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Wettstreit um Studenten Wettstreit um Studenten: Hochschule Merseburg schielt nach Leipzig

Von Michael Bertram 25.10.2016, 05:00
Direkt neben dem Hof des Hauptgebäudes entsteht ein Lesegarten.
Direkt neben dem Hof des Hauptgebäudes entsteht ein Lesegarten. Jan Ryszard Galka

Merseburg - Mini-Bagger rumpeln über eine matschige Fläche, gleich nebenan kreischt der Trennschleifer, während er die Pflastersteine in passgenaue Stücke für die neueste Attraktion auf dem Campus der Merseburger Hochschule schneidet: Westlich vom Hauptgebäude entsteht derzeit ein Lesegarten, der ausgestattet mit W-Lan künftig unter anderem als grüner Hörsaal fungieren kann. Aber nicht nur hier, überall auf dem weitläufigen Areal der Hochschule wird derzeit gebuddelt und saniert. Fast drei Millionen Euro werden insgesamt investiert.

„Wir wollen den Studenten attraktive Bedingungen bieten“, sagt Kanzler Ulrich Müller. Das habe auch mit der Konkurrenz zu tun, vor allem jener aus Leipzig. Schon seit Jahren liefern sich die Hochschule Merseburg und die HTWK Leipzig einen Wettstreit um Studenten. Nun wagen die Domstädter einen weiteren, gewaltigen Vorstoß: „Wir planen einen Hochschul-Express Merseburg-Leipzig“, sagt Müller.

Studenten müssen am Bahnhof umsteigen

Vom Nahverkehrsunternehmen PNVG wird die Busverbindung derzeit nur indirekt angeboten, die Studenten müssen am Bahnhof umsteigen. Darüber hinaus liegen die Verhandlungen mit dem Mitteldeutschen Verkehrsverbund über ein Semesterticket, wie es Studenten in Halle und Leipzig bereits seit Jahren nutzen können, auf Eis. Studenten überlegen es sich derzeit also zweimal, ob sie jeden Tag zwischen Leipzig und Merseburg pendeln wollen.

Eine exklusive Busverbindung mit eigenem Tarif könnte alle Probleme auf einen Schlag lösen. „Wir werden eine Ausschreibung vorbereiten und sehen, zu welchen Konditionen die Linie betrieben werden kann“, erklärt der Kanzler der Merseburger Hochschule.

Bushaltestelle auf dem Campus

Definitiv gebaut wird im Zuge der Maßnahmen auf dem Campus eine Bushaltestelle, die Verkehrsprobleme lösen soll. „Wenn wir Tagungen oder Chemieolympiaden haben, ist der Busverkehr in den engen Straßen auf dem Campus schwierig“, erläutert Ulrich Müller. Direkt gegenüber soll eine Art Garage für Fahrräder und Motorräder entstehen - die Hochschule macht mobil.

Doch nicht ganz, denn der Verkehr auf dem Campus soll deutlich ruhiger werden. Dazu plant die Hochschule die Versetzung bereits vorhandener Schranken in die Zufahrten Geusaer Straße und Ulmenweg. „Schon jetzt sind das Anliegerstraßen, die von vielen Menschen ohne Anliegen genutzt werden“, stellt Müller klar. „Abends oder an Wochenenden finden hier auch mal Autorennen statt, was wir nicht länger dulden wollen.“

Weitere Umbauten

Im Zuge des Campus-Umbaus entsteht auch ein neuer Weg zum Sportgebäude, ein Basketballplatz und ein Beachvolleyballfeld werden gebaut. Neben dem Rechenzentrum, das aufgrund der modernen Technik heute mit deutlicher weniger Platz auskommt, ist für den Kanzler jedoch das Haus der Studierenden mit die wichtigste Neuerung auf dem Campus. „Der alte Flachbau wird künftig wieder richtig genutzt, hier können Konferenzen stattfinden“, sagt Müller. Es soll eine Clubatmosphäre geschaffen werden, indem auch Studentenclubs hier Unterschlupf finden. „Hier kann man aber auch gut der Studierendenrat seine Sitzungen abhalten.“

Dass die Hochschule auf einen Schlag so viele Projekte anpackt, liegt an der bislang schwierigen Finanzierung. „Seit Jahren gibt es einen Sanierungsstau“, sagt Müller. Er führt den Lesegarten als Beispiel an, für den die Planungen schon seit zehn Jahren laufen. Immer wieder musste das Projekt jedoch hintenanstehen, weil andere Aufgaben dringlicher erschienen. Das Land hätte stets zu wenig Geld allein für die Unterhaltung der Gebäude bereitgestellt. Dennoch konnte die Hochschule in kleinen Schritte etwas tun, so unter anderem Barrierefreiheit schaffen, Keller trocken legen oder Treppenhäuser sanieren. Die aktuell verfügbaren 2,9 Millionen Euro setzen sich aus Landes- und Hochschulpaktmitteln sowie Geld aus dem eigenen Haushalt zusammen. Den Studenten dürfte das aber egal sein. (mz)

Im Rechenzentrum wird umgebaut, weil die Technik weniger Platz braucht.
Im Rechenzentrum wird umgebaut, weil die Technik weniger Platz braucht.
Jan Ryszard Galka
Ein Arbeiter sägt Bordsteine in die richtige Größe.
Ein Arbeiter sägt Bordsteine in die richtige Größe.
Jan Ryszard Galka