgesetzt.

Warum das Haus nun zwangsversteigert werden soll

Obwohl das Haus als Erbe ausgeschlagen worden war, laufen für das Grundstück Kosten auf. Im speziellen Fall ist es der sogenannte Herstellungsbeitrag II, der vom Abwasserzweckverband (AZV) Merseburg erhoben wird. Hintergrund: Grundstückseigentümer im Gebiet des AZV müssen für Sanierungs- oder Erneuerungsmaßnahmen im gesamten Verbandsgebiet aufkommen (Altanschlussnehmer) oder dann, wenn etwas komplett neu gebaut wird (gilt für Anschlüsse ab 15. Juni 1991). „Für das Grundstück Domstraße 1 ist bisher kein Herstellungsbeitrag II gezahlt worden“, sagte Nadine Müller, beim AZV zuständig für Vollstreckungen, gegenüber der MZ. „Es dreht sich um eine vierstellige Summe. Wir haben deshalb Antrag auf Zwangsversteigerung gestellt.“ (mz)

››Versteigerung des Hauses Domstraße 1 am 12. Oktober im Amtsgericht Merseburg