Vision Vision: Ein Schiff auf dem Merseburger Marktplatz?
MERSEBURG/MZ - Die Idee ist so verrückt wie genial: ein „Traumschiff“ auf dem Markt. Ausgedacht hat sich das Ganze Detlef Furchheim, vielen besser bekannt als Captain Fu. Die Idee, die dahintersteckt: „Damit könnte man den Markt beleben und hätte etwas, was sonst keiner hat“, lächelt der Unternehmer, der ansonsten mit der „Captain Fu“ Saalefahrten anbietet.
Furchheims Plan: Er möchte sein „Traumschiff“ gern als Gaststätte auf den Markt setzen. Das Schiff ist 20 Meter lang, 4,40 Meter breit und ab Einstiegskante auf Land zwei Meter hoch. Auf dem 40-Tonner würde es ein Freideck mit Bestuhlung und im Sommer Sonnenschirmen geben, und natürlich gäbe es auch überdachte Plätze. Selbst vor dem Schiff könnte ein Freisitz eingerichtet werden.
Die komplette Maschinenanlage, Getriebe, Welle und Propeller würde Furchheim am liebsten als Ausstellungsstück vor dem Schiff aufbauen und als Außentheke nutzen. Das Schiff auf dem Markt wäre eine Attraktion, die sonst keine Stadt vorzuweisen hat, meint Furchheim. „Eine touristische Aufwertung wäre dadurch sicher“, lächelt Captain Fu.
Nachdem das Haus Markt 1 fertig ist und bereits von den ersten Vereinen (Verbraucherzentrale, Mieterbund) bezogen wurde, sollen in diesem Jahr auch die Außenanlagen des Hauses hergerichtet werden. Für 100.000 Euro aus dem Haushalt 2013 soll das Areal um das Haus mit Natursteinpflaster dem übrigen Markt angeglichen werden. Gelder für die Instandsetzung einer Mauer und einer Treppe müssen erst noch mit dem Haushalt 2014 beschlossen werden. Die Errichtung einer touristischen Bushaltestelle wird zurückgestellt. (und)
Im Bauausschuss des Stadtrates, in dem er seine Idee präsentierte, erntete er blasses Erstaunen. „Wenn wir das machen, würde uns Peter Ramm das Schiff um die Ohren hauen“, meint Roland Striegel (SPD/Grüne). Man kämpfe zwar schon seit Jahren darum, die Innenstadt zu beleben. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das machen werden - ein Schiff auf den Markt stellen.“ Zumal es Veranstaltungen wie dem Bauernmarkt einiges an Fläche rauben würde. Furchheim meint dagegen, dass das Schiff eine tolle Kulisse für alle möglichen Veranstaltungen abgeben würde.
Ein Schiff auf dem Trockenen hat es in Merseburg schon mal gegeben: Das Gastronomie-Schiff „Teichperle“ lag am hinteren Gotthardteich an der Stelle, wo heute der „Böhmische Hof“ steht.
„Wir sind dort früher gern hingegangen. Es war schön, dort zu sitzen und mal ein Glas Rotwein zu trinken“, erinnert sich Roland Striegel. Er hätte nichts gegen ein ähnliches Projekt - bloß nicht auf dem Markt. „Es sei denn, man würde es als zeitlich begrenzte Aktion machen - für vielleicht einen Sommer. Das könnte ich mir vorstellen.“ Captain Fu will sein „Traumschiff“ zur Verfügung stellen, weil seiner „Merseburger Personenschifffahrt“ die Personaldecke fehlt, um ein weiteres Schiff auf der Saale zu betreiben. Er findet seine Idee vom Schiff auf dem Markt nach wie vor toll. „Aber ganz ehrlich - ich glaube nicht, dass es passieren wird“, meint er skeptisch zur MZ. Dennoch arbeiten Studenten der Hochschule an einem Businessplan für das Projekt.
Erst Anfang Dezember hatte Detlef Furchheim in der Domstraße das „Merseburger Schifffahrtsbüro“ eröffnet, um Merseburger und Touristen besser über seine Saaletouren informieren zu können.