Ungewohnte Töne Warum es Merseburger Zaubersprüche nun auch in Russisch und Lettisch gibt
Die Russin Albina Garbunow und ihr lettischer Ehemann Viktor bieten die Merseburger Zaubersprüche in ihrer jeweiligen Muttersprache dar.
Merseburg/MZ - So hat man die Merseburger Zaubersprüche wohl noch nie gehört. Für den Rezitationswettbewerb anlässlich des großen Domfestjahres haben Albina und Viktor Garbunow die Zaubersprüche in ihren Muttersprachen Russisch und Lettisch rezitiert. Und das klang ganz wunderbar. Wer sich davon überzeugen möchte, kann das demnächst auf der Internetseite www.merseburger-zaubersprueche.net tun. Denn wie schon andere vor ihnen, wurden auch sie von Dietmar Eißner, Stadtführer und Vorsitzendes des Freundeskreises Literatur, für den Wettbewerb gefilmt.
Für den Zauberspruchwettbewerb konnten selbst geschrieben Texte eingereicht werden. Bis Ende Oktober (verlängert) kann man aber immer noch mit Rezitationen der Heilsprüche, die zu den ältesten Schriftdokumenten in deutscher Sprache gehören, am Wettbewerb teilnehmen.
„Ich habe vor der Aufnahme ständig noch etwas geändert“
Dietmar Eißner hatte die Idee, die Sprüche in anderen Sprachen rezitieren zu lassen und hatte sich deshalb an Edith Stolp, eine ehemalige Russischlehrerin des Herdergymnasiums gewand und gefragt, ob sie das übernehmen könnte. „Allerdings hatte ich da eine bessere Idee“ sagt die 83-Jährige und stellte den Kontakt zu Albina Garbunow und ihrem Mann Viktor her. Beide leben seit 18 Jahren in Merseburg. Albina Garbunow schreibt Reisebücher und Erzählungen. Und die Russischlehrerin hat sich schon vor Jahren mit den Zaubersprüchen beschäftigt und sie ins Russische übersetzt. „Man findet dabei immer neue Worte, die bestimmte Worte noch besser beschreiben. Das habe ich jetzt wieder gemerkt. Es ist ein Prozess. Ich habe vor der Aufnahme ständig noch etwas geändert“, erzählt sie.
Ihr Ehemann Viktor Garbunow, der aus Lettland stammt, wo beide gelebt haben, hat ebenfalls eine besondere Verbindung zu den Zaubersprüchen. „Meine Großmutter war selbst so etwas wie eine Heilerin. Sie konnte mit Worten Blutungen stoppen. Das habe ich selbst erlebt“, erzählt der Diplomchemieingenieur, der in der Kreisverwaltung als Hausmeister arbeitet. Der 65-Jährige wird bald in Rente gehen, und dann werden sich er und seine Frau aus Merseburg in Richtung Lettland verabschieden. Dort leben ihre Kinder.
Hoffen auf weitere Interessenten für die Zauberspruchaktion
Unterdessen hofft Dietmar Eißner auf weitere Interessenten für die Zauberspruchaktion. Auf der Internetseite des Projekts können sich Besucher zum Beispiel anschauen, wie Domführerin Beate Tippelt oder Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) die Zaubersprüche interpretieren. „Und wenn sich Schulklassen für eine Projektstunde zu den Zaubersprüchen interessieren, können sie sich gern an uns wenden“, lädt Eißner ein.
Beispielvideos gibt es auf www.merseburger-zaubersprueche.net, alle Teilnahmebedingungen und Informationen unter www.merseburger-zaubersprueche.de, Kontakt: [email protected]