Willkommenskultur Willkommenskultur: Rosentalschule hat die meisten Migrantenkinder im Saalekreis

Merseburg - „Ich kenne die öffentliche Meinung - ’Da sind so viele Ausländerkinder, da schicke ich mein Kind nicht hin’“, sagt Birgit Münchhausen, die Schulleiterin der Grundschule im Rosental.
Und tatsächlich - im Augenblick haben 66 der 250 Kinder an der Rosental-Schule einen Migrationshintergrund. Das ist Rekord im Saalekreis. „Und viele dieser Kinder sind auch ein Geschenk.“ Die meisten seien sehr, sehr fleißig; die Eltern sehr engagiert - wie deutsche Kinder und deren Eltern übrigens auch.
Im vergangenen Jahr hatten zum Beispiel die Eltern des kleinen Cheikhmous aus Syrien gefragt, ob ihr Sohn vor der Einschulung zweimal statt nur einmal pro Woche zur Vorschule kommen darf, damit er schneller Deutsch lernt. Diesem Wunsch war die Schule gern nachgekommen.
"Ich liebe sie alle"
„Nehmen Sie fünf deutsche Kinder - die sind alle unterschiedlich. Und nehmen sie fünf ausländische Kinder - die sind auch ganz unterschiedlich. Aber ich liebe sie alle.“ Birgit Münchhausen ist stolz auf ihre Schüler und darauf, wie alle Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter die Herausforderung der Integration anpacken. Denn man habe sich das ja nicht ausgesucht.
36 der ausländischen Kinder der Rosental-Grundschule lernen zurzeit in drei separaten Fördergruppen mit Deutsch als Zielsprache und drei extra dafür zur Verfügung stehenden Lehrern. „Einige sind schon aus dem Grundschulalter raus.
Damit sie aber im kommenden Jahr an der Sekundarschule nicht den Anschluss verlieren, müssen sie bei uns erstmal richtig Deutsch lernen“, so die Schulleiterin. Die übrigen Klassen seien alle gemischt - so wie die 3b zum Beispiel. Die Mädchen und Jungen legen nicht nur fürs Foto die Arme umeinander, sie sind tatsächlich gut miteinander befreundet.
Denn Integration ist in dieser Schule keine Einbahnstraße. In Projekten lernen die Schüler die unterschiedlichen Länder kennen, aus denen ihre Mitschüler kommen. Das erweitert nicht nur den Horizont, sondern heißt Kinder auch auf besondere Weise willkommen.
Schüler sollen besser verteilt werden
In der Rosental-Grundschule lernen neben deutschen Kindern unter anderem auch Kinder aus Syrien, Indien, Kuba, Guinea-Bissau, Mazedonien, Russland, Eritrea oder Aserbaidschan. Die übrigen Grundschulen im Saalekreis sind weit weniger international, zumindest haben sie weniger oder gar keine Migrationskinder.
Im gesamten Kreis waren es laut Februar-Statistik 189 Kinder an Grundschulen, mehr als ein Drittel davon an der Rosental-Grundschule. Um hier für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, hieß es jetzt von Seiten des Landesschulamtes, dass man versuchen wolle, die Schüler besser zu verteilen.
„Dazu bedarf es aber Absprachen mit den Schulträgern, da die Zuweisung ja mit dem Wohnort in Verbindung steht“, sagte Silke Stadör vom Landesschulamt gegenüber der MZ. Das bedeutet auch: Bis sich etwas ändert, kann es dauern.
Im Bildungsausschuss des Merseburger Stadtrates kam die Frage auf, ob in Anbetracht der hohen Konzentration von Migrationskindern an der Rosental-Grundschule nicht auch die 1,3 Kilometer entfernte Merseburger Curie-Schule für die Beschulung von mehr Migrantenkindern in Frage käme.
Im Gebäude gebe es doch nach dem Auszug der Johannesschule sehr viele freie Klassenräume. Thomas Nemson vom Jugend- und Sportamt wies darauf hin, dass die Räume weder ausgestattet, noch saniert seien. (mz)