1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Willkommen in der DDR: Willkommen in der DDR: Sanitäranlagen des VfB Imo haben hohen Igitt-Faktor

Willkommen in der DDR Willkommen in der DDR: Sanitäranlagen des VfB Imo haben hohen Igitt-Faktor

Von Undine Freyberg 22.05.2016, 09:27
Ronny Sickel in den historischen Duschräumen.
Ronny Sickel in den historischen Duschräumen. Peter Wölk

Merseburg - Bei diesem Anblick sollte sich der Schutzpatron der Sanitäranliegen wohl einen anderen Job suchen, denn hier bekommt der Begriff Notdurft eine völlig neue Bedeutung. Die Duschen und Toiletten des VfB Imo am Ulmenweg sind derart unzumutbar, dass selbst die Gäste-Fußballer von Germania Halberstadt ihren Protest zum Ausdruck brachten. Statt die Toiletten im Sportlerheim der Imo zu nutzen, gingen sie lieber raus und gossen die Bäume.

Super Team aber eklige Duschen

„Man kennt Merseburg in ganz Deutschland, weil wir super Fußball spielen - vor allem unser Nachwuchs, der in die 2. Bundesliga aufsteigen wird“, erzählt Teammanager Christoph Schäfer, der selbst mit vier Jahren angefangen hat, Fußball zu spielen. „Wir haben sehr viele Vereinsmitglieder. Unsere Jungs sind alle spielverrückt. Aber gerade bei den Jüngeren hören wir von den Eltern: Aber duschen wird mein Junge bei Ihnen nicht.“

Kein Wunder - das Sportlerheim stammt aus den 60er Jahren. Entsprechend historisch sind Sanitär- und Duschanlagen. Der Zustand hat allerdings nichts mit schlechter Reinigung zu tun.

Ob die tönernen Abwasserrohre unter dem Gebäude überhaupt noch in einem Stück sind, ist fraglich. Am Gebäude stehen nämlich mächtige Bäume, deren Wurzeln bereits in die Sanitäranlagen hineinwachsen, so dass der Abtransport von Wasser und Fäkalien kaum noch funktioniert. Zumal die Abwasserleitungen auf dem Gelände abschüssig in Richtung Sportlerheim verlegt sind. „Ich muss hier ständig mit dem Kärcher ran, damit hier überhaupt etwas geht“, erzählt Ronny Sickel, der eigentlich bei der Firma Imo angestellt ist, aber fürs Rasenmähen oder andere Arbeiten an den Verein ausgeliehen wird.

Das Problem: Imo hatte das Gelände einst von der Stadt übernommen. Das Gebäude ist allerdings städtisch. 1993 waren Fassade, Heizung und Dach saniert worden. Das war’s allerdings. Zum Vergleich: 2006 wurden die Sanitäranlagen und Umkleidebereiche im Sportlerheim am Stadtstadion (Heimat des SV 99) für 280.000 Euro saniert. Man fühle sich zurückgesetzt, heißt es von Seiten des VfB Imo, obwohl gerade was den Nachwuchsbereich angehe, hier die höherklassigen Mannschaften spielten. Dabei sind die Plätze und Außenanlagen am Ulmenweg top gepflegt - natürlich alles in Eigenregie (fürs Stadtstadion bezahlt die Stadt einen Platzwart). Jährlich werden rund 80.000 bis 90.000 Euro für die Unterhaltung der Anlage ausgegeben. Von der Stadt gab es im vergangenen Jahr Zuschüsse in Höhe von 27.000 Euro.

Problem sind die Sanierungskosten

Doch zurück zum eigentlichen Problem. Die Sanierung eines Duschraums am Ulmenweg würde nach ersten Schätzungen 40.000 Euro kosten. „Die Stadt muss hier etwas tun“, sagte Stadtrat Steffen Rahaus (CDU), der Schulleiter des Domgymnasiums während einer Vorortsitzung des Bildungsausschusses. Der Verein mache schließlich bundesweit Werbung für die Stadt Merseburg. Das dürfe man nicht vergessen. Aber so sei er natürlich kein Aushängeschild. (mz)

Team-Manager Christoph Schäfer zeigt die top gepflegte Anlage - das ganze Gegenteil vom Vereinsheim.
Team-Manager Christoph Schäfer zeigt die top gepflegte Anlage - das ganze Gegenteil vom Vereinsheim.
Peter Wölk