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"Wir finden schlicht kein Personal mehr" "Wir finden schlicht kein Personal mehr": Hafen in Braunsbedra verliert Gastronomie

Von Robert briest 25.06.2019, 12:00
Die Strandbar in Braunsbedra wird nicht wieder öffnen.
Die Strandbar in Braunsbedra wird nicht wieder öffnen. Katrin Sieler

Braunsbedra - Sitzen unter Sonnenschirmen mit Sand unter den Füßen und bestem Blick auf das Blau des Geiseltalsee, dazu ein Cocktail in der Hand. Dieses Urlaubsgefühl war dank der Strandbar seit 2017 im Hafen von Braunsbedra möglich. Doch nun müssen die Gäste am Geiseltalsee zumindest auf den Cocktail verzichten.

Hafenpromenade verliert einziges gastronomisches Angebot

An dem Ensemble aus Container, Holzbuden und künstlichem Strand auf der Hafenpromenade kleben Zettel, darauf teilt der Betreiber, die Geiseltaler Touristikgesellschaft GmbH (GET) mit: „Die Strandbar ist geschlossen und öffnet auch nicht wieder, aus betriebsbedingten Gründen.“

Damit verliert der Hafen in Braunsbedra sein einziges gastronomisches Angebot und einen wichtigen Anziehungspunkt. Dabei hatte Sebastian Kaßner, der Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Geiseltaltouristik, die auch den Geiseltalexpress und das oberhalb des Hafens gelegene Besucherzentrum betreibt, noch im Sommer 2018 zum ersten Geburtstag der Strandbar erklärt: „Die Investition hat sich absolut gelohnt.“

Kein Personal: Hafenbar in Braunsbedra muss schließen

Warum dann also jetzt die Schließung? „Wir haben die Strandbar nicht zugemacht, weil wir keine Lust mehr hatten, sondern wir schlicht kein Personal mehr finden“, begründet Kaßners Vater Roland Karge. Für den Betrieb der Bar bräuchte man vier bis fünf Leute. Doch weder Annoncen noch Aushänge brachten den gewünschten Erfolg. Karge sieht vor allem die Arbeitszeiten als Problem:

„Die Strandbar hat bis 21, 22 Uhr offen. Wenn Sie da noch sauber machen, dauert es bis 24 Uhr, bis Sie raus sind. Das will keiner machen. Wenn wir Personal gefunden hätten, hätten wir die Bar weiterbetrieben.“ Der Unternehmer sieht den Personalmangel als Problem der ganzen Branche. Er sei in dieser Woche in Warnemünde gewesen. Auch da hätten die Betriebe teilweise Probleme, Mitarbeiter zu finden, obwohl sie 15 Euro pro Stunden bezahlen würden.

Stadt soll Grundgastronomie bauen

Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) bedauert das Aus für die Strandbar: „Für uns ist es schade, weil damit die Versorgung am Strand fehlt. Wir bemühen uns daher schnellstmöglich einen Ersatz zu finden.“ Nach Möglichkeit noch für die laufenden Saison. Er schätze die Chancen, zumindest eine Übergangslösung zu finden, gut ein, sagt der Bürgermeister. „Wir befinden uns derzeit noch in ein paar Gesprächen.“

Roland Karge hat auch schon einen konkreten Vorschlag, was die Stadt am Hafen tun könnte, denn der Standort dort sei eigentlich gut. „Die Stadt müsste Geld in die Hand nehmen und eine Grundgastronomie bauen, in die sich jemand einpachten kann.“ Ein neuer Gastronom müsste dann nicht selbst die Investitionskosten tragen.

Nachfolger bräuchten ohnehin eigene bauliche Lösungen. Die GET wird ihre Einrichtungen am Hafen entsprechend des Pachtvertrags zurückbauen. Karge betont jedoch: „Wir geben das Unternehmen nicht auf, sondern konzentrieren uns auf die Standorte die Weiterbestehen.“ Davon hat die Familie einige. Neben Geiseltalexpress und Besucherzentrum zählen dazu auch das Café in der Pfännerhall und das Fahrgastschiff „MS Geiseltal“. (mz)