Wut und Trauer im Südpark Merseburg Wut und Trauer im Südpark Merseburg: Wurden Brillenschafe zu Tode gefüttert?

Merseburg - Der Merseburger Südpark ist nicht nur bei den Einheimischen ein beliebtes Ausflugsziel. Gerade an Wochenenden und Feiertagen nutzen viele Menschen den kostenfrei zugänglichen Tierpark, um frische Luft zu schnappen und dabei Schafe, Schweine oder Ziegen zu beobachten.
Die Stimmung bei den Tierpflegern des Südparks ist in diesem Jahr jedoch komplett gekippt: Sie sind wütend über die Ignoranz einiger Besucher, der gleich mehrere Tiere zum Opfer gefallen sind. Wildes Füttern hat ein halbes Dutzend Brillenschafe verenden lassen. Eine empörte Tierpflegerin verschaffte sich jetzt im Internet Luft.
„Ich als zuständige Tierpflegerin habe sie heute so gefunden und bin stinksauer“
„Ich als zuständige Tierpflegerin habe sie heute so gefunden und bin stinksauer, da wir dieses Jahr schon sechs Schafe durch das Unverständnis der Leute verloren haben“, schreibt Jaqueline Bol im sozialen Netzwerk Facebook über die Brillenschafe. Zu ihrem Text hat sie ein Foto veröffentlicht, auf dem zwei der zotteligen Tiere zu sehen sind. Eines liegt am Boden. „Das liegende Brillenschaf ruht nicht einfach nur, nein sie ist total festgelegen und kann nicht mehr aufstehen“, schildert Bol die Notlage.
Nach Schilderungen der Pfleger sei es Alltag, dass Besucher Möhren oder Brot mitbringen, um das Futter dann einfach über den Zaun in die Gehege zu werfen. Vor allem Brot kann fatale Folgen haben, wie sich nun bei den Brillenschafen zeigt. Die Kost ist für die Tiere schwer verdaulich, besonders in den Unmengen, die sie durch wildes Füttern erhalten.
Pansen bläht sich auf, verdrängt andere Organe
Der Pansen bläht sich auf, verdrängt andere Organe. Die Tiere können schwer atmen und liegen am Boden. Irgendwann kollabiert der Körper. Auch am Freitag befand sich noch ein betroffenes Schaf zur Behandlung in der Tierklinik in Leipzig. Ob es überleben wird, ist noch unklar.
„Wir möchten eindringlich darauf aufmerksam machen, dass der Hinweis ,Tiere füttern verboten!’ von den Besuchern des Südparks unbedingt beachtet werden muss“, erklärt deshalb auch die Stadtverwaltung auf Anfrage der MZ in dieser Woche. Zugleich bestätigt sie die Todesfälle infolge wilden Fütterns. Um dem Ganzen Einhalt zu gebieten, hat die Verwaltung Tonnen im Bereich des Wirtschaftshofs aufgestellt, in die Futterspenden geworfen werden können.
129 Personen mit Tierpatenschaften
„Wir versichern, dass die Tiere des Südparks umfänglich und fachgerecht von unseren Tierpflegern versorgt und betreut werden“, betonte die Stadt. Nicht zuletzt trügen auch 129 Personen durch ihre Patenschaften in Höhe von insgesamt 13.000 Euro über viele Jahre schon dazu bei, dass der Tierbestand und damit der Besuchermagnet Südpark erhalten werden kann. „Dafür gilt unser herzlichster Dank“, ließ die Stadt wissen.
Die Tierpfleger sind inzwischen dazu übergegangen, die Tiere durch Wegsperren zu schützen. So waren die Brillenschafe am Freitag in einem hinteren Bereich untergebracht. Auch die Ziegen hielten sich in einem kleineren Gehege auf als sonst. Kaum zu übersehen sind zudem die Verbotsschilder bezüglich des Fütterns. „Wer sich dennoch berufen fühlt, es besser zu wissen, was die Tiere benötigen, dann kann er sich doch gerne bei der Stadt als Tierpfleger bewerben und uns zeigen, was er denn so versteht von der Fütterung“, erklärte wiederum die wütende Tierpflegerin Bol im Internet weiter. (mz)