Wohnprojekt in Merseburg Wohnprojekt in Merseburg: Anflug aufs Rabennest

MERSEBURG/MZ - „Wir wollen nicht einfach so viele Wohnungen wie möglich bauen, sondern vor allem möchten wir mit dem Projekt das ganze Quartier aufwerten“, erklärt Architekt Frank Mühler aus Schkopau, der mit seinem Büro Planwerkstatt von der WG Aufbau damit beauftragt worden war, deren neues Wohnprojekt „Rabennest“ zu entwerfen.
Entstehen soll das „Rabennest“ im Bereich der Siegfried-Berger-Straße. In den Häusern 5 bis 7, die derzeit noch der Stadt Merseburg gehören (bisher Verwaltungssitz von Ordnungs- und Gewerbeamt etc.), aber zum 1. April an die WG Aufbau verkauft sind, soll zum Beispiel altengerechtes Wohnen entstehen.
Viele kennen sicher das Gebäude, in dem die Büros der Verwaltung von einem Flur in Richtung Norden und Richtung Süden abgehen. „Diesen Flur werden wir auf die Nordseite, also in Richtung Straße, verlegen, so dass in Südausrichtung Zwei-Raum-Wohnungen entstehen, die auch Balkone bekommen“, erklärt Barbara Schneider, Vorstandsvorsitzende der Wohnungsgenossenschaft Aufbau, den ersten Teil des Plans. Insgesamt seien hier 21 Wohneinheiten geplant
30 neue Wohnungen
Auf dem derzeit unbebauten Teil des Grundstücks hinter dem Verwaltungsgebäude soll ein Neubau entstehen, der eine Bogenform haben wird. Insgesamt 30 Wohnungen sollen in dieser Mehrgenerationen-Wohnanlage entstehen. Die Nettokaltmiete werde unter 7,00 Euro pro Quadratmeter liegen, so Schneider gegenüber der MZ.
Für das Bauvorhaben Rabennest rechnen Architekt Frank Mühler und die Wohnungsgenossenschaft Aufbau mit insgesamt etwa zwei Jahren Bauzeit. „Wenn alles gut klappt, sind wir 2016 durch“, so Mühler gegenüber den Grundstücksnachbarn. Das Architekturbüro will jetzt in die Feinplanung für das Projekt Rabennest gehen, für das das Land bereits Fördermittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat. (und)
Dass das ganze Projekt nicht ganz einfach wird, zeigte das erste Zusammentreffen mit einigen der künftigen Nachbarn des Rabennestes, die die WG Aufbau zu einer Infoveranstaltung eingeladen hatten. Hier erfuhren sie nämlich auch, dass der alte Speisesaal (vielen bekannt als Wahl- und Briefwahlbüro) abgerissen werden soll. Stattdessen soll hier ein völlig neuer Eingangsbereich inklusive Fahrstuhl entstehen. Außerdem ist geplant, hier die Zufahrt zur Tiefgarage (unter dem Neubau) einzurichten.
„Ich habe große Befürchtungen, ob das gut geht“, sagte Hendrik Erben, dem das Nachbarhaus gehört, das Giebel an Giebel mit dem Speisesaal steht. In seinem rund 100 Jahre alten Haus gebe es bereits jede Menge Risse. „Die sind während der Bauarbeiten an der Weißen Mauer entstanden. Wissen Sie was das für Erschütterungen sind, wenn die Baufahrzeuge hier die Straße runterdonnern?“ Dabei hätte er sein Haus gerade erst saniert und eine neue Wärmedämmung angebracht. Architekt Mühler sicherte Erben zu, dass der Abriss unter Aufsicht eines Statikers erfolgen, die Giebelwand seines Hauses saniert und neu gedämmt werde. Erben ist trotzdem gegen den Abriss. „Es gibt doch auf der anderen Seite des Gebäudes bereits eine Einfahrt zum hinteren Grundstück. Wenn der Saal nicht abgerissen würde, hätte man außerdem etwas, wo sich die alten Leutchen auch mal treffen könnten, zum Tanz zum Beispiel. Das würde aus meiner Sicht mehr Sinne machen.“