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Wursttanz in Spergau Wursttanz in Spergau: Spergauer stimmen sich auf Lichtmeß ein

Von Melain van alst 24.01.2016, 17:39
Im Gasthof feiern die Spergauer ihren Wursttanz als Auftakt zur Lichtmeß. Teil der Veranstaltung ist das Abreißen der Würste vom Kranz.
Im Gasthof feiern die Spergauer ihren Wursttanz als Auftakt zur Lichtmeß. Teil der Veranstaltung ist das Abreißen der Würste vom Kranz. Peter Wölk Lizenz

Spergau - Die Hütte brennt in Spergau. Der Gasthof „Zur Linde“ ist voll, ebenso wie die Tanzfläche. Die Leute haben sichtlich Spaß, tanzen, unterhalten sich und frönen den Traditionen an diesem Samstagabend. Es ist eben nicht irgendein Fest und auch nicht irgendein Tanz. Spergau feiert den Wursttanz und damit den großen Auftakt zur Lichtmeß in weniger als zwei Wochen. Und was die Spergauer Jahr und Jahr feiern, könnte sogar zum Weltkulturerbe ernannt werden.

Hunderte Jahre Tradition und Geschichte stehen hinter diesen Festen und als Küchenbursche sollte man diese gut kennen. Zweiter Küchenbursche in diesem Jahr ist Sören Statz, der gemeinsam mit fünf weiteren Küchenburschen und ebenso vielen Küchenmädchen die Veranstaltung organisiert hat. „Viel höher kann man in der Lichtmeß-Gesellschaft kaum noch steigen“, erklärt er. Erster Küchenbursche könnte er im kommenden Jahr noch werden. Mal sehen. Lichtmeß - das bedeutet auch, wenn man dabei ist, muss man dabei bleiben. „Aussetzen geht nur in Ausnahmesituationen“, so Statz. Seit er 14 Jahre alt ist, gehört er dazu und hat - wie es sich gehört - ganz unten als Eierfrau angefangen. Und ja, auch die Eierfrauen sind Männer. Es gibt nur einen Posten in der Lichtmeß, den auch tatsächlich Frauen besetzen - die Küchenmädchen.

1688 soll ein ähnliches Fest erstmalig in der Ortschronik erwähnt worden sein. 1763 wurde dann speziell von einem Fest berichtet, dass der Lichtmeß gleicht. Grund genug für Jens Hesselbarth, zusammen mit der Lichtmeß-Gesellschaft einen Antrag zur Anerkennung für das immaterielle Weltkulturerbe der Unesco zu stellen. „Wir haben alles innerhalb der Fristen eingereicht und warten nun, wie es weitergeht“, so Hesselbarth. Im Frühjahr wählt das Land Sachsen-Anhalt vier Vorschläge aus, die an die Kultusminister-Konferenz weitergegeben werden. Die wiederum geben die Liste an die Deutsche Unesco-Kommission weiter, die die Anträge im Sommer 2016 prüft. „Es wäre schon toll, wenn man anerkennt, was wir hier machen“, sagt Statz. Andererseits wird es die Lichtmeß auch ohne diesen Status weiter geben.

Und das Fest hat eine besondere Wirkung auf das Dorf. „Es schweißt auf jeden Fall zusammen“, so Statz. Er kann sich noch daran erinnern, wie er zusammen mit seinem Opa sein Schwarzmacher-Kostüm gebastelt hat. Auch er war schon Mitglied der Lichtmeß-Gesellschaft. Das Fest verbindet nicht nur die Generationen, unter denen dieses Kulturgut weitergegeben wird. Es verbindet das gesamte Dorf, dass auch in diesem Jahr wieder am 7. Februar in den frühen Morgenstunden auf den Beinen sein wird. Denn dann zieht die Gesellschaft mit zahlreichen Zuschauern wieder durchs Dorf. (mz)

Ergattert: Auf den Schultern eines anderen kommt man besser an die Wurst.
Ergattert: Auf den Schultern eines anderen kommt man besser an die Wurst.
Peter Wölk Lizenz
Die sechs Küchenburschen (v.l.): Christian Koblenz, Sören Statz, Stephan Koblenz, Christian Bernhardt und Hannes Dunzel. Bursche Nummer vier Toni Bernhard war am Abend nicht dabei.
Die sechs Küchenburschen (v.l.): Christian Koblenz, Sören Statz, Stephan Koblenz, Christian Bernhardt und Hannes Dunzel. Bursche Nummer vier Toni Bernhard war am Abend nicht dabei.
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