Zwangsversteigerung Zwangsversteigerung in Merseburg: An diesen Investor ging das historische Haus in der Domstraße

Merseburg - „75.000 Euro zum Ersten, 75.000 Euro zum Zweiten und 75.000 Euro zum Dritten“, sagt Rechtspflegerin Simone Wohlberedt um 9.55 Uhr im voll besetzten Saal 5 des Merseburger Amtsgerichts. In diesem Moment hat das Haus Domstraße 1 in Merseburg einen neuen Besitzer. Damit stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass das vernachlässigte Gebäude mit den historischen Gewölbekellern, das einst in den Burgberg hineingebaut wurde, saniert wird.
Historisches Haus in Merseburg: Investor aus Leipzig lieferte sich Bietergefecht
Ersteigert wurde es nämlich von einem 30-jährigen gebürtigen Türken, der seit 1999 in Leipzig lebt und dort eine Baufirma hat. Er habe in Leipzig schon mehrere Objekte saniert und auch ein Haus in Merseburg. „Ich liebe historische Häuser und Fassaden, und ich verspreche, ich mache aus dem Haus wieder ein Schmuckstück“, sagte er der MZ kurz nach der Versteigerung, bei der er ganz schön kämpfen musste und sich sogar ein Bietergefecht mit einem anderen Interessenten lieferte.
Auch zwei gebürtige Hallenser - einer von ihnen Architekt, der andere, der in Merseburg studiert hatte, arbeitet in der Finanzbranche - waren unter den Interessenten. Sie sind auf der Suche nach einem lohnenden Objekt, waren aber nicht enttäuscht, dass es für sie nicht geklappt hat. „Wir finden schon noch etwas.“ Auch ein Bieter aus Köln musste unverrichteter Dinge gehen.
Zwangsversteigerungen in Merseburg: Verfahren können sich über Jahre hinziehen
Was eine Zwangsversteigerung einbringen kann, variiert von wenig bis zu sechsstelligen Summen - je nach Zustand des Gebäudes. „Wir versteigern aber nicht nur Häuser, sondern auch Acker- oder Brachland. Auch wenn das recht selten vorkommt“, sagt Simone Wohlberedt. „Manche Verfahren können sich über Jahre hinziehen, weil so ein Verfahren von Gläubigerseite auch mal ausgesetzt werden kann.“
Im Übrigen sei die Zahl der Zwangsversteigerungen in den vergangenen Jahren sehr gesunken. „In den 2000er Jahren hatten wir zum Teil bis zu 200 neue Verfahren pro Jahr“ sagt die Rechtspflegerin. Im Jahr 2017 seien beim Amtsgericht Merseburg 54 neue Zwangsversteigerungsverfahren hinzugekommen. Insgesamt seien 133 laufende Verfahren anhängig. Bei manchen Verfahren säßen auch nur zwei oder drei Leute im Publikum. „So spannend wie im Fall der Domstraße 1 ist es selten.“
Haus in Merseburg zwangsversteigert: Wie ernst ist es dem neuen Eigentümer mit dem Grundstück?
Aus dem Erlös werden unter anderem die Gerichtskosten, Forderungen des Abwasserzweckverbandes Merseburg und der Stadt Merseburg, die noch Grundsteuer für das Grundstück zu bekommen hat, bezahlt.
Wie ernst es dem neuen Eigentümer mit diesem Grundstück war? „Ich hätte bis zu 200.000 Euro bezahlt“, sagte er der MZ. (mz)