Weißenschirmbach Weißenschirmbach: Fluthelferin jetzt selbst in Not

Weissenschirmbach/MZ - Melanie Franke rüstete sich im Hochwassergebiet gerade für ihren Einsatz, als sie am Mittwochabend der Anruf einer Nachbarin erreichte: „Euer Haus stürzt gerade ein.“ Die 25-Jährige aus Weißenschirmbach war wie an jedem Abend dieser Woche mit dem Technischen Hilfswerk (THW) der Ortsgruppe Sangerhausen ins mehr als 100 Kilometer entfernten Dessau-Rosslau ausgerückt, um im Kampf gegen die Flut mit anzupacken. Nun benötigt sie Hilfe. Sie steht mit ihrer Familie vor einer persönlichen Katastrophe. Die drei Frankes haben ihr Zuhause verloren.
Ursache ist unklar
Gegen 20.30 Uhr hatte eine Wand ihres Wohnhauses am Sockel nachgegeben und war daraufhin umgekippt. Die Ursache ist unklar, mit dem Hochwasser hat es nichts zu tun. Verletzt wurde zum Glück niemand. Melanie Frankes Ehemann Mathias (28) arbeitet als Nachtkurier und war etwa eine halbe Stunde zuvor von zu Hause losgefahren. Die vierjährige Tochter Ella hatten sie an diesem Abend zu den Großeltern gebracht. Nach dem Unglück wurde die Dorfstraße in Weißenschirmbach für Fahrzeuge und Fußgänger bis auf weiteres gesperrt. Es besteht akute Gefahr, dass weitere Teile des Hauses einstürzen. „Unser Haus darf nicht mehr betreten werden. Es ist nicht mehr bewohnbar, hat uns ein Statiker gesagt“, so die Fluthelferin.
Seit Montag war sie Tag und Nacht mit den anderen Helfern des THW-Ortsverbandes, in dem sie sich seit zwei Jahren engagiert, in den Hochwasserregionen rund um Dessau unterwegs. Täglich mehr als zwölf Stunden half sie, provisorische Deiche zu bauen und zu stabilisieren. Von ihrem Arbeitgeber, einer Versicherungsgesellschaft, wurde die 25-Jährige dafür freigestellt. „Helfen geht vor Arbeit“, meint sie und da steht es außer Frage, dass sie auch ihr Privatleben hinten anstellt. Ihr Ehemann kann das gut verstehen, denn auch er gehört dem Sangerhäuser THW-Ortsverband an.
Nur das Nötigste
Als die jungen Eheleute am Mittwochabend an der Unglücksstelle eintrafen, zeigte sich ihnen ein erschreckendes Bild. Sie konnten von der Straße in die Zimmer ihres Hauses sehen. „Wenn ich mir vorstelle, dass wir drin gewesen wären und plötzlich die Wand einstürzt. Meine Tochter hätte das nicht verkraftet“, sagt die geschockte Mutter. Mit einem Feuerwehrmann ging sie in der Nacht auf eigene Gefahr in das Haus. „Alles, was ich tragen konnte, habe ich mitgenommen“, erzählt sie. Aber Kleidung, Möbel oder etwa die Fische und Vögel - all das konnte sie nicht retten. „Bis auf eins, zwei Kleidungsstücke habe ich jetzt nur die Sachen vom THW“, sagt sie.
Vor fast genau zwei Jahren hatte das Ehepaar das Haus gekauft. Es sei immer alles in Ordnung gewesen. „Die Wand war weder nass, noch kaputt. Auch der Keller war trocken“, erzählt Melanie Franke. Nun ist aber nichts mehr in Ordnung. Sie dürfen noch nicht einmal hinein. Die junge Familie kommt erst einmal bei Melanies Vater in Wolferstedt (Mansfeld-Südharz) unter. Das THW muss vorerst auf die 25-Jährige verzichten. „Daran kann ich derzeit nicht denken. Ich muss erst einmal sehen, wie es mit uns weitergeht. Wenn dann dringend Hilfe gebraucht wird, stehe ich wieder bereit.“