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«Wir haben ihn alle verehrt»

Von UNDINE FREYBERG 22.01.2010, 18:04

BAD LAUCHSTÄDT/MZ. - Die Trauergäste erhoben sich schweigend. Es war mehr als eine Schweigeminute.

Auf den Tag genau vor einem Jahr hatte Bernd Heimühle noch selbst an dieser Stelle gestanden und die Festrede auf seine Wahl-Heimatstadt gehalten, die an diesem Tag den Titel "Goethe-Stadt" verliehen bekam. Am Freitag war der Mann, der am 4. Januar nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren gestorben war, selbst Inhalt vieler Reden und Grußworte, die Freunde und Wegbegleiter an seinem Wirkungsort, dem Goethe-Theater von Bad Lauchstädt, im Gedenken an ihn gehalten haben.

Bei der beim Ableben von Theaterleuten üblichen Abschiedsfeier unter dem "roten Lappen", wie der Vorhang in der Theatersprache heißt, fielen im Zusammenhang mit dem langjährigen Direktor immer wieder die Worte Optimismus, Verlässlichkeit, Freundschaft und dass Bernd Heimühle für sein Theater und die Kuranlagen gebrannt habe. Sein Wirken habe Spuren hinterlassen und er habe die Historischen Kuranlagen und das Goethe-Theater aus ihrer Provinzialität herausgeholt und ihnen zu nationalem und sogar internationalem Rang und Namen verholfen.

Sein engster Freund, Hans Hubert Werner, ließ eine 60 Jahre währende Freundschaft Revue passieren, die nicht an einem Grab ende, wie er sagte. An Karin Heimühle und Sohn Christian gewandt, sagte er, dass es zwar jetzt eine schwere Zeit sei, doch dass man auch wieder lächeln werde, "weil wir uns dankbar erinnern, dass er unter uns war".

Das Wirken Bernd Heimühles, dem 2009 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen worden war, sei ein Segen gewesen, sagte Landrat Frank Bannert (CDU) in seiner Ansprache.

Ilse Niewiadoma, die Bürgermeisterin von Bad Lauchstädt, rang während sie an Heimühles Verdienste um die Goethe-Stadt erinnerte auf der Bühne sichtbar um Fassung. Irgendwann konnte sie die Tränen aber doch nicht mehr unterdrücken - wie es übrigens einigen im Publikum ging.

Mit einem Satz, den Heimühles persönlicher Freund Hans-Dietrich Genscher einst gesagt hatte, erinnerte Johannes Kowalewsky vom Fontane-Ensemble Berlin an den Theater-Direktor. "Goethe hat dieses Theater gebaut. Sie haben ihm seine Seele gegeben", zitierte er.

Trompeter Ludwig Güttler, der häufig mit Heimühle zusammengearbeitet hat und ihn seit mehr als 20 Jahren kennt, sprach ebenfalls ein Grußwort und sagte am Rande der Feier zur MZ: "Menschen mit so viel Verantwortungsbewusstsein und Tatendrang wie es Bernd Heimühle hatte, gibt es viel zu wenige."

"Es ist ein Verlust", meinte auch Schauspieler Peter Sodann. "Denn man hatte mit ihm in Bad Lauchstädt die Möglichkeit, Theater zu machen, das den Leuten gefällt." Nach seiner Verbannung aus dem neuen theater in Halle habe er mit Heimühle Pläne für eine Fortsetzung seiner Arbeit in der Goethe-Stadt geschrieben. "Doch der Tod hat es anders geregelt."

Was mancher am Freitag möglicherweise vermisst hat, waren Worte der langjährigen Mitarbeiter Heimühles, die ihn möglicherweise besser kannten als manch anderer. "Im Nachhinein sehe ich Bernd Heimühle eher als Freund denn als Vorgesetzten", sagte Werner Schulz, der seit 1968 bei den Kuranlagen gearbeitet hat und ab 1979 als kundiger Bühnen-Beleuchtungsmeister unter anderem für das richtige Licht im historischen Theater sorgte. "Herr Heimühle hatte es geschafft, die gesamte Belegschaft über die Wende zu bringen. Er hat niemanden entlassen. Und das rechnen ihm die Leute hoch an." Dass er Mitarbeiter gehabt habe, die ihm geholfen haben, sei klar. " Aber es waren immer seine Ideen, die wir umgesetzt haben", sagte Schulz, der selbst Ende 2007 in den Ruhestand gegangen war. "Und ich denke ich kann sagen - wir haben ihn alle verehrt."

Seit 1984 war Bernd Heimühle Direktor der Kuranlagen und des Goethe-Theaters gewesen, hatte den Theatersommer und den Konzertwinter durch seine oft persönlichen Beziehungen zu Künstlern immer wieder mit Höhepunkten spicken können. Der jedes Jahr von tausenden Gästen besuchte Christkind'l-Markt war seine Idee und er hat auch das "Festspiel der deutschen Sprache" nach Bad Lauchstädt geholt. Im Dezember 2009 war der gebürtige Merseburger zum ersten Ehrenbürger der Goethe-Stadt ernannt worden. Bernd Heimühle war der Initiator und Gründungspräsident der Gesellschaft der historischen Theater Europas und stand ihr bis zu seinem Tode vor.