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Vandalismus in Merseburg Vandalismus in Merseburg: Tierkindergarten auf der Neumarktbrücke wurde entführt

Von Dirk Skrzypczak 08.03.2015, 20:09
Da waren sie noch da: Wer weiß, wo der Tierkindergarten geblieben ist?
Da waren sie noch da: Wer weiß, wo der Tierkindergarten geblieben ist? Peter Wölk/Archiv Lizenz

Merseburg - Der kleine Tierkindergarten auf der Neumarktbrücke in Merseburg war ein beliebtes Fotomotiv - Frosch, Igel, Marienkäfer, Hund und Maus ließen sich mit der Saale oder dem Domberg gut in Szene setzen. Jetzt wurden die knuffigen Geschöpfe aus Wolle geraubt. Unbekannte hatten das Quintett in der Nacht zum Samstag aus dem umstrickten Brückengeländer geschnitten. Zurück blieben zunächst nur fünf große Löcher. „Das ist natürlich schlimm. Aber mit so etwas muss ich rechnen“, sagt die Merseburger Aktionskünstlerin Sigrid Napierala. Kurz vorm Rosenmontagsumzug hatte sie die Tiere am Geländer befestigt.

Mittlerweile haben auch viele Spaziergänger das Desaster schon bemerkt. In einer Mail an die MZ reagiert Jenny Irmler verärgert: „Leider gibt es Leute, die Handarbeit nicht zu schätzen wissen“, schreibt sie. Es ist unterdessen nicht der materielle Verlust, der die 71-jährige Sigrid Napierala beschäftigt. „Wenn man handwerklich geschickt ist, dann fertigt man in rund einer Stunde so ein Tier aus Wolle an“, sagt sie. „Es macht mir Spaß. Und wenn andere daran ebenfalls eine Freude haben, dann ist es doch gut.“

Tier brachte es zu einiger Berühmtheit

Es ist nicht das erste Mal, dass ihre Arbeit zum Opfer von Vandalen wurde. Im Juli vergangenen Jahres hatte die einfallsreiche Seniorin einen Frosch für das Geländer der Neumarktbrücke angefertigt. Das Tier brachte es zu einiger Berühmtheit. Pärchen ließen sich küssend vor dem Woll-Frosch fotografieren, die MZ hatte extra einen Wettbewerb ausgerufen. Anfang August dann wurde der Frosch zerstört. Ein Unbekannter hatte offenbar mit einem Messer seine Wut an dem Tierchen ausgelassen.

„Ich habe den Frosch repariert und mit den anderen Tieren angenäht. Jetzt ist er komplett weg“, sagt die Künstlerin, prophezeit den „neuen“ Eigentümern aber wenig Freude an ihrer Beute. „Ich hatte sie richtig doll festgemacht. Deshalb mussten die Täter ja die Figuren mitsamt einem Stück des gestrickten Handlaufs mitnehmen.“

Unterdessen hat sie schon wieder Abhilfe geschaffen und Wassergeister, wie sie die Kreaturen nennt, auf das Geländer gesetzt. Dass sie den schnuckligen Tierkindergarten wiedersieht, glaubt sie nicht. Auch will sie von einer Anzeige bei der Polizei absehen. (mz)

Statt der Tiergruppe sitzen jetzt kleine Wassergeister auf dem Geländer.
Statt der Tiergruppe sitzen jetzt kleine Wassergeister auf dem Geländer.
Peter Wölk Lizenz