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Von 90 auf knappe 60 Kilo Von 90 auf knappe 60 Kilo: Müchelner muss nach Tumor-Erkrankung ohne Magen leben

Von Undine Freyberg 02.11.2020, 06:00
Knut Lichtenheldt möchte im Saalekreis eine Selbsthilfegruppe gründen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Knut Lichtenheldt möchte im Saalekreis eine Selbsthilfegruppe gründen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Undine Freyberg

Merseburg - Vor 16 Jahren musste Knut Lichtenheldt Hals über Kopf ins Krankenhaus. Notoperation. Damals war er ein kräftiger Mann, wog 90 Klio und hatte ein bisschen Magenschmerzen. Seine Ärztin erkannte beim Ultraschall sofort den Ernst der Lage. Eine Art Tumor hatte Lichtenfelds Magen von außen attackiert und ihn zusammengequetscht. Das Ding musste raus. „Es war nicht bösartig und laut Akte auch kein Krebs. Ich brauchte deshalb keine Chemo“, erzählt der 69-Jährige.

Wegen Tumor wurde Magen entfernt - Fünf bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag

Heute ist der Ingenieur aus Mücheln 32 Kilogramm leichter. Er wurde damals nicht nur von dem Tumor befreit, auch sein kompletter Magen musste entfernt werden. Und das hat Lichtenheldts ganzes Leben verändert. Heute sagt ihm sein Körper, was er essen kann und was nicht und auch wieviel. „Es ist immer unterschiedlich.“

Am besten vertrage er Weißbrot, Kartoffeln und Nudeln. „Es gab sogar Zeiten, da konnte ich Sauerkraut essen - in Maßen natürlich. Ich mag auch Gurkensalat von geschälter Gurke. Eine Zeit lang hab’ ich das vertragen. Aktuell geht das nicht.“ Er esse wie ein Spatz, fünf bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag. Die Portionsgrößen? „Wenn man sich einen normalen Suppenteller vorstellt, dann schaffe ich davon die Hälfte. Aber ich brauche Zeit“, erzählt er.

Müchelner möchte Selbsthilfegruppe für Austausch und Fachwissen ins Leben rufen

Er würde sich gern mit anderen Menschen austauschen, die wie er ohne Magen leben müssen. In einer Selbsthilfegruppe könnte er sich vorstellen, dass man auch mal einen Spezialisten zu einem bestimmten Thema einladen könnte. „Wenn man sich wieder treffen darf“, meint Lichtenheldt mit Blick auf die aktuellen Einschränkungen. „Aber so haben andere Betroffene jetzt Zeit, darüber nachzudenken, ob das nicht auch etwas für sie wäre - der Austausch mit anderen. Von anderen auch Tipps bekommen.“

Denn keinen Magen zu haben, bedeutet auch, mit den Folgen klarzukommen. Ohne Magen fallen auch dessen Funktionen weg. Das Verdauungsorgan sorgt normalerweise dafür, dass Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden können. „Das fehlt bei Magenlosen. Wenn ich ein Kilo abnehme, brauche ich ein ganzes Jahr, um das wieder draufzukriegen.“

Müchelner nach Erkrankung über kurze ärztliche Fürsorge seitens der Kassen verärgert

Deshalb würde ihn Ernährungsberatung mit medizinischem Hintergrund zu genau diesem Problem interessieren. „Bisher hatte ich noch kein Glück“, sagt der gebürtige Thüringer, der bis 2014 europaweit Wasseraufbereitungsanlagen zum Beispiel für Kliniken verkauft hat.

Was ihn ärgert: „Da ich keinen Krebs hatte, war bei mir nach der Kur die ärztliche Fürsorge beendet.“ Krebspatienten würden fünf Jahre lang in regelmäßigen Abständen untersuchtessen. „Ich kann sehr froh sein, dass ich eine so gute Hausärztin habe.“

››Interessenten wenden sich an die Selbsthilfekontaktstelle unter Tel. 03461/34 18 72 oder 0170/67 47 807 oder per Mail an [email protected] (mz)